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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Misty Massey
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entfernen und verlor sich schließlich im Nebel. Ließ sie allein.
    Allerdings nicht ganz allein. Falkin war so weit gelaufen, doch die Gestalt im Umhang befand sich immer noch knapp hinter ihr … und wartete. Ihr blieb nichts anderes mehr übrig. Fast kraftlos hob sie den Arm und ließ ihre eigene Hand in die knochige Umklammerung des Danisobers sinken …
    »Falkin.«
    Sie riss die Augen auf. Dunkel. Schatten bedeckten alles. Und die Welt schwankte, wiegte sich vor und zurück. Wo war sie jetzt? War das hier eine Hölle, die allein den Opfern danisobischer Dämonen vorbehalten war?
    Irgendetwas berührte sie. Sie kämpfte sich aus der Hängematte. Das Deck war so kalt, dass sich ihre nackten Zehen krümmten, aber das ignorierte sie. Sie zog den Dolch, den sie beim Schlafen trug, und schwenkte die Klinge. »Stell dich zum Kampf, Bestie!«
    »Nicht nötig. Ich gebe auf.« Shadd starrte sie mit besorgtem Blick an.
    Jetzt, da sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte Falkin die ausgedehnte Kajüte der Thanos wieder. Das Bett befand sich hinter ihr; ein Großteil des luxuriösen Bettzeugs war auf dem Boden am Fußende aufgehäuft. Falkin war weder in der Hölle, noch hatte sie sich im Nebel verlaufen. Sie hatte wieder geträumt. Sie befand sich an Bord der Thanos , also in Sicherheit … und unbeschadet. Auf der Jagd nach den Männern, die ihren Kapitän verhaftet hatten. Und ihre Mutter war noch immer …
    Sie schob den Dolch in die Scheide. Shadd griff nach oben, um die Dämpfklappe der Laterne zu öffnen, die von der Decke hing, so dass die Kajüte von einem warmen Leuchten durchflutet wurde und die letzten Reste von Falkins Albtraum verflogen.
    »Kin? Geht’s dir gut?«
    Ihr Herz klopfte noch immer schmerzhaft. Sie hob einen Finger und drohte ihrem Freund damit. »Warum bist du nicht im Bett?«
    »Dein Stöhnen hat mich geweckt.«
    »Tut mir leid.« Sie setzte sich in ihre Hängematte, aber sie wusste schon jetzt, dass sie nicht so leicht wieder einschlafen würde. Das konnte sie nie, wenn sie diesen Traum geträumt hatte. Ihre Nerven waren zu gereizt, um sich zu entspannen. Vor dem Fenster lag Dunkelheit – ohne auch nur die Andeutung eines Sonnenaufgangs. »Leg dich wieder hin, Junge.« Sie stand auf und packte den Türriegel.
    »Wo willst du hin?«
    »Dachte, ich würde mal über Deck spazieren und nachsehen, wie’s so aussieht.«
    Vor der Tür war der Himmel samtschwarz, sacht plätscherten Wellen tief unter ihr. Tom hatte endlich nachgegeben und sich in seine Hängematte zurückgezogen; er hatte Charlie und Bardo das Steuerrad überlassen. Sie unterhielten sich mit zusammengesteckten Köpfen, aber sie konnte nicht hören, was sie sagten. Bardo erspähte sie und hob eine Hand. Sie ging zur Reling und ließ die Hand über das polierte Holz gleiten. Die sanften Geräusche der nächtlichen Fahrt waren beruhigend, aber es würde noch lange dauern, bevor sie sich völlig entspannte.
    Nachdem sie McAvery zurück in seine Zelle geschickt hatte, war Falkin an Deck geblieben, bis das Schiff der Kopfgeldjäger außer Reichweite gewesen war. Sobald sie sicher sein konnte, dass es fort war, und sie wieder Kurs auf Pecheta genommen hatten, war sie in die Kapitänskajüte zurückgekehrt. Es war eindeutig, dass McAvery auf nichts eine klare Antwort geben würde. Sie hatte den Nachtmittag damit verbracht, Binns’ Logbuch zu lesen, und wenn alles stimmte, was sie herausgefunden hatten, dann war es nicht gerade leicht zu verdauen.
    Eine Träne wallte in ihrem Auge auf, tropfte ihr über die Wange und vom Kiefer herab. »Artie, warum hast du mir nicht vertraut?«, flüsterte sie. Die nächtliche Brise brachte ihr jedoch keine Antwort.
     
    McAvery lag ausgestreckt auf der armseligen Bank, die der Gittertür seiner Zelle gegenüberstand. Zuerst dachte Falkin, er schliefe, doch er wandte den Kopf, als sie näher kam. »Was führt Euch denn um diese Zeit zu mir?« Sein langes Haar war offen; er war barfuß. Eine wollweiße Tunika hing lose über eine eng anliegende schwarze Hose. Die Verschnürung am Hals war geöffnet, und die Tunika klaffte auf und enthüllte sonnengebräunte Haut. Sein Adamsapfel tanzte, und Falkin ertappte sich plötzlich dabei, ihn anzustarren und ihre Lippen daraufpressen zu wollen.
    »Ich konnte nicht schlafen.«
    »Albträume? Wollt Ihr darüber sprechen?«
    »Woher …«, begann sie und hielt die Worte in der Kehle zurück, bevor sie sich noch weiter verraten konnte. Er hatte es nicht

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