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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Misty Massey
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    Ich wollte beten, ich sah auf Und blickte himmelwärts. Ein böses Flüstern brach hervor, Staubtrocken ward mein Herz.
    Samuel Taylor Coleridge
     
     
     
    IHR NAVIGATOR WAR nicht allein. Shadd war früh aufgestanden und stand neben Tom; sein blonder Haarschopf flatterte in der Morgenbrise. Als er sie erblickte, hob er zum Gruß die fleischige Hand.
    »Es ist ein wunderschöner Morgen«, brüllte er. »Und hier kommt ein wunderschöner Kapitän, um ihn noch schöner zu machen!«
    Sie erreichte das obere Ende der Leiter, schwang das Bein hoch und darüber, blieb dann stehen und atmete die frische Luft tief ein. Nur ein paar Schritte unter ihr gingen Männer ihren Pflichten nach, aber die Last der Sorge hatte sich von ihren Schultern gehoben. Es war, als hätte sie die kurze Kletterpartie in eine andere Welt geführt, in der Anspannung und Furcht sie nicht quälten. Hier oben gab es keinen Verdacht, keine Geheimnisse. Und keinen McAvery.
    Falkin marschierte über das Deck und schlug ihrem Oberkanonier auf die Schulter. »Wie fühlst du dich heute, alter Trottel?« Sie wusste, dass sie sich nicht zu sehr um seine Verletzung sorgen durfte, besonders, da er sie ihretwegen erlitten hatte. Aber sie konnte einfach nicht anders, als zu fragen. Er hielt sich nicht mehr so oft die Seite, geriet aber immer noch dann und wann außer Atem, wenn er die Leitern hinaufkletterte.
    Das Grinsen, das sein Gesicht zerteilte, drückte seine übliche gute Laune aus. »Heil und gesund, als wäre ich nie aufgeschlitzt worden.« Er tätschelte sich den Bauch. »Alle Innereien sind noch dort, wo sie hingehören, und tun brav ihren Dienst.« Er legte den Kopf zurück, blickte in die Takelage hoch und nickte sinnend. »Also lernst du die Thanos langsam kennen, ja?«
    »Ja, wir kommen mittlerweile zurecht und sind auch ganz gut vorangekommen. Wir werden morgen in Sichtweite von Pecheta sein.«
    »Keine Spur von der Sieg ?«
    »Noch nicht.«
    Shadd nickte; seine zotteligen blonden Locken hüpften bei der Bewegung. Er kniff die Augen zusammen und blickte in die Ferne. »Ich wollte schon länger mal mit dir darüber reden.« Er warf einen Blick auf Tom, dann sah er zu Falkin zurück. »Hast du ein bisschen Zeit für mich?«
    In diesem Augenblick gähnte Tom herzhaft und reckte die Arme. Falkin zuckte beim Knacken seiner Gelenke zusammen. Seit dem Verlust der Vogelfrei hatte er immer die Nachtwache übernommen, und sie wusste, dass ihm das seinen Zoll abverlangte. »Tom«, rief sie, »du bist abgelöst.«
    Sein gewöhnlich so verschlossenes Gesicht verzog sich zu einem winzigen Lächeln. Wortlos sicherte er das Steuerrad und ging. Falkin übernahm selbst das Steuer, löste die Schlinge, die es festhielt, und schlang die Finger um die Griffe. Sie genoss das Gefühl, das Schiff unter den Händen zu haben. Der Sog des Wassers am Ruder so tief unter ihr fühlte sich an, als ströme Blut durch ihre Adern. »Shadd«, sagte sie mit plötzlicher Begeisterung, »fragst du dich jemals, ob ein Mensch für das Meer geboren sein kann? Dazu geboren, immer auf dem Wasser zu leben?«
    »Ach, ich jedenfalls bin das nicht, Mädchen. Ich liebe das Meer, das steht fest. Aber ich wette, genauso glücklich würde ich sein, wenn ich Kanonen von den Mauern einer Festung im Kontinentalgebirge herab abfeuern könnte. Der Kanonendonner und der Pulvergestank sorgen immer dafür, dass ich mich lebendig fühle.« Er lehnte sich an die Reling und sah sie seltsam an. »Du dagegen … wenn ich an so etwas glauben würde – und, wohlgemerkt, das geb ich damit noch nicht zu! -, dann schwöre ich, dass du diejenige mit dem Meer im Blut sein müsstest. Aber ich bin nicht hier heraufgekommen, um über so was wie Vorbestimmung zu plaudern. Ich bin mächtig neugierig, was diese Mission betrifft.«
    »Neugierig inwiefern?«
    »Zum einen, wie sie ablaufen soll. Hast du einen Plan, oder willst du ihn dir erst ausdenken, wenn du schon mittendrin bist?«
    Neugierig musterte sie sein Gesicht. »Ich dachte, wir wären uns einig, was geschehen muss. Vertraust du mir nicht?«
    »Ich vertrau dir, Kin. Ich habe aber auch bemerkt, dass wir bisher kein Fitzelchen von dem Schiff, das wir jagen, gesehen haben.«
    Das Steuerrad knarrte sanft, als stimme es dem, was er gerade gesagt hatte, zu.
    »Morgen werden wir vor der pechetischen Küste ankern. Ich werde McAvery und zwei Jungs in einem Beiboot mitnehmen. Wir spazieren zum Palast hoch und verlangen eine Audienz beim König.«
    »Beim

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