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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Misty Massey
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Augenlider bewegten sich, blinzelten wild. »Das würdest du nicht wagen.«
    Sie drückte mit dem Dolch fester zu. »Verlass dich nicht darauf.«
    Einen endlosen Augenblick lang rührte sich niemand. Als warte die Zeit selbst ab, was als Nächstes geschehen werde. Falkin fühlte sich, als hätte sie Wurzeln geschlagen, die tief genug reichten, um sich um den Kiel der Thanos zu schlingen. Die Männer rings um sie waren zu Statuen geworden; dass sie Menschen waren, verriet nur das Echo ihres lauten Atems. Sie konnte noch nicht einmal die Dünung und das Stampfen der Wellen spüren. Alles war zum Stillstand gekommen und wartete darauf, dass ein kleiner Seemann endlich die letzten Reste seines Griffs ins Rad des Schicksals lösen würde.
    Am Ende spürte sie eher, wie sein Körper resigniert in sich zusammensank, als dass sie es sah. Gut. Sie hatte sich auch nicht darauf gefreut, ihm den Dolch ins Auge stoßen zu müssen. Nicht weil sie zimperlich gewesen wäre – sie hatte Männern schon früher Schnitte zugefügt, wenn es nötig gewesen war. Aber ihn auf diese Art und Weise zu töten, wäre widerwärtig gewesen – Hirn und Blut wären überallhin gespritzt. Sie wog den Dolch in der Hand und schob ihn dann zurück in ihren Gürtel. Es würde so viel sauberer sein, ihn aufzuhängen. Sie fragte sich, wann sie eigentlich so kaltschnäuzig geworden war. Aber nur einen Augenblick lang. Moralische Überlegungen würden warten müssen, bis sie Zeit hatte, sie genauer zu durchdenken.
    Die Härte, die Bardo vorzutäuschen versucht hatte, war aus seiner Stimme verschwunden, als er sprach: »Sie warten auf der Leeseite von Pecheta. Sie liegen in einem Privathafen vor Anker.«
    »Jeremies Landsitz«, murmelte McAvery hinter ihr.
    »Wie bist du an sie geraten, Bardo?«
    Er zuckte die Schultern. »Ich habe mich zu Sonnenaufgang am Hafen eingefunden, wie Binns es uns befohlen hatte, aber die Vogelfrei war schon fort. Ich nahm an, keine Arbeit mehr zu haben. Also ging ich ins Wirtshaus zurück, um etwas zu trinken. Ich hatte nichts Besseres zu tun, verstanden? Und da hörte ich diese Kerle am nächsten Tisch reden, über irgendeine Piratin, die ihnen entkommen war. Es ging um eine Frau, schwarzhaarig, aalglatt, aber es war die einzige Spur, die sie hatten, um den Mann zu finden, den sie jagten.« Er riskierte einen Blick zu ihr. »Das konnte doch niemand anders sein als unsere Kin, oder? Also kaufte ich ihnen beiden ein Bier und bot ihnen meine Dienste an. Sie waren nur zu gern bereit, mich ins Geschäft einsteigen zu lassen. Sie würden McAvery bekommen – und ich genug Geld, um mir ein nettes eigenes Schiff anzuschaffen.«
    Sie hatten Bardo eine unwiderstehliche Chance angeboten. Sein Schiff war fort, der Kapitän, dessen Nachfolger er zu werden gehofft hatte, in Ketten gelegt; die Möglichkeit, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, war ihm genommen. Wahrscheinlich hätte er ein anderes Schiff gefunden, auf dem er hätte anheuern können, aber er hätte wieder ganz unten anfangen müssen – und war doch etwas zu alt, um sich hinaufzuarbeiten. Das erklärte, warum er trotz der Gefahr, von den Wachen entdeckt zu werden, im Hafen geblieben war. Er war nicht tapfer oder edel gewesen, sondern war bezahlt worden – und man hatte ihm mehr versprochen.
    »Aber als ich dann an der Hafenkante wartete, trat dieser andere Bursche an mich heran. Sah aus, als wär er mit Stöcken verprügelt worden – Blätter im Haar und Dreck an den Händen. Fragt mich, ob ich eine Frau mit langem, schwarzem Haar und ohne Stiefel gesehen hätte. Er war bereit, mir sogar noch mehr für sie zu zahlen. Und da hätte ich nein sagen sollen?« Er schnaubte. »Das Dumme war nur, dass ich ihn nicht wiederfinden konnte, bevor wir zur Thanos hinausruderten. Ich dachte, ich müsste später zurück nach Eldraga segeln und ihn wieder aufstöbern.«
    Falkin warf einen Blick zu ihrem Oberkanonier hinüber. »Shadd, ich will, dass alle Männer, die dumm genug waren, Bardo zu folgen, gefesselt und unter Deck geworfen werden. Wir werden sie aussetzen, sobald wir auf Pecheta alles erledigt haben, was wir zu tun haben.«
    Ausgesetzt zu werden war genauso ein Todesurteil, wie gehängt zu werden. Jeder Mann würde auf irgendeinem verlassenen Landflecken mit einer Wasserflasche, einer Tasche Zwieback und einer Pistole mit nur einer Kugel ausgesetzt werden. Ein Überleben war vielleicht möglich, aber äußerst zweifelhaft. Shadd nickte grimmig. »Was ist mit dem hier?«,

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