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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Misty Massey
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fragte er und zerrte an Bardos magerem Arm.
    »Der wird gehängt«, sagte sie und beobachtete ihren Gefangenen, während sie sprach. Er geriet nicht in Panik und begann auch nicht, sich zu wehren. Er stand nur da, mit einem winzigen Lächeln auf den Lippen. »Tut mir leid, dass ich dir alles ruiniert habe«, sagte sie.
    »Du hast mir gar nichts ruiniert«, sagte er. »Ich bin noch nicht fertig.« Er hob die Stimme, zwar nicht so, dass er geschrien hätte, aber laut genug, um auf dem ganzen Deck gehört zu werden. »Du dachtest wohl, du würdest damit durchkommen, nicht wahr? Hast immer laut behauptet, du würdest Magie verabscheuen und dass nur ein toter Danisober ein guter Danisober wäre. Aber jetzt hast du dich verraten, Mädchen.«
    Falkin zog fragend eine Augenbraue hoch. Bevor sie fragen konnte, was Bardo damit meinte, versetzte ihm Shadd mit dem Handrücken einen Schlag ins Gesicht. »Halt’s Maul, kleiner Mann! Niemand will dich schwafeln hören.«
    »Du bist ein Narr, Shadd«, knurrte Bardo. »Sie ist eine Hexe. Alle haben gesehen, was sie gerade getan hat. Töte sie jetzt, bevor sie ihre Magie auch noch gegen dich wirkt.«
    »Magie? Junge, wenn du sie ein ›Rabenaas‹ genannt hättest, würde ich dir ja noch zustimmen«, bemerkte Shadd und zwinkerte Falkin fröhlich zu. Sie versuchte, sein Grinsen zu erwidern, aber ihr Gesicht war erstarrt. Was tat Bardo nur?
    »Du hast doch wohl Augen im Kopf, Mann!« Bardo wies mit einer Kopfbewegung auf die Waffen, die im Kreis verstreut lagen. »Sie hat die Hand ausgestreckt und unsere Degen dazu gebracht, aus den Scheiden zu fliegen.«
    Die Männer der Tagwache waren nun alle an Deck, die Waffen auf die Meuterer von der Nachtwache gerichtet. Auf Bardos Worte hin begannen die übrigen Meuterer allesamt zu nicken und Zustimmung zu bekunden. »Stimmt genau!« – »Hat die Hand ausgestreckt, einfach so, und alles flog ihr zu!« – »Sie ist eine Hexe!«
    Falkin wurde blass. Sie war so dumm gewesen. Wie hätten sie übersehen können, dass ein paar Dutzend Degen durch die Luft geflogen waren? Einen einzigen Mann zu schlagen, das war noch nicht besonders schwer gewesen, aber dreißig … Dreißig, das bedeutete Krieg. Einer mit einem Ende, von dem sie wusste, dass sie es nicht genießen würde. Sie schob die Hand langsam auf die Waffe zu; der Atem stockte ihr in der Kehle, während sie darauf wartete, dass der Ansturm beginnen würde.
    Bardo, den Shadd immer noch mit einer Hand gepackt hielt, lächelte ruhig. Zur Hölle mit ihm! Er hatte sie hereingelegt, um die Munition zu sammeln, die er benötigte. Er war schlauer, als sie es ihm zugetraut hatte. Ob sie nun glaubten, dass sie eine Hexe war, oder McAvery für einen Hexer hielten, Bardo hatte jedenfalls einen gemeinsamen Feind gefunden, den die ganze Mannschaft fürchten konnte. Kein einziger Mann schenkte der Schurkerei, an der sich Bardo da versucht hatte, noch irgendwelche Aufmerksamkeit.
    Einen Moment lang herrschte unbehagliches Schweigen. Warum auch nicht? So viel einfacher und sauberer war es so. Sollte sie den Männern vielleicht auch noch erzählen, wer Binns wirklich war? Dass er seit Jahren im Dienste der Krone stand? Dass sie, indem sie Binns gedient hatten, ebenfalls königliche Agenten gewesen waren? Wenn sie das tat, würde sie nicht die Einzige sein, die starb.
    Die Mannschaft – Meuterer wie treu Ergebene – beobachtete die Szene, die sich vor ihren Augen abspielte, mit blutgierigen Blicken. Und dann traf Falkin die Erkenntnis so plötzlich wie eine Breitseite, die von einem Schiff in einer Nebelbank abgefeuert wurde. Was für Bardo gegolten hatte, würde auch für sie gelten. Er hatte die Aufmerksamkeit vom eigentlichen Problem abgelenkt. Sie konnte sie ebenso gut wieder zurücklenken.
    »Alle Mann zuhören!« Sie baute sich breitschultrig auf und versuchte, sich so eindrucksvoll, wie sie nur konnte, in Positur zu werfen. »Wenn ich nicht wäre, würdet ihr allesamt noch pissend auf Eldraga hocken und stöhnen, dass ihr kein Geld in der Tasche habt, um Bier zu kaufen.« Sie zog ihren Dolch, warf ihn hoch, dass er durch die Luft wirbelte, und fing ihn mühelos am Griff auf. Keiner der Männer hatte sich gerührt. »Aber wir haben uns nie die Zeit genommen, einen neuen Kapitän zu wählen. Die Zeit ist knapp, aber das entbindet mich natürlich nicht von den Artikeln, die wir alle unterzeichnet haben, als wir angeheuert haben. Also biete ich euch die Wahl an. Folgt Bardo, wenn ihr glaubt, dass er einen

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