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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Misty Massey
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habe fallen lassen.«
    »Siehst du, Falkin? Alles nur ein Missverständnis.« Binns gluckste nachsichtig. »Ganz so, wie wir gedacht haben, er sei ein dreckiger Pirat.« Er wandte sich wieder McAvery zu. »Euer Schiff da, so rot und schwarz, wie es angestrichen ist … Ich habe in der Vergangenheit schon Ärger mit Piraten gehabt. Als Ihr dann so plötzlich erschienen seid und so nahe herankamt, habe ich auf Euch gefeuert, ohne nachzudenken.«
    Ein Missverständnis, hatte Binns gesagt. Aber Falkin wusste, was sie gesehen hatte. Das hier war kein unbeholfener Junge, der nur in der Takelage des Schiffes gehangen hatte. Er hatte nicht fallen lassen können, was er gar nicht in der Hand gehabt hatte.
    »Was ist mit Eurem Schiff? Ihr habt versucht, uns zu rammen, und Euch dann einfach in Luft aufgelöst.« Sie legte den Kopf schief und sah ihren Kapitän an. Selbst du kannst nicht behaupten, dass ich mir das ausgedacht hätte, nicht, wenn ich eine ganze Schiffsladung Zeugen habe , wollte sie schon beinahe sagen und ließ ihre Augen für sich sprechen.
    »Ich bin ein Neuling. Wir hatten von Euch abgedreht, aber der Steuermann sagte dann, wir drohten auf ein Riff aufzulaufen oder so etwas. Deshalb riss er das Steuer herum, und so rasten wir direkt auf Euch zu. Es gelang uns gerade noch, an Euch vorbeizuschlüpfen, den Göttern sei Dank! Wir sind dann weit zurückgefallen.« Er nahm einen großen Schluck Bier und seufzte. »Ich muss wohl annehmen, dass Ihr uns deshalb aus den Augen verloren habt.«
    Wem wollte er das denn weismachen? Seine Erklärungen hätten vielleicht auf irgendein Schankmädchen überzeugend gewirkt, das nie auch nur zum Strand hinunterspaziert war. Das Schiff hatte keineswegs den Kurs gewechselt – es war einfach verschwunden. Dieser McAvery verschwieg da etwas. Vielleicht war er doch kein Magus – er benahm sich in der Tat nicht wie einer derjenigen, die sie gekannt hatte – aber er war auch kein Bauernjunge.
    Eindeutig behielt er ein Geheimnis für sich. Das war ihr aber ganz recht so. Sollte er doch Geheimnisse haben, so viel und so lange er wollte, solange ihr nur keines davon im Wege stand!
    »Also, mein Junge«, unterbrach Binns’ Stimme ihre Gedanken. »Ihr sagt, dass Ihr erst seit Kurzem zur See fahrt. Wie kommt es denn, dass Ihr Euch zu einem Leben auf dem Wasser entschlossen habt?«
    McAvery sah weiter Falkin an, antwortete Binns aber zugleich verbindlich: »Ich bin auf einem Bauernhof auf MelaDoana aufgewachsen. Das habe ich immer verabscheut. Jeden Tag vor Sonnenaufgang aufzustehen, die Kühe zu melken, Eier einzusammeln, zu pflügen, zu schwitzen, und immer, immer dasselbe, Tag für Tag. Ich nahm mir also vor, irgendwann etwas Abenteuerliches zu erleben. Als mein Vater starb, verkaufte ich alles. Reiste nach Pecheta, um die Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Während ich dort war, kaufte ich einem Händler, der einige Spielschulden begleichen musste, die Thanos ab. Was übrig war, nutzte ich, um ein paar Männer anzuheuern; dann ging ich auf See. Aus einem wilden Impuls heraus, der mir damals schlau vorkam – so etwas eben.«
    Binns lauschte mit erhobenen Augenbrauen. »Ein Bauer? Und Ihr seid einfach so zur See gefahren?«
    »Einfach so«, bekräftigte McAvery. »Das war das Dümmste, was ich je getan habe. Ich werde so leicht seekrank, deshalb habe ich die ersten paar Tage damit verbracht, über der Reling zu hängen. Sogar später noch, als mir schon gar nicht mehr so schlecht war, nützte es nichts. Ich bin mit Leib und Seele eine Landratte.« Er seufzte. »Was täte ich nicht alles, um wieder auf meinem Bauernhof zu sein!«
    Falkin rollte die Augen. Sie hatte in ihrem ganzen Leben noch keine derart weit hergeholte Geschichte gehört. Armer Bauernjunge fährt zur See … Sicher konnte auch Binns heraushören, wie lächerlich das war. Sie beugte sich vor, um seinen Blick aufzufangen, und nun sackte ihr das Herz in die Hose.
    Er hatte diesen Gesichtsausdruck – eine Mischung aus kindlichem Entzücken und übersättigter Gier -, den er immer zur Schau trug, wenn er glaubte, dass er einen großen Gewinn machen würde. Es war ein Gesichtsausdruck, den sie nur zu gut kannte. Er glaubte, dass er von McAvery etwas bekommen konnte. Aber was konnte das sein?
    »Ihr erzählt da eine traurige Geschichte, junger Mann«, sagte Binns. Er legte McAvery mitfühlend die Hand auf die Schulter und schüttelte den Kopf. »Und noch dazu eine, die ich schon viele Male gehört habe. Das Leben eines

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