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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Misty Massey
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Rücken zugewandt, seine Ellenbogen bewegten sich. Anscheinend war das Frühstück schon aufgetragen worden, und er hatte nicht auf sie gewartet. Nicht dass sie großen Hunger gehabt hätte – die Kombination des Aufenthalts an Land mit den Sorgen, über denen sie eingeschlafen war, hatten ihr den Appetit gründlich verdorben.
    Sie ließ sich neben ihrem Kapitän auf die Bank sinken und schob ihren Degen nach hinten aus dem Weg. Es gelang ihr aber nicht ganz, ein Stöhnen zu unterdrücken, als ihr Körper zur Ruhe kam.
    »Guten Morgen, Mädchen!«, dröhnte Binns. Er hob eine Hand, als wolle er ihr zur Begrüßung kräftig auf die Schulter schlagen, hielt aber dann doch inne und lachte über den entsetzten Blick, den sie ihm zuwarf. »Gut geschlafen?«
    »Ich sehe, dass du’s getan hast.«
    Anscheinend war Binns mit kräftigem Appetit aufgewacht. Auf dem Holzteller vor ihm lag ein großes, gelbes Käsestück, umgeben von Haufen von Pökelfisch, Rindfleischscheiben und irgendwelchen kleinen, grünen Früchten, die sie noch nie zuvor gesehen hatte, glatthäutig und mit Wassertropfen übersät. Ein halber, ofenfrischer Brotlaib lag auf dem Tisch neben einer Schale mit dicker Brühe. Binns hielt einen Bierhumpen in der Hand.
    »Nichts regt den Magen so sehr an wie ein guter Nachtschlaf an Land!«, sagte er. »Abgesehen natürlich vom Schlafen an Land, nachdem man den besten Handel seiner Laufbahn hat abschließen können.« Er reichte ihr eine der Früchte und bot sie ihr an. »Das ist eine Beryllfrucht. Sehr süß und zart. Wird nur an der Nordküste von Bix angebaut und extra für unseren guten Wirt hierher importiert.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Danke. Ich beschränke mich auf Brot und Käse.«
    »Also dann ein bisschen Brot und Käse. Ahoi, Mädel!«, rief Binns laut und schnippte wichtigtuerisch mit den Fingern. »Ein Humpen Dunkles, um meiner Maatin hier zu helfen, sich mit dem Tag anzufreunden!« Er warf sich die winzige Beryllfrucht selbst in den Mund und schob Falkin den Teller hin. »Bedien dich. Es ist reichlich da.«
    Falkin schauderte. Allein schon der Anblick des Bergs von Essen, der vor ihm stand, ließ Übelkeit in ihr aufsteigen. Den Göttern sei Dank hatte sie sich gestern Nacht nicht betrunken – wenn sie mit einem Bierkater solch ein Mahl vor sich gesehen hätte, hätte sie zum nächstbesten offenen Fenster eilen müssen.
    Nicht dass sie hätte betrunken werden können, wenn sie es versucht hätte – ihr Misstrauen diesem McAvery gegenüber hatte ihre Nerven schon beinahe zum Zerreißen gespannt, und keine noch so große Menge Alkohol wäre daran vorbeigekommen. Die Tatsache, dass der Handel so perfekt wirkte, war genau der Aspekt, der ihr am meisten Sorgen machte. Perfekt war nie perfekt.
    Das Serviermädchen kam mit einem randvollen Humpen. Falkin dankte ihr. Sie fasste über den Tisch, holte sich den halb gegessenen Brotlaib und begann, kleine Bissen davon abzureißen. »Hast du ihn schon gesehen?« Sie versuchte, die Frage so beiläufig wie möglich klingen zu lassen und starrte betont auf ihren Teller.
    »McAvery? Nein.« Binns brach den gewaltigen Käseklotz in zwei Hälften und legte eine vor ihr ab. »Wir treffen uns heute Morgen am Dock. Hast du denn gestern Abend nicht zugehört?«
    »Doch, natürlich. Ich habe mich nur gefragt, ob er zum Frühstück heruntergekommen ist, das ist alles.«
    Binns stopfte sich einen ganzen gesalzenen Fisch in den Mund und kaute. »Er hat hier nicht übernachtet«, bemerkte er; seine Worte wurden von dem Mundvoll Essen gedämpft. »Hatte kaum Bares, der arme Junge.« Er spülte den Fisch mit einem Schluck Bier hinunter. »Er hat draußen auf der Thanos geschlafen und alles dort geregelt.« Er zog eine Augenbraue hoch und wies mit dem Finger auf ihren wachsenden Haufen von zerpflücktem Brot. »Hast du vor, den Käse auch noch zu bestrafen?«
    Sie nahm einen Bissen von dem Knust des verstümmelten Laibs, den sie noch in der Hand hielt. »Entschuldige, Artie. Ich werde mich mit diesem Handel nicht wohlfühlen, bis wir schön weit weg von deinem ›armen Jungen‹ McAvery sind. Irgendetwas an ihm gefällt mir nicht.«
    »Willst du wissen, was das Problem ist, mein Mädchen?« Binns gluckste. »Er ist bei Weitem der hübscheste Bursche, dem du seit langer Zeit begegnet bist. Guter, starker Körper, und dazu dieses schöne, glänzende Haar … Unter jeglichen anderen Umständen hättest du mit ihm so geschäkert und getändelt wie jedes andere süße Mädchen

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