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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Misty Massey
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Seemanns ist nicht für jeden etwas.«
    »Für mich ist es ganz sicher nichts«, sagte McAvery. »Deshalb bin ich auch hergekommen. Ich habe mich schon vor Tagen entschlossen, das Schiff zu verkaufen, die Männer zu entlassen und nach Hause zurückzukehren. Ich kann das zwar nicht wieder wettmachen, was ich für die Thanos bezahlt habe, aber ich dachte, ich würde hier auf Eldraga vielleicht bessere Chancen haben, einen anständigen Preis zu erzielen, als zu Hause.«
    Binns schlug sich aufs Knie. »Ich will verflucht sein! Wenn ich bis heute nicht an Fügungen des Schicksals geglaubt habe, so tue ich es jetzt. Zufällig habe ich darüber nachgedacht, ob ich mir nicht ein größeres Schiff anschaffen sollte. Meine Schaluppe ist nur begrenzt einzusetzen, versteht Ihr? In ihrem Laderaum ist so wenig Platz für … äh, Fracht.« Er beugte sich ganz nahe zu McAvery hinüber. »Also, was wollt Ihr denn so für die Thanos verlangen?«
    Falkin atmete aus; sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie den Atem angehalten hatte. Das also war es, was er vorhatte. Den unerfahrenen Bauernjungen zu übervorteilen und das bessere Schiff für den Preis eines Ruderbootes in die Hände zu bekommen. Ganz schlicht und einfach Diebstahl. Sofern der Bauernjunge denn wirklich so unerfahren war, wie er vorgab.
    »Ich möchte Euch nicht gern betrügen, indem ich zu viel verlange.« McAvery sah mit gerunzelter Stirn zur Decke auf. »Was ist denn der Marktwert eines Kriegsschiffes mit vierzig Geschützen?«
    Ein langsames Lächeln breitete sich auf Binns’ Gesicht aus. »Gestattet, dass ich Euch erst zu noch einem Glas einlade, mein Junge, dann besprechen wir das.«
    Der junge Mann bückte sich und hob einen Tuchbeutel auf, der zwischen seinen Füßen gestanden hatte. Er schob ihn sich zur Sicherheit in die Armbeuge. »Dann schlage ich aber vor, dass wir uns hinsetzen. Das hier könnte ein Weilchen dauern.«
     
    Die Verhandlungen dauerten bis spät in die Nacht. Falkin ertappte sich ein- oder zweimal dabei einzunicken, obwohl sie sich sehr bemühte, wach zu bleiben. Als die Glocke erklang, die die Sperrstunde einläutete, schienen die beiden Männer endlich zu einer Übereinkunft gelangt zu sein. Die Reparaturen an der Vogelfrei würden binnen eines Tages abgeschlossen sein. Am Tag darauf würden sich Binns und McAvery mit dem Hafenmeister treffen, um ihren Tausch zu beurkunden, um dann jeweils ihres Weges zu ziehen. Binns hatte sich großzügig erboten, alle Männer, die mit McAvery gesegelt waren, zu übernehmen. Auf einem Schiff von der Größe der Thanos würde jeder arbeitsfähige Seemann gebraucht werden.
    Falkin kam nicht umhin, sich zu fragen, was McAvery ihnen wohl verschwieg. Selbst, wenn man annahm, dass auch nur ein Bruchteil seiner Geschichte zutraf – was sie gewiss nicht tat -, hatte die Erzählung doch klaffende Lücken, die nach Auffüllung schrien. Bauernjunge, der von einem Leben auf See träumte? Möglich. Dass er den Bauernhof der Familie verkauft und mit dem Ertrag ein Schiff erstanden haben wollte, war schon etwas schwerer zu schlucken. Die Sache mit dem verschuldeten Kaufmann mochte vielleicht geschehen sein, aber das ließ immer noch offen, was aus den Schuldeintreibern geworden war. Ein richtig ausgefuchster Kerl mit einem so grellbunten Schiff, wie die Thanos es war, hätte sicher gewusst, dass es, wenn er das Schiff einem arglosen Burschen aufbürdete, die Bluthunde auf dessen Fährte locken und ihm genug Zeit verschaffen würde, um mit ausreichend Geld einen Neuanfang zu wagen und in die Anonymität zu entkommen.
    Binns neckte sie immer damit, dass sie zu misstrauisch war. Vielleicht las sie wirklich zu viel in die Situation hinein. Beide Männer schienen entschlossen zu sein, den Tauschhandel abzuschließen, und bisher machte das Geschäft einen – für ihre Seite – mehr als günstigen Eindruck. Sie konnte sich aber nicht von dem winzigen, doch quälenden Körnchen Zweifel befreien, das ihr Bewusstsein piesackte. Aber sie beschloss, es zu ignorieren. Wenigstens um ihres Kapitäns willen, wenn schon aus keinem anderen Grund.

Kapitel 6
     

     
    … binnen welcher Frist der wilde, üble Wandel wohl geschehen ist?
    Samuel Taylor Coleridge
     
     
     
    KURZ NACH DER Morgendämmerung, als das Sonnenlicht noch nicht mehr als ein kleines Ärgernis war, hämmerte Binns an die Tür von Falkins Zimmer. »Unten gibt es Frühstück, mein Mädchen!«, brüllte er durch das dünne Holz und weckte wahrscheinlich gleichzeitig

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