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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Misty Massey
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jeden anderen Übernachtungsgast auf. »Nur weil du wie eine Herzogin geschlafen hast, heißt das noch lange nicht, dass du auch wie eine gefüttert werden wirst!«
    Falkin reckte sich, streckte Hände und Füße so weit auseinander, wie sie nur konnte, ohne sich in Stücke zu reißen. Ihre Schultern waren von der Nacht auf der flachen Matratze verspannt und schmerzten. Nach Wochen in ihrer Hängematte einmal flach ausgestreckt zu schlafen, ging bei ihr nie gut. Binns bestand darauf, ein oder zwei Nächte an Land zu verbringen, wann immer sie vor Anker gingen. »Das ist gut für die Verdauung«, sagte er immer. »Wir wollen deinem Magen doch ein wenig Erholung von all dem Schlingern und Stampfen verschaffen.« Falkin wusste allerdings nicht, ob ihr Magen jetzt besser arbeitete oder nicht, aber sie wusste ganz gewiss, dass ihr Rücken ihre Hängematte an Bord des Schiffes vermisste. Sie setzte sich auf, verschränkte die Arme vor der Brust und stöhnte angesichts der lastenden Steife ihrer schlafbetäubten Gelenke. Dann schwang sie die Beine über die Bettkante.
    Wie immer, wenn sie an Land war, hatte sie in ihrer Unterwäsche geschlafen. Sie hatte ihre Hose und ihr Seidenhemd am Vorabend ausgespült und über den Stuhl gelegt, um sie zu trocknen. Ihre anderen Hosen und Hemden waren noch in ihrer Seekiste an Bord der Vogelfrei – sie hatte nicht damit gerechnet, mehr als eine Garnitur Kleider zu brauchen. Nun betastete sie die Kleidung und verzog das Gesicht. Ihr Hemd war trocken, weil es ohnehin viel zu dünn war, um das Wasser lange aufzusaugen. Aber die derbe schwarze Hose war starrsinnig feucht geblieben, besonders entlang der Nähte, wo sie am dicksten war.
    Falkin seufzte. Sie konnte nichts tun, als sie trotz allem zu tragen. Es war mehr als wahrscheinlich, dass sie im Laufe des Vormittags ausreichend trocknen würden. Sie würde gewiss nur kurze Zeit leiden müssen. Also schnürte sie den Bund zu, zog ihr Hemd über und flocht sich die Haare rasch zu einem langen Zopf, der ihr über den Rücken hing. Später, wenn sie wieder an Bord des Schiffs war, würde sie noch genug Zeit haben, die vielen kleinen Zöpfe zu flechten, die sie bevorzugte.
    Ihre Stiefel waren unters Bett geschoben. Sie hob sie auf, drehte sie um und schlug sie zusammen, bevor sie sie anzog und aufstand. Ihr Hut befand sich noch genau dort, wo sie ihn hingehängt hatte: mit ihrem Wehrgehänge an dem losen Nagel in der Nähe des Fensters. Sie warf einen Blick nach draußen, als sie nach beidem griff.
    Der Goldene Becher zählte zu den beliebteren Wirtshäusern auf Eldraga: Er lag zwischen zwei einstöckigen Gebäuden, so dass die vom Glück begünstigten Gäste zu ihren unbequemen Betten noch die Aussicht hinzubekamen. Nur war es keineswegs eine schöne Aussicht, wenn man bedachte, wie salzüberkrustet das Fensterglas war. Aber immerhin war es eine Aussicht.
    Der Himmel war hell, beinahe schmerzlich blau, mit wenigen, flaumigen weißen Wolken, die weit draußen tief über dem Ozean hingen – Überreste des Unwetters, das sie vor nur einem Tag überlebt hatten. Falkin konnte von hier aus gerade noch den Hafen erkennen: geblähte Segel, die sich langsam bewegten, während Schiffe aufs offene Meer hinauskreuzten. Sie seufzte. Bald würde auch sie wieder dort draußen sein. Für ihren Geschmack konnte das gar nicht früh genug geschehen.
    Sie klopfte den Hut an der Hand aus, um alle blinden Passagiere, die in der Nacht hineingekrochen sein mochten, wieder herauszuschütteln, und setzte ihn dann auf. Sie schlang sich das Wehrgehänge um die Hüften, zog es fest zu und ging die Treppe hinunter.
    Der Schankraum des Wirtshauses war fast leer. Das Serviermädchen wischte die Theke beiläufig mit einem Lappen ab und warf dann und wann einen Blick auf die Gäste. Zwei Männer in dunklen Umhängen saßen an einem Tisch neben der kalten Feuerstelle beisammen und flüsterten miteinander; sie hatten Becher vor sich stehen. Eine Stufe knarrte unter Falkins Fuß, und einer der Männer sah sie misstrauisch an. Er beugte den Kopf ein wenig näher zu seinem Gefährten, als wolle er sie davon abhalten, das Gespräch zu belauschen. Falkin wandte das Gesicht ab, als hätte sie die beiden überhaupt nicht bemerkt, obwohl der gereizte Mann ihr ein wenig bekannt vorgekommen war – aber nicht bekannt genug, um es auf einen Streit ankommen zu lassen, dadurch dass sie ihn anstarrte.
    Binns saß allein an einem Tisch nahe bei der Treppe, vornübergebeugt. Er hatte ihr den

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