Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)
auch. Das Schlimme ist nur, dass er dich übervorteilt hat. Hat sich ein bisschen über dich lustig gemacht, bevor ihr euch so recht kennengelernt hattet, und jetzt bist du fuchsteufelswild.«
Falkin knirschte mit den Zähnen. »Ich glaube, ich bin schlau genug, mich nicht von einem hübschen Gesicht blenden zu lassen, Artemus Binns«, knurrte sie. »Sein Aussehen hat nichts damit zu tun. Er ist ein Magus und ein Schurke, und bis ich seine Segel nicht am Horizont habe verblassen sehen – und zwar in der Richtung, die der, in die ich will, entgegengesetzt ist -, werde ich meine Hand nahe am Degengriff lassen.« Sie schob sich den Rest des Brotlaibs in den Mund und kaute ärgerlich.
»Gutes Mädchen. Probier auch was von deinem Käse.« Binns rollte einen Fisch in einen Streifen Rindfleisch ein und biss etwas davon ab; dann seufzte er glücklich. »Ich würde ja vorschlagen, dass ein Stück von diesem Rindfleisch deinen Wangen etwas Farbe verpassen könnte, aber du siehst eigentlich schon rot genug aus.«
»Was meinst du damit?«
»Oh, es ist nichts, da bin ich mir sicher«, sagte er und wich ihrem Blick aus. »Du bist bloß sofort errötet, als ich seinen Namen genannt habe.«
Sie legte sich eine Hand an die Wange; ihre Haut war tatsächlich wärmer als sonst, so als sei ihr das Blut ins Gesicht geschossen. »Wegen dieses Idioten McAvery? Du könntest gar nicht weiter ab vom Schuss sein …« Sie brach ein Bröckchen Käse von dem Klotz ab, schlug es in ein Stück Brot ein und kaute.
»Sei ruhig wütend. Das ist besser als besorgt«, sagte er. »Wenigstens isst du jetzt etwas.« Er lehnte sich zurück, vom Tisch weg, seufzte und tätschelte sich den Bauch. »Ich habe meine Füllgrenze erreicht, glaube ich. Willst du diese letzte Beryllfrucht? Ist gut für dich. Hält den Skorbut fern.«
Verdammter alter Seebär , dachte sie. Du weißt immer ganz genau, wie du mir den Wind aus den Segeln nehmen kannst. So gern sie auch weiter böse mit ihm gewesen wäre, sie spürte doch, dass ein Lächeln ihr die Mundwinkel zucken ließ. Schließlich seufzte sie und streckte die Hand aus. Binns ließ die kleine, grüne Beryllfrucht in ihre offene Handfläche fallen. »Sie wird dir schmecken. Ist sehr… süß.«
Die glatte Haut der Frucht war von einem leuchtenden Grün, um das sie jeder Papagei beneidet hätte, und vor Reife straff gespannt. Die Frucht schien fast zu schön, um auch nur daran zu denken, sie zu essen. Falkin hob sie an den Mund und hielt dann inne.
»Steck sie rein, auf einmal«, drängte Binns.
»Artie«, sagte Falkin, »wenn du dir sicher bist, dass dieser Handel mit McAvery vorteilhaft für dich ist, dann stehe ich hinter dir, wie immer. Aber versprich mir, dass du ihm nicht den Rücken zuwenden wirst, bevor alles gesagt und getan ist. Vielleicht ist er ja doch kein Magus. Er könnte auch der Agent eines königlichen Schatzmeisters sein, der nur darauf lauert, die Steuern für die Thanos von dir einzutreiben, sobald du dein Zeichen aufs Papier gesetzt hast. Du wirst die Augen bei jeder Bewegung, die er macht, offen halten, und bei jedem Wort, das er sagt, die Ohren spitzen, dabei aber die Nase so tief in die Sache stecken, dass du sofort riechst, wenn etwas faul ist. Und lass mich durchlesen, was er dich zu unterschreiben bittet, nur damit du nicht versehentlich deine unsterbliche Seele oder so was abtrittst.«
»Als ob meine unsterbliche Seele mehr wert wäre, als dieses Essen hier kostet.« Binns tätschelte Falkin die Schulter. »Wenn ich mir eine Tochter hätte aussuchen können, wärst du es gewesen, Mädchen. Kein Vater könnte sich ein treueres Kind wünschen, als du es mir stets warst. Um deinetwillen verspreche ich es. Ich werde auf der Hut bleiben, bis der Handel abgeschlossen und unterzeichnet ist und es kein Zurück mehr gibt. Aber jetzt iss deine Beryllfrucht!«
Sie grinste und warf sich das grüne Juwel von einer Frucht in den Mund. Es zerbarst zu sommerlicher Süße, und Falkin riss die Augen auf. »Bei den Göttern! Die sind ja unglaublich!«
»Hab ich dir doch gleich gesagt. Nächstes Mal probierst du sie vielleicht, bevor sie alle weg sind.« Binns stand vom Tisch auf und klopfte sich mit einem zufriedenen Lächeln noch einmal auf den Bauch. »Wenn du jetzt alles gegessen hast, was du essen wolltest, dann lass uns allmählich gehen. Wir müssen einen Tauschhandel abschließen.« Er runzelte plötzlich die Stirn. »Hast du das Logbuch?«
Kein Kapitän, der etwas auf sich hielt –
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