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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Misty Massey
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errichtet hatte, dass es unter ihrem Gewicht nicht zerbrach, oder böse darüber, dass gerade diese Stabilität ihre voranstürzende Schulter so hart getroffen hatte. Als sie sich an der Wand des Wirtshauses abgestoßen hatte, hatte sie nicht an den Degen gedacht, der an ihrer Seite baumelte. Ihr Fuß hatte sich darin verfangen, und so war mitten in der Luft ein Ruck durch sie gegangen, der ihren Körper in einen Winkel gebracht hatte, der ungeeignet war, um sicher zu landen. Sie hatte ihr gesamtes Körpergewicht mit der rechten Schulter abgefangen, die jetzt abwechselnd kribbelte und pochte. Binns’ Stimme kroch in ihre Gedanken hinein: »Beine anhocken und abrollen, Mädchen! Auf diese Weise brichst du dir nichts.« Wie oft hatte er sie in die Takelage klettern und dann loslassen lassen, nur um ihr beizubringen, wie man richtig fiel? Sie beugte den Arm. Ein stechender Schmerz durchzuckte sie – sie wimmerte.
    »Da, auf dem Dach!« Der Schrei kam durch das Fenster, aus dem sie gerade gesprungen war. Falkin riskierte einen kurzen Blick zurück. Zwei Männer wurden von der Öffnung umrahmt und deuteten in ihre Richtung. Ganz gleich ob sie sich den Arm gebrochen hatte oder nicht, sie war noch nicht entkommen und außer Gefahr. »Wenigstens sind es nicht meine Beine«, murmelte sie, kämpfte sich auf die Füße und rannte über das Holzdach.
    Es würde nichts nützen, vorn hinunterzuklettern – so, wie es klang, würden sie jede Sekunde in das Gebäude ausschwärmen, auf dem sie stand. Das Gässchen an der Rückseite war ihre einzige Chance. Als Straßenkind hatte sie gelernt, durch die schmalen Durchgänge zu rennen; wenn der Rat von Eldraga in den paar Jahren, seit sie zuletzt auf der Straße gelebt hatte, kein plötzliches Interesse am Zustand der Seitengässchen entwickelt hatte, mussten ihr all die alten Wege noch offen stehen. Auf ihnen konnte sie den Soldaten mit Leichtigkeit entkommen.
    Sie setzte sich auf die Kante des Gebäudes und schwang die Beine darüber. Die enge Gasse war schmaler, als Falkin sie in Erinnerung hatte. Der schmutzige Boden war mit brackigen Pfützen übersät, um die herum Haufen von weggeworfenem Gerümpel und Essensreste lagen, die an den schlammbespritzten Wänden verrotteten. Hier lag das Reich der Straßenkinder und streunenden Tiere. Falkin sah sich in beide Richtungen um. Der Gang war leer bis auf einen Mischlingshund, der ein paar Schritte entfernt an einem Haufen Unrat schnupperte. Bis zum Boden waren es nur neun Fuß: Kein unmöglicher Sprung, aber sie wünschte sich eine Sekunde lang, sie hätte beide Arme gebrauchen können. Es wäre sehr viel leichter, wenn ich mich ein oder zwei Fuß herablassen könnte , dachte sie, aber wenn Wünsche Flügel wären, würde ich fliegen . Sie hielt das Logbuch mit dem gesunden Arm ausgestreckt vor sich und ließ es fallen. Das laute Klatschen, mit dem es auftraf, erschreckte den Hund und ließ ihn das Gässchen hinauf flüchten. Falkin ruckelte mit der linken Hand den Degen aus der Scheide. Diese Behandlung konnte für die Klinge nicht gut sein, aber sich daran zu verletzen wäre noch viel schlimmer gewesen. Sie zielte mit der Spitze auf den ungepflasterten Boden des Gässchens und warf den Degen. Glatt flog er hinunter. Die Spitze grub sich ein paar Zentimeter in den Erdboden, und der polierte Griff wippte fröhlich hin und her.
    Falkin holte tief Atem, schlang die rechte Hand um die linke Hüfte und hielt den verletzten Arm eng an ihre Seite gepresst. Ganz wie er es dir beigebracht hat , ermahnte sie sich und sprang mit einem Hüftschwung vorwärts. Sie traf mit beiden Füßen auf dem Boden auf und rollte sich auf die gesunde Seite ab, ließ sich vom Schwung durch die Rolle und zurück auf die Beine tragen. Zwar war es eine gute Landung, aber ihr wurde schwindelig, als ihre verletzte Schulter gegen diesen neuerlichen Aufprall protestierte. Sie hockte sich in das schattige Gässchen. In der Rückwand des Gebäudes gab es keine Fenster, nur eine schmale Holztür, die so aussah, als sei sie ein Jahrzehnt oder länger nicht mehr geöffnet worden. Undeutliche Rufe tönten von der Straße herüber. Der Hund war verschwunden, sie schien allein zu sein. So weit, so gut. Falkin stand auf. Sie würde sich ihren Degen und das Logbuch zurückholen und fort sein, bevor die Blauröcke eintrafen. Das Buch lag noch genau da, wo sie es hatte fallen lassen, neben dem Gebäude. Aber dort, wo ihr Degen sich befunden hatte, war nur ein flaches Loch im

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