Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)
Eurer Unschuld und auf einer Verwechselung beharrt, Herr Binns. Wir haben in der Tat schon mit dem Hafenmeister gesprochen.« Er drehte sich zu dem unheimlichen, schwarz gewandeten Magus um. »Bruder?«, fragte er.
Der Danisober hob die Arme. Die Ärmel fielen zurück und enthüllten schlanke, weiße Hände und ein glänzendes Silberarmband an einer Hand. Er verdrehte die Hände in einem komplizierten Muster – und plötzlich erschien ein Bild in der Luft vor ihm: Ein verhutzelter alter Mann mit verkniffener Miene, der hinter einem überfüllten Schreibtisch in einem dunklen Zimmer saß und sprach: »Sein Name ist Binns. Konnte gar nicht damit aufhören, sich zu brüsten, wie schlau er es angestellt habe, das schöne, große Schiff in die Hände zu bekommen. Ich hab ihm ja immer schon gesagt, die Piraterie werde noch einmal sein Ende sein!«
Das Bild verschwand mit einem weiteren Handwedeln, und der Magus trat wieder zurück. Laquebus lächelte boshaft. »Wie Ihr seht, erzählt uns jener Herr, dass Ihr gestern in den Hafen von Eldraga eingelaufen seid – auf dem gestohlenen Handelsschiff Thanos . Dank seiner Zeugenaussage haben wir Euch auf frischer Tat ertappt.«
Die Thanos ! Natürlich! Dieser McAvery sollte verflucht sein! Sie war sich nicht sicher, ob es da nicht besser gewesen wäre, wenn er einfach irgendeinen Zauber gegen sie gewirkt hätte. Hätte Binns doch nur auf sie gehört! Nicht dass sie mit genau dieser Wendung der Ereignisse gerechnet hätte. Wer hätte auch schon ahnen können, dass McAvery die Marine selbst einspannen würde, um seinen eigenen Zwecken zu dienen?
Laquebus redete noch immer: »Ihr werdet nach Pecheta überstellt werden, damit Euch der Prozess gemacht werden kann. Keinerlei außergewöhnliche Umstände – weder Naturgewalten noch mächtige Verbündete – werden Euch vor Eurem rechtmäßigen Schicksal bewahren.«
Binns ließ den Kopf sinken und hob dann das Kinn zu ihr, als strecke er nur einen steifen Nacken. Während er den Kopf drehte, fing er ihren Blick noch einmal auf und zwinkerte ihr langsam zu.
Natürlich. Er wollte, dass sie wieder nach oben ging. Soweit sie wusste, war ihr Name auf dem Haftbefehl nicht erwähnt worden. So, wie es aussah, war sie seine einzige Hoffnung.
Wenn das, was sie mit angehört hatte, zutraf, dann hatte der Geck mit dem boshaften Lächeln und der offiziellen Schriftrolle vor, Binns auf ein Schiff nach Pecheta zu verfrachten. Das war eine Reise von höchstens vier Tagen. Wenn sie nicht hinaufging und sich versteckte, bis die Soldaten ihn abgeführt hatten, würden sie beide festgenommen werden. Dann würde niemand mehr da sein, um sie zu verfolgen, bis es endgültig zu spät war. Aber wenn sie frei blieb, dann konnte sie die Mannschaft zusammentrommeln, heute Nacht die Segel setzen und dem Marineschiff auflauern, bevor es den Hafen erreichte. Sie würden den Kapitän befreien und sich davonmachen, sich dann aber möglichst unauffällig verhalten, bis die Aufregung sich gelegt hatte. Die meisten Mannschaftsmitglieder würden sie anderswo entlassen müssen, um zu verhindern, dass irgendjemand Binns verriet. Zwar bestand die Mannschaft ausschließlich aus guten Seeleuten, das stand ganz außer Frage, aber Gesetzlose … waren nun einmal Gesetzlose. Wenn er die Wahl zwischen Binns’ Leben und seinem eigenen hatte, würde ihn fast jeder der Piraten, die im Augenblick unter seinem Befehl standen, ohne Reue ausliefern.
Die wenigen, auf die das nicht zutraf – sie, Shadd, eine Handvoll anderer, von denen sie wusste, dass sie Binns treu ergeben waren – würden sich wahrscheinlich in einer abgelegenen Stadt verstecken müssen und nur einen Bruchteil ihrer üblichen Heuer zur Verfügung haben, um sich über die Runden zu retten, bis die Sturmsaison vorbei war und sie wieder zur See fahren konnten. Binns würde vielleicht gezwungen sein, sich eher zur Ruhe zu setzen, als er erwartet hatte, und er würde sicher enttäuscht sein, nie das schöne, große Kriegsschiff in die Finger bekommen zu haben. Aber wenigstens würde er nicht von irgendeinem Galgen an der Hafenkante baumeln, während ihm schwarze Vögel die Augen aushackten.
Sie trat zurück und tastete mit dem Hacken nach der nächsten Stufe. Niemand sah sie an, und wenn sie Glück hatte, würde auch niemand bemerken, dass sie sich bewegte. Sie machte noch einen Schritt. Gerade, als sie ihr Gewicht auf die Stufe verlagerte, knarrte diese. Falkin erstarrte.
»He! Hattest du nicht ein Mädchen bei
Weitere Kostenlose Bücher