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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Misty Massey
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einem Strick baumelte, huschte kurz vor ihrem inneren Auge vorbei, und sie erschauerte.
    »Dieser McAvery soll verflucht sein«, murmelte sie.
    »Zu dumm, dass wir nicht einfach sein Schiff nehmen können, wie er unseres genommen hat«, bemerkte Shadd.
    »Wenn die Hälfte unserer Männer noch irgendwo betrunken im Bett liegt?«, knurrte sie. »Die Thanos muss doch jetzt vor Bewaffneten nur so wimmeln!«
    »Nein, das tut sie nicht.« Shadd berührte ihre Schulter und brachte sie zum Stehenbleiben. Er streckte den Finger aus. »Ich hab’s beobachtet. Es sind nie mehr als drei oder vier da.«
    Falkin sah auf den geschäftig wirkenden Hafen hinaus. Die Thanos lag ruhig und mit gerefften Segeln da; ihre Decks waren frei von der üblichen Betriebsamkeit, die man sonst an Bord eines Schiffes sah. Ohne Fernrohr konnte sie sich nicht sicher sein, aber es sah so aus, als ob Shadd recht hatte. Da das Schiff so groß war, war es im tiefsten Teil des Hafens vor Anker gegangen, nur einen Katzensprung vom offenen Meer entfernt. Wenn sie den rechten Zeitpunkt der Tide erwischte, konnte Falkin schon fort sein, bevor irgendjemand auch nur ahnte, dass sie den Anker gelichtet hatte.
    Das Herz klopfte ihr schneller. Mit einem Schiff wie der Thanos konnten sie die Leute, die Binns verhaftet hatten, rascher einholen, als sie gehofft hatte, und sie vielleicht sogar ausreichend einschüchtern, um einen zusätzlichen Vorteil zu erringen. Sie grinste zu ihrem Oberkanonier hinauf. »Danach wird ein höherer Preis auf unser aller Köpfe ausgesetzt sein.«
    Er zwinkerte. »Glaubst du etwa, dass es auch nur einen von den Jungs stören wird, vom ›Piraten‹ zum ›berühmten Piraten‹ aufzusteigen?«
    Noch mehr von Binns’ Männern waren eingetroffen, während Falkin fort gewesen war. Jetzt standen fast dreißig herum, genug, um die Thanos zu bemannen, wenn sie alle doppelte Wachen übernahmen und kein Sturm zuschlug. Manche von ihnen hatten den trüben, glasigen Noch-am-nächsten-Morgen-betrunken-Blick, als wären sie eben aus dem Bett geworfen und zum Aufstehen gezwungen worden. Es war Falkin gleich, aus welchen Gründen sie gekommen waren. Das Einzige, was zählte, war, dass sie da waren.
    Sie winkte sie alle nahe heran. »Hört her, alle Mann. Der Kapitän ist gefangen, und unser Schiff ist gestohlen. Zu unserem Glück fahren sie ihn nach Pecheta« – sie grinste höhnisch – »um ihm den Prozess zu machen.«
    »Wieso ›Glück‹?«, fragte einer der Männer. »Prozess ist doch nur ein anderes Wort für den Tanz mit des Seilers Tochter!«
    Ein paar von ihnen brummten zustimmend, aber Falkin hob die offene Hand. »Es ist ein Glück, weil wir wissen, dass er noch mindestens vier Tage am Leben sein wird. Reichlich Zeit, das Schiff einzuholen und dem Henker die Beute wieder abzujagen.«
    »Einholen? Willst du etwa schwimmen, oder was?«, rief ein anderer laut. »Wir haben kein Schiff!«
    Falkin lächelte. »Bis Sonnenuntergang werden wir eines haben.«

Kapitel 13
     

     
    Am kupfrig heißen Himmel stand Gleich über Mast und Schot Nicht größer als des Nachts der Mond Die Sonne blutig rot.
    Samuel Taylor Coleridge
     
     
     
    »AM BESTEN REDEN wir nicht hier draußen«, sagte sie und wies den Kai hinunter. Ein paar Meter entfernt lag ein Lagerhaus, dessen breites Tor mit Brettern vernagelt und mit einem Königlichen Siegel gekennzeichnet war. Der Besitzer hatte es wahrscheinlich versäumt, seine Steuern zu bezahlen, also war das Gebäude gewiss leer. Sie schickte einen der Männer los, um nach möglichen weiteren Türen zu suchen. Er kehrte mit der guten Neuigkeit zurück, dass es nicht nur eine Seitentür gab, sondern dass diese auch weder versiegelt noch abgeschlossen war. Sie teilten sich in kleinere Gruppen auf und begaben sich auf getrennten Wegen zu dem leeren Lagerhaus. Sobald alle drinnen waren, scharten sie sich um Falkin.
    »Inzwischen ist offenkundig geworden«, flüsterte sie, »dass der Mann, der für all unser Leid verantwortlich ist, gar nicht der Hafenmeister ist, sondern ein übler, hinterlistiger Vagabund, der unter dem Namen McAvery auftritt. Er war es, der das große Schiff als Erster gestohlen und die Bluthunde dafür auf unseren Kapitän gehetzt hat – und dann ist er mit unserer Schaluppe abgehauen!« Die Männer grollten, einige schlugen sich auch mit der Faust in die Hand. »Deshalb denke ich Folgendes: Wir stehlen ein paar Ruderboote, rudern zur Thanos hinaus und schleichen uns an Bord. Es sollte nicht zu

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