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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Misty Massey
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abgelegt. Ihr habt den Blauröcken erzählt, er hätte das Kriegsschiff dahinten gestohlen. Als Ihr meinen Kapitän angezeigt habt, hättet Ihr damit rechnen sollen, dass seine Mannschaft angerannt kommen würde.«
    »Ich weiß nicht, wovon Ihr …«, begann er. Shadd quetschte ihm die Schulter und verstärkte den Druck der Dolchspitze gegen seinen Hals. Der alte Mann quiekte und war dann still.
    »Also.« Falkin schob das schwere Rechnungsbuch über den Tisch auf den Boden und stützte sich auf den freien Fleck. »So wie ich es sehe, müsst Ihr endlich eine Wahl treffen. Ihr könnt uns erzählen, warum Ihr unseren Kapitän eines Verbrechens bezichtigt habt, das er nie begangen hat. Oder mein Mann hier schneidet Euch ein neues Atemloch.« Sie schnalzte mit der Zunge. »All das Blut würde eine fürchterliche Schweinerei auf all Euren Büchern anrichten.«
    »Es war nicht meine Schuld!«, winselte er. »Er hat gesagt, er würde mir den Bauch aufschlitzen und mich zu Fischködern zerschneiden, wenn ich nicht täte, was er wollte!«
    »Wer?«
    »Der junge Bursche.«
    »Welcher junge Bursche?«, fragte Falkin zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch.
    »Der, der die Vogelfrei gekauft hat.«
    Gekauft? In welcher Münze? Für sein gewinnendes Lächeln? Binns hatte gesagt, sie hätten zwar eine Abmachung getroffen, aber kein Geld hatte den Besitzer gewechselt. »Wie kommt Ihr denn darauf, dass er unser Schiff gekauft hätte?«
    Er schluckte; in der angespannten Enge der Amtsstube klang es laut. »Er hatte Papiere. Unterschrieben und bezeugt. Er sagte mir, er hätte die Vogelfrei gekauft, aber ich sollte jedem, der nachfragt, sagen, dass Euer Kapitän auf der Thanos eingelaufen sei, dem großen Kriegsschiff da draußen. Sonst würde er zurückkommen und mich holen.« Seine wässrigen alten Augen irrten nervös zwischen Falkin und seinem Schreibtisch hin und her.
    McAvery. Ganz so, wie sie vermutet hatte. Jede Spur, der sie folgte, führte geradewegs zu ihm. Doch irgendetwas war hier faul. Er war vielleicht ein hinterhältiger Verräter, der alle um den kleinen Finger gewickelt hatte, um zu bekommen, was er wollte. Das einzige Problem war nur, dass er bisher noch niemals jemanden bedroht hatte. Diese plumpe Schlägermethode passte nicht. Sie kannte ihn zwar kaum einen Tag lang, aber er wirkte auf sie, als lege er viel Wert auf Stil und Äußerlichkeiten. Wenn er schon mit bösartigen Drohungen um sich warf, wäre er dann nicht auf etwas Besseres als »Fischköder« verfallen?
    Der Hafenmeister zitterte sichtlich in Shadds Griff. Wie viele Jahre hatte der alte Mann schon seine jetzige Stellung inne? Wenn er jeden so behandelte, wie er es mit Binns gewöhnlich tat, dann mussten übertriebene Drohungen mit einem abscheulichen Tod zum Geschäft gehören. Man hatte ihm schon vorgeworfen, hasserfüllt und unvorstellbar unhöflich zu sein und eine Kodderschnauze zu haben, aber nie, Angst vor irgendjemandem zu haben. Doch jetzt saß er hier und tat, als hätte er Todesangst vor einem Mann, der sich noch nicht einmal mehr im Hafen befand. Sie hätte seine Befürchtungen nachvollziehen können, wenn McAvery wirklich ein Magus gewesen wäre. Aber ein echter Magus hätte nicht mit körperlicher Gewalt drohen müssen – er hätte sein Opfer einfach durch einen Zauberspruch vergessen lassen, dass sie einander je gesehen hatten. Wenn er es stattdessen nicht gleich in eine Kröte verwandelt hätte. Sie sah den Hafenmeister finster an.
    »Es wird sehr schwer für ihn werden, Euch den Bauch aufzuschlitzen, wenn er draußen auf See ist. Ihr hättet die Wachen alarmieren, ihn verfolgen und verhaften lassen können.« Ihr kam ein Gedanke, und lächelnd zog sie eine Augenbraue hoch. »Es sei denn, das war nicht Teil der Abmachung?«
    Er senkte plötzlich den Blick auf den Schreibtisch. Falkin hob die Beine, schwang sie über die Tischplatte und auf der anderen Seite wieder hinunter. »Bewegt Euch!«, befahl sie. Shadd zerrte den alten Mann in den leeren Raum zwischen Schreibtisch und Wand hinüber. Falkin glitt vom Tisch und begann, mit einer Hand die Schubladen zu durchwühlen.
    »Aufhören! Ihr steht auf meinem Buch!«, zischte der Hafenmeister; seine Stimme zitterte nicht mehr. »Ich werde die Wachen rufen!«
    »Werdet Ihr nicht«, hielt sie dagegen und setzte ihre Suche fort, »besonders nicht, wenn ich recht haben sollte.« Sie hockte sich hin. Die unterste Schublade links enthielt nur eine Handvoll Papiere. Falkin blätterte sie durch

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