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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Misty Massey
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Abfalltonne herausgesucht hat.«
    Der Hafenmeister riss die Augen auf. »Wo ist mein Gold?«
    »Das wird Euch lehren, Bestechungsgeld unbesehen anzunehmen«, tadelte ihn Falkin.
    »Aber das habe ich doch gar nicht getan«, stöhnte der alte Mann. »Ich habe das Gold gesehen! Zweihundert Goldstücke, glänzend und gelb und mein …«
    Es war ein alter Gaunertrick, dem Opfer erst etwas Wertvolles zu zeigen, um es zu überzeugen. Also zu tun, was man wollte, und dann den Gegenstand gegen etwas Wertloses auszutauschen. Das bewies nur, ein wie guter Dieb McAvery war. Falkin lehnte sich mit einer Hüfte gegen den Schreibtisch und begann sich die Fingernägel mit dem Dolch zu säubern. »Shadd, ich glaube, du kannst unseren Freund jetzt loslassen. Das Letzte, was er gern täte, wäre wohl, vor den Wachen zuzugeben, dass er Schmiergeld genommen hat.« Sie betastete die Metallstücke, hob eine Handvoll hoch und ließ sie wieder fallen. »Besonders ein derart einträgliches Sümmchen wie dieses hier.«
    Shadd grinste und zog die Klinge zurück. Der Hafenmeister sprang auf den Metallhaufen zu, als müsse er ihn selbst berühren, um die Wahrheit glauben zu können. »Er hat mich betrogen!«
    »Ihr werdet mir verzeihen, wenn mir das nicht leidtut«, sagte Falkin. »Aber warum erzählt Ihr mir nicht jetzt, da wir doch im selben Boot sitzen, einfach alles, was er zu Euch gesagt hat?«
    Der Hafenmeister sackte in seinen Stuhl und stützte den weißhaarigen Kopf in die faltigen Hände. »Er zeigte mir das Gold. So warm und schwer. Genug Gold, dass ich mir die nächsten vier Jahre über reichlich Branntwein und Rindfleisch hätte leisten können. Alles, was ich tun musste, war, die Verkaufspapiere abzuzeichnen und jeden, der kam, um nachzufragen, von seiner Spur abzubringen.«
    Sie starrte ihn ungläubig an. »Und um sie von der Spur Eures Freundes abzubringen habt Ihr einen Mann dazu verurteilt, gehenkt zu werden?«
    »Ich dachte, Euer Kapitän hätte ein Alibi. Woher sollte ich denn wissen, dass sie ihn mitnehmen würden, ohne auch nur Ermittlungen anzustellen?«
    Falkin biss sich auf die Lippen. Seine Worte waren so wahr, dass sie schmerzten – es hätte gar keine Zeit für ehrliche Ermittlungen gegeben. Binns war binnen einer Nacht zur Zielscheibe gemacht, festgenommen und verurteilt worden. Gesetzlose hatten wenige Rechte, aber doch immerhin einige. Was war bei Binns anders? Plötzlich fiel ihr das Logbuch wieder ein, das immer noch unter ihrem Mieder eingeschnürt war und sich dort, wo das Leder an ihrem dünnen Hemdchen lag, schwer und klebrig anfühlte. »Wann hat die Vogelfrei die Segel gesetzt?«
    »Vor Sonnenaufgang.«
    »War er allein? Hatte er eine Mannschaft?«
    Er zuckte die Schultern. »Ein paar Mann. Genug, um das Schiff zu segeln, aber nicht mehr. Sie halfen ihm, ein bisschen Fracht umzuladen.«
    »Von der Thanos ?«, fragte sie. »Was für eine Art von Fracht?«
    »Zwieback, ein paar Wasserfässer. Und eine Kiste.« Er fuhr mit der Spitze eines verzweifelten Fingers durch die Schlacke auf seinem Schreibtisch. »Sie haben die Kisten aufgeladen und sind dann ausgelaufen.«
    »Gegen die Tide?«
    »Er brauchte einen Schlepper bis hinaus zur Fahrrinne. Hat extra bezahlt.« Er ließ den Kopf auf den Altmetallhaufen fallen. »Gestern Nacht war es Gold.«
    »Hat er gesagt, wohin er will?«, beharrte Falkin.
    »Nicht im Einzelnen.« Er hob nicht den Kopf, um ihr zu antworten. »Sagte irgendetwas über eine Verabredung mit dem König.«
    Falkin tauschte einen Blick mit Shadd, der langsam und verständnisinnig nickte. Wenn McAvery vorhatte, den König zu treffen, konnte er nur in eine Richtung gefahren sein. Dieselbe, in die sie wollten.
     
    Sie verließen den Hafenmeister, der immer noch die Stirn auf den Metallhaufen schlug, der ihm das Herz gebrochen hatte, und eilten zu ihrer Mannschaft zurück. Shadd beugte den Kopf nahe zu Falkin hinüber. »Wie sieht der Plan aus, Maatin?«
    »Ich arbeite noch daran«, antwortete sie. Noch vor einer Stunde hatte alles so klar ausgesehen. Zum Hafen kommen, die Segel setzten, den Kapitän befreien. Aber jetzt waren sie eine Mannschaft ohne Schiff – und der Mann, der für all ihr Elend verantwortlich war, war davongesegelt und befand sich in Sicherheit, außerhalb ihrer Reichweite. Hätte sie McAvery doch nur in die Hand bekommen und zu einem Geständnis zwingen können! Aber – Wünsche würden ihr nicht weiterhelfen. Die Vorstellung, wie Binns Leichnam aufgequollen in der Sonne von

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