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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Misty Massey
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stehlen, könnt Ihr ja keine Angst haben, mir zu erzählen, was es ist.«
    »Ich habe keine Angst«, sagte er und lächelte strahlend. »Ich hätte mehr als den Inhalt einer Kiste anzubieten, um Euch zu Gefallen zu sein.« Er beugte sich vor; seine Worte streichelten ihre Wange wie eine warme Brise. »Tief in der Nacht, Falkin, wenn die Sterne funkeln und das Schiff ruhig ist, wenn Eure Hängematte Euch plötzlich viel zu leer vorkommt, wenn Ihr ganz allein darin liegt …«
    Sie riss den Kopf zurück und brach das Gespräch ab. McAvery grinste, verzog lasziv seine Lippen, was ebenso gut Begehren wie Triumph ausdrücken mochte. Sie wusste nicht, was von beidem, aber plötzlich war es ihr gleich. Er spielte mit ihr, als sei sie eine unschuldige Marionette, die nur zu seiner Unterhaltung diente. Sie biss die Zähne zusammen. Reden bewirkte hier gar nichts. Aber sie wusste, was Wirkung zeigen mochte.
    Falkin spazierte zu der Kiste hinüber und fuhr mit der Hand über die unebenen Kanten. Die Bretter gingen nicht nahtlos ineinander über: Zwischen ihnen gab es winzige Spalte. Die Kiste roch nach frisch ausgehobener Erde und vom Salz verzogenem Holz. Falkin ging darum herum und achtete darauf, dass sich die schwere Kiste immer zwischen McAvery und ihr befand.
    »Jaques, Tom, her zu mir«, befahl sie. Die beiden Männer tauschten einen Blick, traten dann aber an ihre Seite. »Zieht eure Klingen.«
    Ohne Zögern taten beide Männer wie geheißen; ihre Klingen funkelten in der Morgensonne. Falkin legte spielerisch den Kopf schief und sah den Besitzer der verwitterten Kiste über diese hinweg finster an. »Männer, ich will, dass ihr eure Degen durch die Spalten in dieser Kiste stoßt. Ganz gleich, was geschieht, stoßt immer wieder zu. Bis ich halt sage.«
    McAvery sah zwar verwirrt, aber alles andere als besorgt aus. Vertraute er so auf das Glück seines Danisobers? Vielleicht war es ihm nicht wirklich wichtig. Wenn er als Begleiter angeheuert und im Voraus bezahlt worden war, dann wollte Falkin gern glauben, dass McAvery den Danisober sterben ließe, aufgespießt vom Stahl der Piraten. Er würde sogar einen Weg finden, ihr und ihrer Mannschaft die Schuld in die Schuhe zu schieben, das wollte sie wetten. Aber es spielte keine Rolle. Nur ein toter Magus war ein guter Magus. Mit den Konsequenzen würde sie sich später befassen. Falkin nickte ihren Männern zu.
    Tom und Jaques hoben die Klingen und rammten sie in die Spalten zwischen den Brettern. Falkin betrachtete die Degen, als sie sie wieder herauszogen. Beide waren mit Erde verschmiert, aber nicht mit Blut. Sie stachen wieder in die Kiste. Und wieder. Sie bewegten sich zu verschiedenen Stellen, oben und unten, am Deckel und in den Seiten. Jeder, der auch nur im weitesten Sinne Menschengröße hatte, wäre von wenigstens ein paar ihrer Stiche getroffen worden, aber wann immer sie ihre Klingen herauszogen, rührten die einzigen Flecken darauf von Erde her.
    Falkin gestattete ihnen endlich aufzuhören, zwar nicht befriedigt, aber überzeugt, dass sich niemand in der Kiste versteckte. Tom und Jaques wischten sich die Degen an den Hosen ab, steckten sie in die Scheiden und traten dann zurück. Ihre Männer beobachteten sie neugierig, aber keiner von ihnen hatte auch nur ein Wort gesagt. McAvery lehnte an der Reling und betrachtete seine Fingernägel.
    Falkin zog ihre eigene Klinge, marschierte zu ihm hin und legte sie ihm an den Hals. Stahl auf Haut, Scharfes, das in Weiches drückte. Es wäre so einfach gewesen, den Schnitt zu führen, ihn ausbluten zu lassen und es hinter sich zu bringen. Falkin drückte die Schneide gegen sein Fleisch und empfand das brennende Bedürfnis herauszufinden, wie seine Innereien wohl aussehen mochten. Aber den Luxus konnte sie sich nicht leisten.
    »Wenn Ihr einen Kuss wollt, Mädchen, braucht Ihr den Dolch da nicht.«
    Falkin murmelte einen leisen Fluch, zog die Klinge zurück und stieß ihn von sich. »Was ist darin?«, verlangte sie zu wissen.
    »Seid Ihr damit fertig, meine Kiste umzubringen?« Er wies mit der Hand auf die schmutzigen Streifen an Toms Bein. »Mutterboden. Dreck, Humus, Lehm, Erde, Matsch, Ton, Straßenstaub.« Seine Lippen zuckten ein wenig. »Erde.«
    »Ihr wäret willens gewesen, Euer Leben für eine Kiste Dreck zu riskieren? Ihr erwartet von mir, Euch das abzunehmen?«
    »Habt Ihr es denn noch nicht zu Eurer eigenen Zufriedenheit bewiesen? Eigentlich muss ich Eurer Hartnäckigkeit Beifall zollen. Die meisten

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