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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Misty Massey
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wann Ihr endlich herkommen würdet.«
    Sie winkte ihn mit einem Finger heran. »Wenn Ihr nicht vorhabt, mit dem Schiff unterzugehen, solltet Ihr Euch besser beeilen.«
    »Ich werde aber mein Gepäck mitbringen müssen«, rief er und tätschelte den großen Kasten neben sich auf dem Deck. Er war fast so groß wie er selbst und halb so breit wie hoch. Die Bretter waren dunkel gefärbt, weil sie der salzigen Luft so lange ausgesetzt gewesen waren. Und was darauf geschrieben war, war zu verwischt, um noch entziffert werden zu können.
    Mit einem lauten Krachen neigte sich die gequälte Vogelfrei . McAvery packte die Kiste, um im Gleichgewicht zu bleiben. »Ich bin bereit zu gehen, sobald Ihr die Anweisung gebt«, sagte er.
    Falkin musterte die Kiste. Groß genug, einen Meuchelmörder zu verbergen, der sich im nächtlichen Dunkel herausschleichen würde, um ihnen allen die Kehlen durchzuschneiden. Wenn es kein gedungener Mörder war … Sie schluckte. Wenn die Kiste groß genug war, einen Mörder zu verbergen, war sie auch groß genug, einem Danisober als Versteck zu dienen. Und was hatte Olympia ihr gesagt? Irgendetwas darüber, dass Danisober auf ihrem eigenen Boden schliefen, nicht wahr? Sie schüttelte den Kopf. »Sagt mir, was sich da so Wichtiges in Eurer Kiste befindet.«
    »Was in meiner Kiste ist, geht Euch nichts an.«
    Falkin zuckte die Schultern. »Es ist mein Schiff, also geht es mich etwas an.«
    Er zog entsetzt eine Augenbraue hoch. »Euer Schiff sinkt gerade unter meinen Füßen.«
    Flüche wallten unter der Oberfläche auf, aber sie biss die Zähne zusammen, um sie zu unterdrücken. Auf seine Provokation einzugehen würde nur seinen Zwecken dienen, nicht ihren. »Zeigt mir Eure Handgelenke.«
    »Na, das ist aber schmeichelhaft, meine Liebe! Ihr haltet mich für einen Danisober?« Er krempelte beide Ärmel bis zu den Ellenbogen auf und hielt dann die Arme hoch. Sonnengebräunte Haut, aber keine Spur von Silber an seinen Handgelenken. Und keine Narben, die darauf hingedeutet hätten, dass er einst die silbernen Armbänder getragen hatte. Das war aber nur ein schwacher Trost. Ihre anderen Vermutungen blieben durchaus möglich.
    »Sagt mir, was in der Kiste ist, oder Ihr versinkt mit der Vogelfrei , ganz gleich wem sie gehört.«
    »Ihr braucht mich«, gab er trotzig zurück, »und ich gehe nicht ohne diese Kiste.« Er stellte den kleineren Kasten auf die Holzkiste und verschränkte mit hitziger Miene die Arme.
    Falkin seufzte. Sturer Dreckskerl! Wahrscheinlich würde er in der Haltung noch stehen bleiben, bis die Vogelfrei im Wasser kenterte, und zwar nur, um sie zu ärgern. Es war eine verlockende Vorstellung – zuzusehen, wie der Schaum sich legte, während er lieber ertrank, statt nachzugeben. Aber er hatte sie in der Hand. Er war für sie nur etwas wert, solange er – leider! – am Leben blieb. Zur Hölle! Wenn er die Kiste und ihren Inhalt so dringend haben wollte, dass er bereit war, dafür zu ertrinken, dann konnten sie auch für Falkin etwas wert sein. Und wenn nicht, konnte sie immerhin einen Weg finden, ihn damit zu kontrollieren. Vielleicht drohen, die Kiste über Bord zu werfen, falls er nicht tat, was sie ihm sagte.
    Jaques stand im Bug des Beiboots, beobachtete sie und wartete auf Befehle. Sie machte eine Handbewegung zu McAvery hinüber. »Fahr näher heran. Wenn das Tau es gestattet, bring uns längsseits der Vogelfrei. Achte darauf, uns sicher zu vertäuen. Wenn wir gesichert sind, geh und hol Binns’ Seekiste aus seinem Quartier. Er wird sie haben wollen, wenn wir ihn zurückbekommen. Wenn du sie unter sicheren Bedingungen erreichen kannst, hol auch deine eigene und jede andere, die du findest. Aber geh nicht das Risiko ein, dafür zu ertrinken.« Sie seufzte. »Und wenn du schon dabei bist, lass irgendjemanden diese dreimal verdammte Kiste da verladen.« Sie wandte sich ab, aber nicht, bevor sie einen Blick auf McAverys befriedigtes Grinsen erhascht hatte. Sollte der Kerl doch denken, er hätte gewonnen, solange ihn das auf ihr Schiff und unter ihre Kontrolle brachte. Mein Schiff. Es ist mein. Ich habe es ehrlich gestohlen , dachte sie; der Gedanke, Herrin über ein eigenes Schiff zu sein, war zugleich erschreckend und angenehm.
    Die Vogelfrei , deren Rumpf an den Zähnen aufgerissen war, neigte sich langsam zur Seite, während sie Wasser zog. Der Wind peitschte mit gespenstischem Heulen durch ihre Takelage und ein schmerzhafter Kloß setzte sich in Falkins Hals fest. Sie bemerkte,

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