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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Misty Massey
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dass sie die Schaluppe nicht länger ansehen konnte. Wenn sie es doch tat, schien sie ein Bild von Binns zu sehen, der am Hals von den Rahen hing, die Augen im Tode aufgerissen und anklagend auf sie gerichtet.
    Sie wandte dem Wrack den Rücken zu und starrte übers Wasser zur Thanos hinüber. Das riesige Schiff schaukelte, als leugne es die Tragödie, die in der sinkenden Schaluppe bestand, vollkommen. Es lag so ruhig wie ein Schatten, hinter dem noch immer die Sonne aufging. Sie hatte Falkins Blut geschmeckt, sie aber nicht verschlungen. Falkin hämmerte das Herz in der Brust. So etwas hatte sie für die Schaluppe oder sonst ein Schiff, auf das sie schon einmal einen Fuß gesetzt hatte, nie empfunden. Die Vogelfrei war eine Zuflucht gewesen, aber die Thanos fühlte sich wie ein Zuhause an.
    Ihre Träumerei wurde von einem Poltern hinter ihr unterbrochen. Jaques hatte Binns’ Seekiste sicher auf eine Schulter geladen und trug eine zweite unter dem Arm. Ihre eigene. Sie sah beiseite, bevor er den plötzlichen Glanz in ihren Augen wahrnehmen konnte. Sie hatte keinen einzigen Gedanken auf ihre eigene Seekiste verschwendet.
    Zwei von McAverys Männern hatten seine Kiste in den breiten Mittelteil des Beiboots geladen. Jetzt, da Falkin sie aus der Nähe sah, wirkte die Schrift auf dem Holz verblasst und verschmiert und immer noch unmöglich zu entziffern. Erdklumpen waren durch die Fugen gedrungen und fielen leise auf den Boden des Bootes. Wenn sich ein Danisober darin versteckte, würde er sich erst ins Freie graben müssen. Falkin würde ihn mit gezogener Klinge erwarten.

Kapitel 19
     

     
    Denn ohne dich wär’s ein Schiff ohne Wind, Des’ Steuermann auf weitem, leerem Meer Blickt stumm und bleich auf den Verfall umher.
    Samuel Taylor Coleridge
     
     
     
    MCAVERY SCHRITT ÜBER das Deck der Thanos und stolzierte wie ein Machthaber auf Staatsbesuch einher, seinen kleineren Kasten in die linke Armbeuge geklemmt, während er den Seeleuten, die ihn angafften, liebenswürdig zunickte. Manche verschwendeten keinen zweiten Blick auf ihn, ein paar starrten ihn an und die Übrigen kicherten, nachdem er vorbeigegangen war.
    »Bringt meine Kiste unter Deck, Jungs«, sagte er.
    »Halt.« Falkin legte eine Hand auf die Kiste und sah ihn finster an. »Ihr werdet hier keine Befehle erteilen, solange ich noch atme.« Sie tätschelte das entfärbte Holz. »Ich bin richtig neugierig. Ich will mit eigenen Augen sehen, was sich in Eurer Truhe hier befindet.«
    Er zog beide Augenbrauen zu einem Ausdruck unschuldigen Erstaunens hoch. »Ich dachte, wir hätten eine Abmachung.«
    »Ich habe zugestimmt, Eure Kiste mitzunehmen. Nicht aber, Euch zu gestatten, ihren Inhalt geheim zu halten.«
    Sie verschränkte die Arme. »Jetzt seid Ihr auf meinem Schiff. Wenn Ihr hierbleiben wollt, werdet Ihr tun, was ich Euch sage.«
    »Nein.«
    Er stand vor ihr, so ruhig wie die Oberfläche einer Schale Milch, aber standhaft, was seine Kiste betraf. Nicht dass sich irgendjemand sonst daran zu stören schien. Jaques war zu seinen Schiffskameraden hinüberspaziert, um mit ihnen zu plaudern; sie klopften ihm schon dafür auf die Schulter, dass es ihm gelungen war, beinahe all ihre Seekisten zurückzuholen. McAverys eigene Leute schienen nicht zu aufmerksam zu sein, da sie damit beschäftigt waren, das Wasser aus ihren Kleidern zu wringen. Er hatte sie gewiss nicht besonders gut bezahlt. Sie hätte ihn wahrscheinlich durchbohren können, ohne dass es sie sehr gestört hätte.
    Es konnte nur einen Grund dafür geben, dass er ihr – ihr und über dreißig bewaffneten Männern – hier, mitten auf dem Ozean, trotzte. Hier, wo sein ertrunkener Körper nie gefunden werden würde, wenn sie beschloss, sich seiner zu entledigen. Er versteckte einen Danisober in der Kiste. So musste es sein.
    Sie würde ihm eine letzte Chance geben. »Was, wenn ich Euch sage, dass Ihr entweder die Kiste aufgeben müsst – oder Euer Leben?«
    »Ihr würdet mich um einer Kiste willen töten?« Er wirkte aufrichtig amüsiert. »Es ist doch gar kein Schatz darin.«
    »Sehe ich denn derart töricht aus? Ihr besteht darauf, die Kiste von einem sinkenden Schiff zu retten, aber nichts Wertvolles soll darin sein? Vielleicht ist sie nicht mit Gold oder Juwelen gefüllt, aber was auch immer sich darin befinden mag, es ist mindestens Euer Leben wert.«
    »Nichts jedenfalls, was für Euch etwas wert wäre«, betonte er.
    »Hervorragend. Wenn ich nicht in Versuchung kommen werde, es Euch zu

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