Die magische Bombe
erkennen war er kaum. Er hatte eine andere Gestalt angenommen, war nicht mehr so hager wie früher, aber die Stimme war geblieben. An ihr musste Sinclair ihn erkennen, wobei er schon einmal Kontakt mit ihm gehabt hatte, denn der Geist des Hexers hatte in einem Golem seinen Platz gefunden und diese fürchterliche Gestalt geführt. Orgow war wieder da!
Als er daran dachte, drang ein schauriges Gelächter aus seinem Mund. Er würde zuschlagen, und der Satan konnte an ihm seinen Spaß bekommen. Sinclair vernichtet, das war das Größte überhaupt. Noch war es nicht soweit. Erst Teil eins des Plans war aufgegangen. Durch Schwarze Magie war der Geisterjäger in eine Falle gelaufen und galt nun als Mörder.
Er war bereits im Spiel. Doch es hatte sich einiges geändert. Sinclair kämpfte nicht mehr allein. Ein Chinese stand an seiner Seite, er hatte weitere Helfer bekommen, und Orgow musste sich hüten. Deshalb ging er auch so vorsichtig zu Werk, wobei er seinen Plan genau durchdacht hatte.
Er schaute wieder auf die Zutaten in den Schalen. Diese Dinge brauchte er, um das zu schaffen, was die Grundfesten des menschlichen Seins erschüttern sollte.
Die magische Bombe!
Der Hexer wollte sie basteln. Das Rezept hatte ihm der Satan gegeben. Eine wirklich höllische Anleitung, und Orgow freute sich darauf, sie in die Praxis umzusetzen.
Die Bombe würde vernichten. Nicht auf einmal, nein, sie war wie ein böses, grauenhaftes Gift, das in die Körper der Menschen hineinkroch und sie zerstörte.
Und wenn sie den erhofften Erfolg zeigte, würde über ganz London das grinsende Gesicht des Knochenmannes schweben. Eine Stadt konnte ihrer Menschen beraubt werden. Das war sein Plan. Der Hexer nahm den zweiten Teil in Angriff. Er bückte sich und hob die Schale mit dem grauweißen Inhalt an. Er legte den Stab dabei zur Seite, weil er beide Hände frei haben wollte.
Dann kippte er den Inhalt der Schale in diejenige, die der Buddha trug, und so vermischten sich die Ingredienzien miteinander zu einer schwarzen zähen Masse. Noch hatte er seine Arbeit nicht beendet. Der Hexer nahm auch die zweite Schale hoch und goss deren Inhalt ebenfalls in die, die der Buddha hielt.
Wieder rührte er um. Er nahm seinen Stab, der weite Kreise in die sirupzähe Masse zeichnete, bevor sie wieder zusammenlief und sich zu dem vermengte, nach dem er so fieberte.
Als er zufrieden war, kniete er sich nieder und schaute auf den Inhalt der Schale.
Für einen Moment zuckten seine Augen, er hob die Arme an, spreizte die Hände und breitete sie über der Schale aus. Er öffnete den Mund, verharrte noch in Trance, und erst danach drangen heisere Worte aus seinem Rachen.
Der Hexer sprach in der Höllensprache. Krächzende Laute, tiefe Vokale, von einem Menschen wurde die Sprache nicht verstanden. Höchstens den Namen John Sinclair hätte man heraushören können. Professor Orgow sprach ihn öfter aus, und jedesmal wurde sein Hass stärker.
John Sinclair! Er allein interessierte den Hexer, ihn wollte und musste er vernichten. Auf seinem Schloss, in den unheimlichen Gewölben und dem Blutkeller hatte er es bei seinem Selbstmord versprochen. Ich komme wieder, hatte er gesagt. Und nun war er da!
Etwa drei Minuten dauerte die Beschwörung. Harte, krächzende Worte, die Orgow ausstieß und regelrecht auf die Schale spie, damit sich dort etwas tat.
Es begann mit einem Brodeln. Tief in der Masse fing es an. Die Oberfläche zitterte, Blasen erschienen auf ihr, sie wurden groß wie Finger und zerplatzten.
Ein ekliger Gestank breitete sich aus. Er drang auch in die Nase des Hexers, der den Geruch aufnahm wie einen kostbaren Balsam. Die Augen begannen zu glänzen, er tunkte seine Hände in die warm gewordene Masse, zog sie wieder hervor und schaute sie an. Die Finger waren ebenfalls leicht angeschwärzt. Er richtete sich auf, streckte die Arme aus und legte die Finger gegeneinander. Arme und Hände bildeten ein Dach über seinem Kopf, und in dieser Haltung blieb er stehen. Er konzentrierte sich und schaffte es, durch rein gedankliche Kraft den langen Stab vom Boden her in die Höhe zu hieven. Er schwebte allmählich hoch, glitt auch über das Gefäß hinweg und zielte auf die Hände des unheimlichen Hexers.
Als sich das eine Ende dicht vor seinen Fingern befand, krümmte Orgow sie und packte zu.
Eisern hielt er den Stab fest. In seinen Augen schien der Wahnsinn zu tanzen. Er kam sich vor wie ein gewaltiger Held, aus seinem Mund drang ein Schrei, dann rammte er den
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