Die magische Bombe
Zelle?«
»Nein, er ist frei.«
»Lebt er noch?«
»Sicher.« Orgow lächelte. »Noch lebt er, und er wird auch eine Weile weiterleben, wenn er genau das tut, was ich von ihm verlangt habe.«
»Das wird er nicht.«
»Ich wäre da nicht so sicher«, sagte Orgow. »Sinclair bleibt keine andere Wahl. Er wird mir den Kelch des Feuers bringen. Der Satan hat die Kugel. Beide Dinge zusammen sind sehr stark, wie du weißt.«
»Was sollte der Nebel?« Suko wechselte das Thema.
Der Hexer lachte. »Es war eine Aufgabenteilung zwischen dem Satan und mir. Er wollte den Kelch und die Kugel, ich aber die Menschen Sinclair und seine Kollegen. Ich kann es auch mit einem anderen Wort umschreiben. Scotland Yard. Das alles soll mir gehören. Das Gebäude, die Menschen, ich will sie manipulieren, hast du verstanden? Mein Geist kehrte in einen anderen Körper zurück, um sich schrecklich zu rächen. Ich schaffe mir meine Diener, denn nicht umsonst habe ich die magische Bombe erfunden.«
»Was ist das?«
»Eine Mixtur aus der Hölle«, erklärte der Professor. »Ich habe sie zusammengemischt und zur Explosion gebracht. Unzählige Partikel jagten durch die Luft. Da sie magisch aufgeladen waren, ließen sie sich auch nicht durch Wände oder Türen aufhalten, und sie trafen genau die Zielgruppe, auf die ich es abgesehen hatte, eben die Menschen. Gleichzeitig veränderten sie diese. Ihr Blut wurde aus den Adern gepumpt und zeichnete seine roten Spuren in die Gesichter.«
»Sind die Menschen verloren?«
Orgow lachte. »Was denkst du denn?«
»Ich rechne damit«
»Nein, sie gehorchen mir nur. Wenn ich es will oder die Magie erlischt, werden sie wieder zu normalen Menschen, wenn es dich beruhigt, aber das wird nicht geschehen. Was ich einmal in den Fingern halte, lasse ich nicht mehr los. Und für dich habe ich das gleiche Schicksal ausersehen. Schau dich um, Suko!«
Die Blicke der beiden brannten ineinander. Dann kam Suko der Aufforderung nach. Er drehte sich.
Professor Orgow hatte nicht gelogen. Er konnte den Nebel manipulieren. Hatte dieser bisher am Dachrand seine Grenze gefunden, so quoll er jetzt darüber hinweg, um das gesamte Dach einzunehmen. Das ging nicht sehr schnell, aber Orgow hatte auch Zeit, und er weidete sich am Erschrecken seines Gegenübers.
»Warum dieser Nebel?« fragte Suko.
»Ganz einfach. Ich wollte eine gewisse Deckung haben und die Menschen neugierig machen. Wer mit ihm in Berührung kommt und in ihn hineingeht, wird von den Bazillen oder Parasiten getroffen, die sein Blut aus den Poren pumpen. So ist das nun mal.«
Der Inspektor räusperte sich. Was ihm der Hexer da erzählte, war verdammt schlimm, und im Moment sah Suko keine Chance, die Lage zu seinen Gunsten zu verändern.
Oder sollte er verschwinden? Noch stand der Hubschrauber in seiner Nähe. Der Einstieg war offen. Suko brauchte nur hineinzuklettern und zu starten.
Er ballte seine Hände. In seinem Innern spielten sich regelrechte Kämpfe ab. Ein schreckliches Schicksal glitt lautlos auf ihn zu. Andererseits dachte er auch an seinen Freund John Sinclair, der irgendwo im Yard-Building das Grauen erlebte.
»Ich ahne deine Gedanken, Chinese«, sagte Orgow, »und ich will dir eine Entscheidung abnehmen.«
Bevor Suko etwas dagegen unternehmen konnte, hatte der Hexer seinen Stab vom Boden abgehoben. Das untere Ende deutete dabei genau auf den Hubschrauber. Suko sah es für einen Moment kurz aufglühen. In der Dunkelheit leuchtete die Stelle wie ein roter Stern. Die Magie traf voll. Vor Sukos Augen krachte der Hubschrauber zusammen. Zuerst brachen die Kufen weg, und dann prallte das Gestell auf den Boden, wobei die Kanzel zersplitterte und sich die Scherben in unmittelbarer Nähe ausbreiteten. Treibstoff rann aus. Er bildete auf dem Dach eine große Lache, verdunstete, wobei der Wind die Schwaden gegen den wartenden Chinesen trug und diese seine Atmung beeinträchtigten.
Suko hatte dem Vorfall zugesehen. Jetzt hörte er das Lachen des Hexers. »Du siehst, dass man mich nicht übertölpeln kann. Ich bin hier der Herr, und ich herrsche über den Nebel. Nur noch wenige Minuten, dann hat er auch dich erreicht.«
Gelogen hatte Orgow nicht Suko fragte sich jetzt, wie er ohne Hubschrauber vom Dach herunterkommen konnte. Sicher, man hätte ihm einen zweiten Helicopter schicken können, so etwas dauerte natürlich, zudem mussten die Helfer erst einmal Bescheid wissen, und das war unmöglich, denn Suko wusste nicht, wie er sich mit ihnen in Verbindung
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