Die magische Bombe
setzen sollte.
»Deine Chancen sinken immer mehr«, flüsterte der Hexer und schickte ein Lachen hinterher. »Chinese, du wirst es schwer haben gegen mich.«
Davon war Suko fest überzeugt, aber kampflos wollte er das Feld nicht räumen. Noch blieb ihm Zeit. Mit sicherem Griff zog er die Beretta. Er richtete die Mündung auf Orgow und befahl: »Stopp den Nebel!«
»Nein!«
»Dann werde ich schießen!«
Orgow breitete sogar seine Arme aus, so sicher war er. »Du kannst es ruhig, Chinese. Ich habe nichts dagegen.«
Bluffte Orgow? Suko wusste es nicht. Eigentlich hatte es der Hexer nicht nötig. Wenn Suko schon eine solche Aufforderung bekam, wollte er ihr auch folgen.
Deshalb drückte er ab. Das peitschende Echo der Waffe wurde vom langsam von dem über den Dachrand kriechenden Nebel verschluckt. Verschluckt wurde auch die Kugel. Im Bruchteil einer Sekunde entfaltete der Stab seine volle Abwehrkraft. Er baute einen roten flirrenden Schirm um Orgow auf, in dem die geweihte Silberkugel verschwand. Dann lachte der Hexer schallend. »Habe ich dir nicht gesagt, dass du schießen kannst? Nicht umsonst nennt man mich den Hexer. Und diesem Namen mache ich alle Ehre. Ich bin es, der über Waffen und Kugeln nur lachen kann. Meine Waffe ist eine andere. Schau sie dir an, Chinese. Ein Stab nur, der Stab des Hexers, der so völlig normal aussieht.«
Suko ließ seinen rechten Arm sinken. Die Mündung der Waffe wies jetzt zu Boden. Es hatte keinen Sinn, den Hexer auf diese Art und Weise überlisten zu wollen. Also Aufgabe?
Eigentlich blieb Suko nur diese eine Alternative. Hart hatte ihn auch die Zerstörung des Hubschraubers getroffen. Der Copter sah aus, als hätte jemand mit einer Faust auf ihn geschlagen.
Und der Nebel kam auch. Allmählich baute sich die Wand auf. Sie verlängerte die Dachkanten des Yard-Gebäudes mit ihren hellweißen Mauern, und Suko, da war er sicher, würde irgendwann die schreckliche Wirkung zu spüren bekommen.
»Willst du weg, Chinese?« flüsterte der Hexer. »Willst oder kannst du es nicht mehr hier aushalten? Bitte«, er streckte den Arm aus. »Versuche es! Geh und suche deinen Freund John Sinclair. Er wird sich bestimmt darüber freuen.«
»Ich habe deine Aufforderung verstanden«, sagte Suko. »Und ich bleibe dennoch, denn ich will dich unter Kontrolle haben.«
»Mich?« Der Hexer lachte. »Mich kontrolliert höchstens der Teufel, aber kein Mensch.« Orgow erklärte das mit einer so starken Überheblichkeit, dass Suko ihm auch glaubte. Und als der Hexer ihm den Rücken zudrehte, reagierte der Chinese immer noch nicht. Aber die Gegenseite tat etwas. In den letzten Minuten hatte sich Suko allein auf den Hexer konzentriert und dessen warnende Worte über den Nebel vergessen.
Das rächte sich. Rollend und lautlos waren die Schwaden nähergekommen. Sie drückten sich über die Ränder des Dachs, fließende Gaswolken und mit einem höllischen Leben versehen. Aus der Hexenküche des Teufels stammte er und brachte das mit, was so gefährlich war. Die Reste der magischen Bombe.
Die Berührungen der Bazillen oder Partikel waren nicht zu spüren. Suko sah auch nichts davon, aber er spürte den fremden Einfluss. Schlagartig wurde ihm bewusst, dass ihn das Grauen erreicht hatte. Es begann mit einem Schüttelfrost. Der Inspektor hatte plötzlich Mühe, seine Glieder unter Kontrolle zu halten. Sie wollten ihm nicht mehr gehorchen, wurden im nächsten Augenblick träge und müde. Das Blut in seinen Adern schien einzufrieren und sich gleichzeitig auszubreiten. Ein Widersinn, und der Druck des Blutes wurde von Sekunde zu Sekunde stärker.
Suko ächzte. Er hatte Mühe, Luft zu bekommen und sah, wie sich der Hexer langsam umwandte.
Orgow grinste diabolisch, bevor er seinen rechten Arm mit der Lanze vorstreckte. »Es hat dich erwischt, Chinese, denn dir soll es nicht anders als den übrigen Menschen beim Yard ergehen. Du gehörst jetzt zu uns.«
Als Suko die Worte hörte, musste er an die beiden Polizisten denken, die in den Nebel hineingelaufen und ihn so schrecklich gekennzeichnet wieder verlassen hatten.
Der Inspektor hob den Arm. Mit den Fingerspitzen strich er über seine Haut. Er zog die Hände zurück, schaute sie an und schluckte hart. Seine Finger waren blutig!
***
Sie standen zu viert in der Tür. Feinde oder Freunde? Allesamt waren sie Kollegen von mir. Noch besaßen sie die menschliche Gestalt. Aber konnte man sie tatsächlich als Menschen bezeichnen? Das war die große Frage. Ich wollte
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