Die magische Bombe
John Sinclair.
Der Hexer lachte. »Und jetzt geh zu ihm!« flüsterte er Suko zu.
»Begrüße deinen Freund…«
***
Ich konnte nicht weitergehen, weil mich der schreckliche Anblick einfach zu hart getroffen hatte. Mit allem hätte ich gerechnet, nur nicht mit Sukos Anwesenheit. Als ich die Trümmer des Hubschraubers sah, wusste ich auch, wie es ihm gelungen war, auf dieses Dach zu kommen. Aber wie sah er aus! Furchtbar und grauenhaft. Der Hexer hatte ihn voll unter seine Kontrolle bekommen. Mein Freund unterschied sich in nichts von den Dienern, die hinter mir standen.
In diesen Augenblicken wurde mir bewusst, dass die gesamte Last der Verantwortung auf meinen Schultern allein ruhte. Es war eine Bürde, die ein Mensch kaum tragen konnte. Ich hätte wer weiß was darum gegeben, dies alles rückgängig machen zu können. Leider war es nicht möglich. So musste ich mich den Problemen stellen. Ich sah nur noch Suko. Sein Anblick traf mich tief. Selten ist mir eine Szene so unter die Haut gegangen. Der Chinese hatte keine Chance mehr, dem Grauen zu entkommen. Er war eingefangen, eingekesselt in einen höllischen Kreislauf, aus dem es kein Entrinnen mehr gab. Über sein Gesicht rann das Blut. Dunkel wirkte es in der finsteren Umgebung, und sogar aus seinen Haaren strömte die Flüssigkeit in dünnen Bahnen.
Ich wollte ihn ansprechen, aber ich bekam nicht einmal seinen Namen heraus. Die Kehle war zu, und hinter Suko, der auf mich zutorkelte, stand groß, aufrecht und triumphierend Professor Orgow, der Hexer!
Das war seine Stunde, das war sein Sieg!
Jemand stieß gegen meinen Rücken und drängte mich vor. Die vier Aufpasser hinter mir wollten ihrem Meister beweisen, dass sie noch zu ihm gehörten.
Und so betrat ich das Dach.
Ich sah auch den Nebel. Er kroch über die Ränder und hatte bereits ein Drittel der großen Fläche eingenommen.
»Ich heiße dich herzlich willkommen, John Sinclair!« vernahm ich die Stimme des Hexers. »Ich freue mich, dass du meinem Plan gefolgt bist, aber es blieb dir auch nichts anderes übrig.« Er winkte mit seinem seltsamen Stab. »Und jetzt komm zu mir.«
Ich zögerte. Mein Augenmerk galt nach wie vor dem chinesischen Freund, der mich ebenfalls angesehen hatte, wobei aus seinem Mund ein gequältes Stöhnen drang.
Der Hexer war vergessen. Ich musste mich einfach um Suko kümmern und ging ihm entgegen.
Erkannte er mich? Mein Blick fraß sich in seinen Augen fest, weil ich dort nach einer Reaktion suchte, doch die Pupillen des Freundes zeigten keinerlei Reaktion. Sie blieben leer und glanzlos. Ich steckte meine Arme aus. Irgendwie fürchtete ich mich davor, Suko im Gesicht zu berühren, meine Finger legten sich auf seine Schulter. Unter der Hand fühlte ich den schweren, nassen Stoff. Auch er hatte sich mit Blut vollgesaugt.
Ich schüttelte mich. Tat auch nichts dagegen, als Suko mich berührte und ich ihn praktisch auffangen musste. Den Kelch des Feuers hatte ich abgestellt, spürte wenig später in Brusthöhe einen seltsamen Druck, der von Suko ausging.
Sofort wusste ich Bescheid. Mein Freund besaß noch seine Waffen. Die Peitsche, die Beretta und den Stab!
Höhnisch und dabei auch überheblich lächelnd schaute der Hexer unserer seltsamen Begrüßung zu. Er sah von Suko nur den Rücken, und meine Finger bewegten sich geschickt wie die eines Taschenspielers. Plötzlich hatte ich die Beretta und auch den Stab, der immer in Sukos Innentasche steckte.
Beides nahm ich rasch an mich, dass der andere nichts davon merkte. Die Dämonenpeitsche ließ ich stecken. Sie wäre aufgefallen. Mit der linken Hand stieß ich Suko weg, während ich mit der rechten Pistole und Stab verschwinden ließ. Ein wenig wohler war mir schon. Suko bewegte sich, als stünde er auf schwankenden Schiffsplanken und nicht auf einem festen Dach. Er geriet bis an den Rand des unheimlichen Nebels und konnte sich erst dort fangen.
Zur Orgow hatte ich freie Bahn. Wir starrten uns sekundenlang an. Hinter mir vernahm ich Schritte. Die vier Veränderten bauten sich in einem weit gezogenen Halbkreis auf, wie ich aus den Augenwinkeln erkennen konnte.
Der Hexer bewegte den Kopf nach vorn. Sein Blick richtete sich auf den Kelch.
»Du hast ihn also mitgebracht!«
»Natürlich.«
»Dann heb ihn auf und bring ihn zu mir!«
Ich runzelte die Stirn. »Nein Orgow, du mußt ihn dir schon holen!«
Sein Gesicht verzerrte sich. Die nächste Frage klang lauernd. »Willst du Bedingungen stellen?«
»So ungefähr. Bisher habe
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