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Die magische Fessel

Die magische Fessel

Titel: Die magische Fessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Kuppeldach. Es war finster in den Säulengängen, die Tartan nun schneller durchschritt, wie um vor Oomyds Zorn zu fliehen, und finster in der riesigen Halle mit dem Altar. Nur durch schmale Fenster, die zwanzig Fuß hoch in den Wänden waren, kam trübrotes Licht herein.
    Doch nirgendwo fand es Widerschein. Tartan blieb kurz stehen, als er ein Flüstern zu hören schien. Er drehte sich um sich selbst und fand nichts als totes Gestein. Die Wände waren schmucklos wie der Altar.
    Wer, fragte sich Tartan auf einmal, hatte diese Anlagen errichtet, wenn sie wie Oomyd älter waren als der älteste seiner Diener? Wozu benötigte Oomyd die Tempel und die anderen heiligen Bauten, wenn Oomyd doch ohne Körper war und in den Dingen selbst lebte?
    Tartan machte sich auf den Weg über die einzige Wendeltreppe in den Turm hinauf. Was hatte er sich solche Fragen zu stellen, wenn es um anderes ging! War er ein Narr geworden, sich in der Stunde der Not Grübeleien hinzugeben?
    In der Turmkammer angekommen, warf Tartan einen Blick über das Eiland. Die Tempel und die Behausungen der Diener lagen unter ihm, und überall wurde gekämpft. Hier sah er Poga, den Geflügelten, wie er von oben auf Nekkish herabstieß, den Wurm mit den Füßen ohne Zahl. Dort rangen Öga, der Dreiköpfige, und Meheddin Eisenkopf miteinander. Diener standen über den leblosen Leibern ihrer Brüder und hielten schon wieder nach neuen Opfern Ausschau.
    Rührt dich selbst dies nicht, Oomyd! Was muß noch geschehen, um dich erwachen zu machen!
    Wieder glaubte er, das Flüstern zu hören. Dann war es aber Koons Stimme, die aus dem Nichts zu ihm sprach: »Warum zauderst du, Tartan? Gehorche meinem Befehl! Rufe die Diener zusammen!«
    Und er gehorchte, trat an das Horn heran, dessen Mundöffnung ein nur faustgroßes Loch in der Kammerwand war. Aber nach draußen verbreiterte es sich zu einem mächtigen Trichter, dessen Stimme weit über den Rand des Eilands hinausreichte. Tartans Worte wurden hundertfach lauter, als sie die Öffnung verließen.
    Der Kampflärm verklang, erhobene Fäuste und Waffen sanken nieder. Ringende lösten sich voneinander und hoben den Blick zum Tempel. Es kam so, wie Koon es gesagt hatte.
    Welche Macht, dachte Tartan schaudernd, wohnte in Koon? War es nur der Haß, der die Finsternis um ihn gebar?
    »Tod den Fremden!« schallte es über das Eiland, als der Hüne geendet hatte. »Koon soll unser Anführer sein! Auf, auf zu Koon!«
    Und sie sprachen nicht mehr von Oomyd.
    In Tartan war ein Gefühl nie gekannter Einsamkeit, und das nicht nur, weil Oomyd sich aus ihm zurückgezogen hatte. Hörte nur er allein das Flüstern, das so klagend klang?
    Es dauerte nur einen Atemzug, bis die bohrenden Gedanken endgültig in ihm erloschen und die Gier ihre Stelle einnahm. Mit steifen Bewegungen, wie eine willenlose Puppe, stieg Tartan die Stufen der Treppe hinab. Er, unter allen Dienern der Stärkste, durfte nicht fehlen, wenn Koon sprach.

2.
    »…riß Carlumen mit mir und allen Kriegern darauf auf einen kleinen Brocken Land am Rand des Nichts, vielleicht gerade so weit von der Straße ins Nirgendwo, daß er nicht selbst hineingezogen werden konnte – vielleicht auch am anderen Ende der Welt, wer will das sagen.« Caeryll lachte leise, die Kristalle brachen seine Stimme tausendfach und gaben ihr einen ungewohnt hellen Klang. »Doch das Eiland war sicher in seinem geheimnisvollen Bereich, ganz im Gegensatz zu uns. Denn Gewalt und Haß herrschten auf ihn, so daß wir uns bis zur letzten Stunde unserer Haut zu erwehren hatten. Die Macht, die es regierte, lebte in großen Tempelanlagen und besaß weit über hundert Diener, von denen keiner das Ebenbild des anderen war. Sie kannten nur den Kampf, denn sie waren durch tausend Höllen gegangen, bevor sie auf das Eiland verschlagen wurden und Oomyd aus ihren Lebenskräften entstand und daranging, immer mehr Diener zu sich zu holen, um noch mächtiger zu werden. Seine Gier nach Macht war unersättlich, glaubt mir. Später erfuhren wir, daß Oomyds Werden auf das Wirken eines Magiekundigen zurückzuführen war, der wie die anderen Diener der ersten Stunde auf seltsamen Wegen auf das Eiland gekommen war. Der Magier verging, als Oomyd geboren wurde, und es ist möglich, daß er in der neuen Kraft aufging, die das ganze Eiland erfüllt und in jedem ihrer Diener ist.«
    »Du weißt es nicht genau?« fragte Robbin.
    »Niemand weiß es, Pfader. Weder Oomyd noch seine Diener, die glauben, niemals ein anderes Leben

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