Die Makler-Mafia
gute Geschäfte zu machen.«
Während die drei warteten,
steuerte Tim das Büro von Björn von Magog an. Bisher war Tim niemandem
verdächtig aufgefallen. Wahrscheinlich hielt man ihn für einen Praktikanten. Er
schritt über den Glasboden, der von unten beleuchtet war. Das Zimmer lag am
Ende eines Ganges direkt über dem ehemaligen Chorraum. Er schaute sich noch
einmal nach allen Seiten um, ob ihn jemand entdeckt hatte. Aber die Luft war
rein und er ging hinein.
Das Büro war wie alles andere
schlicht und kühl gehalten. Ein riesiger schwarzer Schreibtisch stand vor dem
großen bunten Kirchenfenster, durch das schwach Licht schien. Schwarze
Designerlampen brannten. Auf einem großen Plasmabildschirm, der in die Wand
eingelassen war, lief ein Werbefilm, der alle möglichen Immobilien zeigte,
welche die Firma besaß, und der wie ein Musikclip inszeniert war. Gebannt blieb
Tim eine kurze Weile davor stehen. Dann fing er an, die Schreibtischschubladen
zu durchwühlen. Er fand diverse Geschäftsunterlagen, aber nichts Verdächtiges.
Er tastete die Unterseite des Tisches nach einem Geheimfach ab, entdeckte aber
nichts.
Tim schaute sich noch einmal im
Raum um. Da fiel ihm ein blindes, größeres Glasmosaik im Kirchenfenster auf. Er
berührte es vorsichtig und drückte dagegen. Ein geheimes Fach ging auf! Darin
lag nur ein einziger Gegenstand: eine Fernbedienung. Er nahm sie heraus und
drückte einen Knopf. Plötzlich bewegte sich der Plasmabildschirm in der Wand
und drehte sich um seine eigene Achse. Auf der Rückseite kam ein Regal zum
Vorschein.
Ein altes, in braunes Leder
gebundenes Buch lag darauf, das Tim herausholte und sofort aufschlug. Auf
vergilbtem Papier standen da in einer alten, mittelalterlichen Schrift Symbole,
Zahlen und Buchstaben. Er blätterte weiter und fand mysteriöse schwarz-weiße
Zeichnungen und Kritzeleien. Er legte das Buch auf einen Kopierer, der im Raum
stand, und machte Fotokopien der ersten zehn Seiten.
Auf einmal hörte er Schritte
auf dem Flur. Hastig packte er das Buch zurück ins Regal und drückte die
Fernbedienung. Der Mechanismus setzte sich in Gang, das Regal verschwand und
alles war wieder so wie zuvor. Schnell legte er noch die Fernbedienung zurück
in das Geheimfach. Er konnte es gerade noch verschließen, als schon die Tür
aufging und eine Frau mittleren Alters mit langen, glatten blonden Haaren ins
Zimmer trat. Sie war ausgesprochen hübsch, hatte ihr Gesicht aber etwas zu sehr
mit Make-up zugekleistert. Sie trug das übliche, dunkle Business-Kostüm und
schlichte schwarze Pumps. In der Hand hielt sie eine Dokumentenmappe. Sie war
erstaunt, Tim im Büro ihres Chefs anzutreffen. »Wer bist du?«, fragte sie
verdutzt.
Tim lächelte gekünstelt. Man
konnte ihm seine innere Angespanntheit nicht anmerken, die er mit gekonnter
Lässigkeit überspielte. »Ich habe gestern mit meinem Praktikum hier begonnen.«
Die Frau nahm ihm das nicht ab.
Ungläubig zog sie ihre linke Augenbraue nach oben. »Wirklich? Und was machst du
hier im Büro von Herrn von Magog?« Sie fixierte die fotokopierten Blätter in
Tims Hand.
»Ich habe Kopien gemacht. Der
Fotokopierer vorne spinnt, und da hat man mir gesagt, dass im Büro von Herrn
von Magog...«
Die hübsche Blondine unterbrach
Tim barsch. Diese Strenge hätte man ihr auf den ersten Blick nicht zugetraut.
»Mein Name ist übrigens Angelika Albrecht und ich bin Herr von Magogs
Assistentin. Es ist keinem hier im Haus gestattet, einfach mal ins Büro
reinzuschneien und Kopien zu machen. Das solltest du wissen, wenn du hier
weiter arbeiten möchtest.« Ihr weiß geschminktes Gesicht nahm eine maskenhafte
Starre an.
»Entschuldigen Sie! Das wusste
ich nicht«, spielte Tim den Dummen.
»Das nächste Mal weißt du es.
Und jetzt raus hier. Aber zackig!«, warf von Magogs Assistentin Tim aus dem
Büro.
Tim grinste und drückte sich an
ihr vorbei nach draußen. Er schaute sich auf dem Gang noch einmal um. Es war
ihm äußerst unangenehm, dass Angelika Albrecht regungslos im Türrahmen stand
und ihr stechender Blick ihn bis zum Ende des Ganges verfolgte.
Tim lief die Treppen nach unten
hinaus aus dem Gebäude und wartete davor auf seine Freunde, die noch im
Gespräch mit Björn von Magog waren. Gaby hatte sich tapfer geschlagen und den
Immobilienmakler in ein Gespräch verwickelt.
»Ich verstehe natürlich, dass
Sie das sehr beschäftigt, aber leider ist der Verkaufsprozess schon
abgeschlossen«, sagte Björn von Magog mit ruhiger Stimme. Auch
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