Die Makler-Mafia
Spuk
begann«, sagte Tim aufgeregt. »Wenn das kein Zufall ist!« Er schaute in die
Runde. »Ich glaube, ihr wisst, was wir zu tun haben.«
Seine Freunde nickten.
17. Gefangen
in der Gruft
Als Armin Kahlbach wieder zu
sich kam, dröhnte sein Kopf so stark, dass er das Gefühl hatte, er würde ihm
gleich zerspringen. Das Pochen in seinem Schädel war so laut wie das Klopfen
eines Hammers und ein stechender Schmerz bohrte sich bis tief in seine
hintersten Gehirnwindungen. Das Betäubungsmittel hatte ihm heftig zugesetzt,
und jetzt erwachte er aus seinem bösen Traum, der keiner war. Es war Realität.
Und die sah bitter aus, denn er befand sich an einem äußerst ungemütlichen Ort.
Kahlbach kauerte an einer feuchten, schroffen Felswand, an der Wasser nach
unten lief und Pfützen auf der lehmigen Erde bildete.
Schemenhaft konnte er vor sich
ein großes Spinnennetz erkennen, das zwischen zwei Felsvorsprüngen gespannt
war. Die fette Spinne, die darin saß, lauerte hier unten sicherlich sehr lange
auf Beute. Wahrscheinlich gab es Maden und Käfer, die irgendwo in kleinen
Steinspalten herumkrabbelten.
Es war fast dunkel, nur durch
einen Spalt an der Decke drang von draußen ein Lichtstrahl, der einen kleinen
Ausschnitt erleuchtete. Aber das war genug, um zu erkennen, dass sich Armin
Kahlbach in einer großen Gruft befand. In der Mitte des Raumes thronten zwei
riesige Steinsärge. Daneben befanden sich vier weitere, kleinere Särge.
Wahrscheinlich ruhten darin die Skelette von Kindern. Aber wie lange schon? Und
wo befand er sich? Normalerweise lagen in solchen Räumen die sterblichen
Überreste berühmter Persönlichkeiten, manchmal auch die von Königen und Kaisern.
Kahlbach rappelte sich auf und
suchte die Taschen seines Anzuges nach seinem Handy ab. Er fand nichts. Sie
hatten ihm alles abgenommen, auch seine Geldbörse und die Ausweispapiere. Er
strich sich seine Kleidung glatt, die sich klamm anfühlte. Seine Knochen taten
ihm weh und auch sein Nacken. Wahrscheinlich musste er sehr lange in einer
äußerst ungünstigen Position am Felsen gelehnt haben. Er ging zu den beiden
großen Sarkophagen, die prunkvolle Ornamente hatten und deren Füße auf vier
gewaltigen Schlangen aus Stein ruhten. Als er den Staub vom Sargdeckel wischte,
konnte er Namen erkennen. Claus Graf von Freudberg. Daneben Katarina von
Freudberg. Gestorben im 18. Jahrhundert. Etwas Ungewöhnliches fiel ihm auf: Es
waren keinerlei christliche Symbole vorhanden. Keine Kreuze oder Engelsfiguren.
Stattdessen gab es merkwürdige Zeichen und Symbole, die er nicht kannte und
deshalb nicht einordnen konnte.
Kahlbachs Interesse an diesem
seltsamen Ort ließ schlagartig nach, als er sich seiner Situation allmählich bewusst
wurde. Entführt und gefangen in einem düsteren Erdloch, mit der Ungewissheit,
ob er jemals wieder lebend das Tageslicht erblicken würde.
Fieberhaft suchte der Entführte
den Raum nach einem möglichen Ausgang ab. Der dünne Lichtschlitz im Gewölbe war
zu schmal, um durchzukommen. Nur durch die große, schwere Metalltür, die sich
am Kopfende der Gruft befand, schien es einen Weg nach draußen zu geben. Armin
Kahlbach hatte es schon vermutet — die Tür war verschlossen. Trotz Zerren und
Rütteln gelang es ihm nicht, sie auch nur einen Millimeter zu bewegen.
Das war ja klar!, dachte er
sich. Die Gangster hatten ihn geschickt in eine Falle gelockt, warum sollten
sie jetzt so nachlässig sein und sie offen stehen lassen? Armin Kahlbach
brüllte aus voller Kehle um Hilfe. Doch sein Schreien verhallte nur und nichts
passierte.
Er schleppte sich zu dem
Sarkophag des adeligen Toten und lehnte sich erschöpft an. Da fiel ihm auf,
dass der steinerne Deckel des Sarges etwas verrückt war. Wer oder was befand
sich darin? Mit aller Kraft stemmte er sich dagegen und schaffte es, den Deckel
Zentimeter um Zentimeter zu bewegen. Er musste kurz husten, weil dabei Staub
aufwirbelte. Schließlich konnte er hineinschauen. Ein altes Skelett blickte ihn
aus toten Augen an!
Er zuckte kurz vor Schreck
zusammen. Das Gerippe von Claus Graf von Freudberg war in einen vermoderten
roten Samtmantel gehüllt. An seinem Hals befand sich eine große weiße
Faltenkrause. Armin Kahlbachs Blick fiel auf einen Gegenstand, der auf dem
Bauch des Skelettes lag, in ein Tuch eingewickelt war und den die knochigen
Hände umschlossen. Vorsichtig schob er sie beiseite und faltete dann behutsam
das Tuch auf. Erschrocken wich er zurück. Zum Vorschein kam der gleiche
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