Die Makler-Mafia
heute sah er in
seinem perfekt geschneiderten Maßanzug wie aus dem Ei gepellt aus. Kein Härchen
stand von seiner nach hinten gegeben Frisur ab.
»Wir finden, dass das alles
viel zu schnell ging. Es hätten sich sicherlich auch Leute aus ihrem
Freundeskreis gemeldet«, flunkerte Gaby.
»Das Objekt ging zu einem sehr
hohen Preis an den jetzigen Besitzer. Er wird die Villa erhalten, so wie sie
ist. Ganz im Sinne der Verstorbenen«, hob Björn von Magog hervor und setzte
standardmäßig sein honigsüßes Lächeln auf. »Kann ich sonst noch etwas für euch
tun?«
»Nein, vielen Dank!«, lehnte
Gaby das Angebot ab.
Der Immobilienmakler reichte
ihr die Hand. »Dann noch einen schönen Tag.«
Als die drei draußen auf Tim
trafen, war dieser bereits in die Lektüre der fotokopierten Seiten vertieft. Er
drückte sie Karl in die Hand. »Das habe ich in seinem Büro gefunden.«
»Was ist das?«, wollte Karl
wissen.
»Seiten aus einem alten Buch.
Ich kann mir darauf keinen Reim machen. Vielleicht fällt dir was dazu ein.« Tim
hoffte auf Karls Erfahrung.
Karl nahm seine Brille ab,
putzte die Gläser, setzte sie wieder auf und starrte konzentriert auf die
Blätter. »Eine mittelalterliche Schrift. Irgendeine Geheimsymbolik. Das muss
uns ein Experte erklären. Papa kennt einen Professor, einen Historiker für
mittelalterliche Geschichte an der Universität. Der kann uns sicherlich
weiterhelfen.«
»Na gut, dann lass uns den mal
befragen«, entschied Tim.
TKKG entfernten sich von der
Kirche und überquerten die Straße. Sie bemerkten dabei nicht, wie vier
Augenpaare sie durch das Mosaikfenster im Büro des Immobilienmaklers
beobachteten. Björn von Magog stand neben seiner Assistentin. »Der Junge hat
sich als Praktikant ausgegeben«, berichtete sie.
Von Magog drehte sich vom
Fenster weg, als TKKG in der Ferne nicht mehr zu sehen waren. Kurz stierte er
ins Leere. Seine Augen hatten etwas Böses. Dann hauchte er auf seinen
Siegelring und polierte ihn am Jackett. »Wir sollten diese neugierigen Kinder
im Auge behalten.«
»Wann rechnen wir mit Kahlbach
ab?«, fragte Angelika Albrecht kalt. In ihrer Stimme lag etwas Wahnsinniges.
Sie ging zum Schreibtisch. Dabei zog sie ihren Fuß etwas nach. Weil die
Prothese juckte, fing sie an, sich zu kratzen. »Ich will, dass er dafür in der
Hölle schmort. Jetzt!«
»Hab noch etwas Geduld, meine
Teure«, versuchte sie von Magog zu beruhigen.
»Geduld! Geduld?« Sie war
aufgebracht. »Viel zu lange musste ich mich schon gedulden!« Sie klang jetzt
schrill und unberechenbar. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und zitterte dabei.
Björn von Magogs einsäuselnde
Singsangstimme änderte sich schlagartig und er fuhr sie barsch an: »Reiß dich
zusammen!«
Angelika begann zu wimmern.
»Aber du weißt doch, Meister...« Sie ließ sich auf einen Stuhl fallen und
sackte wie ein Häufchen Elend in sich zusammen.
»Momentan haben wir Wichtigeres
zu tun!«, befahl er einschüchternd. »Sag der Schlange, dass der Zeitpunkt für
das große Finale gekommen ist!«
Angelika Albrecht verstand. Sie
nickte zaghaft mit dem Kopf.
»Für die alte Frau Sauerlich
habe ich mir etwas Besonderes überlegt, was sie in ihrem ganzen Leben nie
wieder vergessen wird.« Seine Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen. »Falls
sie es überlebt«, fügte er hinzu und grinste teuflisch.
19. Der
Hexer
Das Büro von Professor Hübner
hatte von innen noch nie eine Putzfrau gesehen. Dementsprechend lag der Staub
von Jahrzehnten auf den alten Büchern und wissenschaftlichen Werken, die dicht
gedrängt in zimmerhohen Regalen standen. Der Professor wollte nicht, dass
irgendetwas durcheinandergeriet oder sich ein Buch an einem anderen Platz
wiederfand. Er hatte über all die Jahre ein ganz speziell ausgeklügeltes
Archivierungssystem entwickelt, das nur er verstand. Von Computern hielt er
nicht viel. Er war ein Mann der alten Schule, der allzu viel Technik
misstraute.
Professor Hübner saß hinter
seinem wuchtigen Schreibtisch, auf dem sich stapelweise Papierberge und Wälzer
türmten, und war in die
kopierten Seiten vertieft. TKKG saßen schweigend vor ihm. Plötzlich wurde der
Professor nervös. Er blätterte noch einmal hektisch zwei Seiten zurück, nahm
eine Lupe vom Schreibtisch und hielt sie auf einen Ausschnitt. »Das ist
unverkennbar die Handschrift eines der größten Hexenmeister des Mittelalters.
Woher habt ihr das?«
»Aus einer Privatsammlung«,
umschrieb es Tim.
»Das ist ein
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