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Die Malerin von Fontainebleau

Die Malerin von Fontainebleau

Titel: Die Malerin von Fontainebleau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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überall zu spüren, dass der König in Fontainebleau war. Fackeln beleuchteten die Höfe und Gartenanlagen, und aus einem Salon im ersten Stock klang Musik. Das Festessen war lange vorüber, und die Höflinge flanierten durch die weitläufige Schlossanlage. Er selbst hatte geholfen, überall auf dem Gelände Kübel mit phantastisch beschnittenem Buchs und Schalen mit duftenden Blüten aufzustellen.
    Didier ging zwischen den geometrisch angelegten Beeten hindurch, in denen Veilchen, Primeln und Stockrosen ihre Pracht entfalteten, während in anderen Beeten Kräuter ihre aromatischen Düfte verströmten. Dort hinten war der Pavillon der Pomona, er erkannte die goldenen Kugeln auf dem Dach, die im Fackelschein erglänzten. Welche Verschwendung! Rasch setzte er seinen Weg durch den weitläufigen Park fort, denn Seine Exzellenz wurde ungehalten, wenn er sich verspätete. Nun, heute würde ihm vollste Aufmerksamkeit geschenkt werden, dessen war er sich gewiss.
    Die königliche Leibgarde war ebenso präsent wie die Wachsoldaten, die sich sonst die Zeit bei Würfelspielen vertrieben, doch Didier konnte unbehelligt über den geharkten Sandweg zwischen Parterres und altem Schloss auf den Eingang der Kapelle zugehen. Auf den Stufen zum Kapelleneingang hockte ein betrunkener Wachsoldat. Der Mann lehnte
mit offenem Mund schnarchend an der Mauer, der Helm war in den Nacken gerutscht. Ein Weinkrug lag neben ihm auf dem Boden. Vorsichtig zwängte sich Didier durch die nur angelehnte Tür und bekreuzigte sich hinter dem Gestühl, bevor er zu den Beichtstühlen nahe dem Altar ging und sich auf die Kniebank des hinteren kniete.
    » In nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti. Amen. Ich erwarte Neuigkeiten, Didier.« Es raschelte hinter dem Gitter, und Didier sah sich um, doch sie waren allein in der Kapelle.
    »Euer Exzellenz, Ihr werdet überrascht sein.« Er nahm den Brief aus seinem Wams, faltete ihn auseinander und hielt ihn gegen das Gitter.
    »Was soll das? Es ist zu dunkel. Lies vor!«
    »Ja, Exzellenz. Er ist von Marino Giustiniani, Botschafter aus Venedig, an Meister Rosso. Mein Italienisch ist nicht sehr gut, aber ich fasse es zusammen. Der Botschafter erklärt, dass er in Aigues-Mortes ungewollt Zeuge einer nächtlichen Unterhaltung wurde.«
    Er konnte hinter dem Gitter schwer atmen hören. Zufrieden fuhr Didier fort. »Zwei Männer aus dem nahen Umfeld des Königs haben sich über die Ketzer unterhalten, die in Embrun verurteilt worden sind. Dabei fiel der Name Paserini, und der Vater empfahl die Beseitigung der Paserini-Brüder, obwohl der Ältere begnadigt worden war. Es geht wohl um Politik und die Gefahr, die von Ketzern ausgeht. Davon verstehe ich nichts, Exzellenz. Der Botschafter warnt aber Meister Rosso, dass die Paserini in Gefahr sind und einen heimtückischen Anschlag befürchten müssen.«
    »Wer weiß von diesem Brief?«
    »Außer dem Botschafter niemand.«
    »Der alte Narr ist längst in Venedig«, murmelte der Mann hinter dem Gitter mehr zu sich selbst.
    »Aber …« Didier räusperte sich bedeutsam. »Ich habe aus
anderer Quelle erfahren, dass Armido Paserini durch Männer des Erzbischofs von Embrun getötet worden ist, nachdem er Embrun verlassen hatte.«
    Seine Exzellenz sog scharf die Luft ein. »Du bist erstaunlich gut informiert, Didier.«
    »Nun, ich bin ein aufmerksamer Beobachter und ein guter Zuhörer. Ich habe Euren Ring gesehen, Exzellenz. Derselbe Ring ist mir bei dem Comte de Mallêt und seinem Sohn aufgefallen.« Jetzt hatte Didier alle Karten auf den Tisch gelegt, und er fühlte sich sicher, denn noch war er von Nutzen für die Mallêts.
    Plötzlich wurde das Gitter aufgeschoben, und Didier sah sich dem scharf geschnittenen Gesicht Guy de Mallêts gegenüber. »Dann lassen wir doch das Versteckspiel.« Der Sekretär verzog den Mund zu einem schmalen Lächeln. »Du hast dich bewährt, und ich habe dir deine Eigenmächtigkeit in der Sache mit dem niederländischen Handwerker verziehen. Bewähre dich ein letztes Mal, und ich belohne dich fürstlich.«
    Didier sah sich um, doch niemand sonst befand sich in der Kapelle. Auf dem Altar flackerte die Flamme des ewigen Lichtes. Er hatte Mallêt am Haken. »Was muss ich tun?«
    »Das ist ziemlich offensichtlich, oder nicht? Wir beiden wissen sehr gut, wer die Männer waren, die der schmierige kleine Botschafter belauscht hat.«
    Jetzt war es an Didier zu grinsen.
    »Eigentlich hatte ich andere Pläne mit Luca Paserini, aber vielleicht ist es besser

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