Die Malerin von Fontainebleau
Leiter. »Du leistest wirklich gute Arbeit, Luca. Es reicht doch, dass dein Bruder für den neuen Glauben sterben musste. Die einstmals tolerante Atmosphäre hier bei Hof ist vergiftet …«
Aus der Galerie kam ein Diener mit einem Besen und einer Schaufel zu ihnen herein. Sofort verstummte Matteo und verließ das Kabinett. Luisa dachte lange über seine Worte nach und sah immer mehr Parallelen zwischen den Katharern und den Vaudois. Und die Erkenntnis, dass dies die Kirche, in diesem Fall verkörpert von Leuten wie Kardinal Tournon, genauso sehen würde, trieb ihr eine Gänsehaut über den Rücken.
Hinter der Mauer des Küchengartens war es dunkel genug, bis hierher reichte der Schein der Fackeln nicht. Didier zog die kichernde Dienerin hinter sich her. Neben einem verblühenden Oleander drückte er die dralle Dienerin Madame d’Étampes’ gegen die Mauer. Der Quartiermeister des königlichen Trosses war bereits gestern Abend eingetroffen und hatte das gesamte Schloss in Aufruhr versetzt. Riesige Mengen an Wildbret, Schweinen, Enten, Gänsen und anderem Geflügel wurden in die Küchen getragen, um dort zu Terrinen, Pasteten oder Braten verarbeitet zu werden. Didier und das übrige Gesinde wurden von Grivel gescheucht wie schon lange nicht mehr. Glücklicherweise hatte der König einen Großteil seines Hofes schon nach Paris in den Louvre vorausgeschickt. Seine Majestät liebte die intime Atmosphäre in Fontainebleau.
Didier hatte das Gesinde des königlichen Trosses in Augenschein genommen und sofort seine Chance erkannt. Ein
paar Komplimente und ein Stück billiger Tand hatten ihm das Herz des dicklichen Mädchens mit der Warze am Mund zufliegen lassen. Nun, im Dunkeln waren alle Katzen grau, hieß es, und daran war viel Wahrheit, dachte Didier und schob die Röcke über die fleischigen Schenkel. Mit einer Hand zog er die Schnüre seines Hosenlatzes auf und rieb sich an der feuchten Wärme des Mädchens.
Dieses schien erfahrener, als er angenommen hatte, denn sie zog sein Gesicht zwischen ihre großen Brüste und schob ihm stöhnend das Becken entgegen. Er wusste von Burschen, die eine Vorliebe für dralles Fleisch hatten, doch er gehörte nicht dazu und konzentrierte sich, um ihr das zu geben, was sie erwartete. Nach wenigen heftigen Stößen war es vorüber, doch sie hielt ihn noch immer umklammert, während sie zitterte. Angewidert machte sich Didier von ihr los und zurrte seine Hose zu.
»Jetzt erzähl mir, was du von Madame d’Étampes’ Zofe gehört hast.«
Die Dienerin wischte sich den Schweiß von der Oberlippe und blieb schwer atmend an die Mauer gelehnt stehen, während sie die Röcke ordnete. »Du hast es aber eilig.« Dabei schürzte sie die Lippen, und Didier sah mit Abscheu die haarige Warze, die sich unterhalb des Mundwinkels mitbewegte.
Seine Ungeduld wuchs. »Sag es mir einfach!«, zischte er leise und legte im Schutz der Dunkelheit die Hand an den Griff seines Dolches.
»Also, ich bringe das frische Wasser und die Quehle, und während ich das mache, hören sie fast immer auf zu reden.« Sie kicherte dümmlich. »Einmal lagen sie da im Bett und tranken Wein, und da hat sie von einem Künstler erzählt, der ihr leidtat, weil er von der Inquisition erwischt worden war.«
»Und? Glaubst du, dafür gebe ich mich mit dir ab?«
»Erst den Silberling. Du hast mir einen Silberling versprochen!«
Dieses fette hässliche Monstrum machte ihn wütend. Didier zog den Dolch und wollte ihr ihn in den Leib stoßen, als hinter der Mauer Stimmen erklangen.
»Wir sind wohl nicht alleine?«, gickelte die Dicke.
»Scht! Halt den Mund, dummes Stück!«, befahl Didier und suchte an der Mauer nach einem Vorsprung, an dem er sich festhalten konnte, um hinüberzuschauen.
Zwischen den Kräuterbeeten gingen zwei Männer in vertrauter Haltung spazieren. Vom Schloss wehte leise Musik herüber und vermengte sich mit dem liturgischen Gesang der Mönche aus der nahen Abtei. Über dem Eingang zur Abtei hing eine Laterne.
»Die Guisen sind auf unserer Seite. Wenn Ihr erst König seid …«
»Ich bin aber noch nicht König!«, fauchte der andere Mann, bei dem es sich um niemand anderen als den Dauphin Henri handelte. »Was wollt Ihr also von mir?«
»Ihr könntet schneller König werden, als Ihr denkt. Euer Vater ist nicht gesund …« Die Worte hingen bedeutungsschwer in der Luft.
Didier hielt den Atem an. Wurde hier ein Mordkomplott gegen Seine Majestät geplant?
»Davon will ich nichts hören! Ich bin
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