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Die Malerin von Fontainebleau

Die Malerin von Fontainebleau

Titel: Die Malerin von Fontainebleau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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so. Vergifte ihn.«
    »Dann muss die Belohnung wahrhaft fürstlich sein, denn danach verlasse ich den Hof. Ich will nicht so enden wie Albin!«
    Mallêt schüttelte einen Geldsack vor Didiers Augen und entnahm zwei Goldmünzen. »Zwei vorweg und acht nach
vollbrachter Tat. Mit zehn Goldmünzen kannst du dir im Süden eine neue Existenz aufbauen. Dort stammst du doch her. Jedenfalls sprichst du wie ein Provenzale.«
    »Ja, Exzellenz. Aber zwei Goldmünzen sind zu wenig. Ich muss das Gift beschaffen und Leute bestechen. Fünf jetzt und zehn danach.« Didier pokerte hoch, doch er musste die günstige Gelegenheit beim Schopfe packen. Guy runzelte die Stirn, und Didier konnte förmlich sehen, wie der Sekretär abwog, wie viel ihm die Tat wert war.
    »Acht nach der Tat.«
    »Einverstanden.«
    »Wer hat dir von Embrun erzählt?«
    »Exzellenz, ich kann meine Quellen nicht preisgeben, das müsst Ihr verstehen.«
    »Der König geht morgen auf die Jagd. Übermorgen zieht der Hof nach Paris. Ich erwarte am Tag meiner Abreise eine Nachricht von dir, dass du erfolgreich warst.«
    »So schnell? Aber Exzellenz! Wie soll ich in der kurzen Zeit das Gift beschaffen?«
    »Für jemanden, der so schlau ist wie du, dürfte das kein Problem sein. Jeder Tag, den es länger dauert, kostet dich ein Goldstück.«
    »Das ist ungerecht …«, protestierte Didier, doch Mallêt zog das Gitter zu und verließ den Beichtstuhl.
    Erschrocken erhob sich Didier. Guy de Mallêt überragte ihn um einen halben Kopf und wirkte durch ständiges Trainieren der Fechtkunst kräftig, und er bewegte sich geschmeidig. Sein Blick schien ihn durchbohren zu wollen, und Didier schwieg. Mit diesem Mann durfte er es sich auf keinen Fall verderben, ihn zu verärgern konnte tödliche Folgen haben. Anscheinend hatte sich Mallêt ganz für den Auftritt als Vertreter der Geistlichkeit entschieden, denn er trug nur noch das schwarze Gewand der Priester, allerdings aus edelstem
Tuch und mit Seidenborte. Dieser Mann konnte bald Bischof sein, vielleicht sogar mehr. Didier verneigte sich tief. »Ich werde Eure Exzellenz nicht enttäuschen und …«
    Ein Luftzug und sich entfernende Schritte waren alles, was Didier noch von Mallêt vernahm, der die Kapelle eilig durch den Seitenausgang verließ.

XXXVIII
    Ciguë aquatique
    L uisa machte einen Schritt zurück, klemmte den Pinsel zwischen die Zähne und wischte sich die verschmierten Hände an ihrem Kittel ab. Rosso hatte sie das gesamte Fresko der Semele malen lassen, und bis auf die rechte untere Ecke war es vollendet. Dominiert wurde das Fresko von dem Liebespaar, das sich im Vordergrund auf einer Bettstatt rekelte. Nymphen gossen aus Kübeln kühlendes Wasser auf die hingebungsvoll daliegende Semele, die den vor ihr knienden Jupiter erwartete und nicht ahnte, dass sie während des Liebesaktes vom göttlichen Feuer verzehrt werden würde. Leidenschaft und der Schmerz um den unvermeidlichen Tod der Geliebten zeichneten sich auf Jupiters Gesicht ab. Was noch fehlte, waren der Oberkörper der Semele und die Kissen, auf denen sie ruhte.
    Sie nahm den Pinsel aus dem Mund, stellte ihn in einen Becher mit Kalkwasser und deckte die offenen Farbtiegel ab, die sie morgen noch brauchen würde. Von Matteo hatte sie gelernt, dass Rosso einen satten Grünton gern aus azzurite, giallorino, arzica , Eigelb und zerstoßenen pruni meroli , die nur in der Nähe Roms gefunden wurden, anmischen ließ. Überhaupt hatte sie von dem jungen Florentiner viel über die Herstellung von leuchtenden Freskofarben gelernt.
    »Fertig für heute?«

    »Mir ging gerade durch den Kopf, dass du mir eine Menge über Farben beigebracht hast, Matteo.«
    »Eh, natürlich, du warst ja auch ein Grünschnabel, aber ein talentierter, sonst hätte ich mir die Mühe nicht gemacht. Wir gehen zum Essen. Kommst du mit?«
    Sie zog den Kittel aus, warf ihn über das Geländer und kletterte die Leiter hinunter. »Ich bin vollkommen schmutzig.«
    Er grinste und schüttelte die Locken, aus denen Späne flogen. »Meinst du, die anderen nicht? Ich habe Scibec mit dem Boden geholfen. Wenn alles erst fertig ist, wird der König überwältigt sein.« Den Blick nach oben auf das Oval gerichtet, in dem die frischen Farben im Abendlicht leuchteten, das durch die offenen Fenster fiel, meinte er: »Großartig, Luca, wirklich! Ist nicht zu übersehen, dass die beiden Kabinette erotischen Themen gewidmet sind. Aber nicht nur wegen der Bilderthemen. Ich finde, Meister Rosso hat sich mit dem

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