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Die Malerin von Fontainebleau

Die Malerin von Fontainebleau

Titel: Die Malerin von Fontainebleau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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beide Umhänge zusammen und ließ sich hinter Aleyd ins Wasser hinab, wobei er darauf achtete, die Umhänge auf dem Kopf zu halten. Die Seine war an dieser Stelle nicht tief, und Armido konnte mit den Füßen den schlammigen Grund berühren.
    Aleyds Röcke sogen sich rasch voller Wasser, und er las die aufsteigende Panik auf ihrem Gesicht, denn sie war kleiner als er. »Ich kann stehen, dir kann nichts geschehen, schwimm!«, sagte Armido, der selbst mit dem Gewicht seiner Waffen zu kämpfen hatte. Das Schicksal meinte es gut mit ihnen, der Nebel blieb dicht über dem Wasser und machte sie unsichtbar für die Soldaten, die nun über die Holzplanken des Kahns polterten.
    »Sie müssen hier sein! Ich habe gesehen, wie sie hier heruntergelaufen sind!«, sagte einer.
    »Kann doch auch der nächste von diesen morschen Kähnen gewesen sein«, meinte ein anderer. Die Luke wurde geöffnet. »Hier liegt ein Betrunkener.«
    Aus dem Innern des Kahns drangen dumpfe Geräusche.
    »Nutzlose alte Flussratte, außer dem Saufen hat der nichts im Kopf. Vielleicht sind sie ins Wasser gegangen!«, sagte der Erste.
    »Bei der Kälte? Das überleben sie nicht. Na los, rüber auf den nächsten Kahn!«
    Das kalte Wasser durchdrang jede Gewebefaser und erschwerte die Bewegungen der Schwimmenden, deren Glieder langsam steif wurden. Armido hatte Aleyd unter den Armen
gepackt und half ihr, den Kopf über Wasser zu halten. Die Umhänge hatte er der Seine überlassen.
    »Ich kann nicht hinüberschwimmen, Armido. Das schaffe ich nicht«, brachte sie leise hervor, während ihre Arme unkoordinierte Bewegungen ausführten.
    Armido sah ein, dass sie recht hatte. Die Kleidung und das kalte Wasser machten eine Überquerung der Seine für sie beide unmöglich. »Sie werden gleich fort sein. Dann klettern wir ans Ufer.«
    Nach weiteren Minuten, die ihnen wie Stunden erschienen, bewegten sie sich auf das Ufer zu, Armido hielt die inzwischen völlig entkräftete Aleyd im Arm. Die Böschung fiel seicht in den Fluss, der Schlamm setzte sich in Hose und Stiefel und machte es Armido nicht leichter, die schwache Frau mit sich zu ziehen.
    »Komm, wir können hier nicht liegen bleiben, Aleyd«, sagte er und strich ihr die nassen Haare aus der Stirn. Aleyd war erschreckend bleich, die Lippen waren bläulich. Er schlug ihr leicht gegen die Wangen, bis diese etwas Farbe gewannen. Dann rieb er ihre Hände.
    Aleyd hustete und spuckte Wasser aus. »Was ist mit Jacques?«
    »Ich sehe nach.« Armido erhob sich und horchte in die lichter werdenden Nebelschwaden. Die Soldaten schienen weit genug entfernt zu sein. Seine Finger knetend stieg er über das Tau, mit dem der Kahn vertäut war, und kletterte an Bord. Die Luke stand offen, doch unten rührte sich nichts. Nur eine Ratte huschte davon. Armido stieg die wenigen Stufen hinab und fand den betrunkenen Flussschiffer immer noch am Boden liegend. Diesmal jedoch schlief er keinen Rausch aus, er war tot, die Augen starrten gebrochen zur Decke. Wenige Schläge mussten genügt haben, denn Jacques war ein schmächtiger Mann.

    »Gott sei mit dir!«, murmelte Armido und kletterte wieder aus der Luke, wo ihn die nächste unliebsame Überraschung erwartete.
    Einer der Soldaten war zurückgekommen, packte ihn und zwang ihn mit seinem Schwert zu Boden. »Hier ist einer!«, brüllte er und trat Armido in die Seite, dass dieser aufstöhnte. Ihm blieb nur noch die Hoffnung, dass sie Aleyd nicht entdeckten, die unten am Wasser lag.

XIII
    Maskenball
    B erauscht von der Farbenpracht, den bizarren Masken, der Musik, die aus dem nahen Ballsaal klang, und einem Gemisch exotischer Düfte saß Luisa vor einem der großen Tische und befestigte eine blaue Feder an einem goldenen Kostüm. Es sollte eine Herzogin schmücken. Den Namen hatte sie vergessen. Ständig kamen Diener oder Kammerzofen und bestellten letzte Änderungen für das Kostüm ihrer Herrschaft. Näherinnen, Schneider und Künstler waren in drei an die Festsäle grenzenden Räumen mit den Kostümen beschäftigt, und die Zeit drängte.
    Meister Rosso persönlich legte letzte Hand an den goldenen Kragen des Königs. Luisa konnte ihn aus den Augenwinkeln beobachten und errötete, sobald er ihren Blick erwiderte. Seine dunklen Augen bedachten sie mit beunruhigend warmem Blick. Pellegrino rannte eifersüchtig umher und suchte die Aufmerksamkeit des Meisters auf sich zu ziehen, doch Rosso ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
    »Autsch!« Die Nadel war abgerutscht und in ihre Fingerkuppe

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