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Die Malerin von Fontainebleau

Die Malerin von Fontainebleau

Titel: Die Malerin von Fontainebleau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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nicht alle Symbole zu entziffern, doch sie erkannte Rossos Handschrift. Der Meister überwachte auch von ihm entworfene mechanische Maschinen, die glitzernde Kugeln herabließen, in denen Luisa die Sternenkonstellation eines von Franz’ militärischen Siegen vermutete.
    Marino Giustiniani, der Botschafter, gesellte sich zu ihr. Sein grauer Spitzbart und der venezianische Akzent waren unverkennbar.

    »Amüsiert Ihr Euch, Paserini?«
    »O ja, Signor Giustiniani.«
    »Heute Abend geht es recht ausgelassen zu, aber lasst Euch nicht täuschen. Zu jeder Minute wird Politik betrieben. Jedes Wort, jede Geste ist genau studiert, und glaubt mir, jeder weiß genau, wo er zu stehen hat. Wisst Ihr das auch?«
    »Ich? Aber ich bin nur ein unbedeutender Künstler. Wem könnte ich auf die Füße treten?«
    »Ihr steht in Rossos Gunst und damit in der des Königs.« Der erfahrene Botschafter hob warnend den Finger. »Neider macht man sich ganz leicht, und es kursieren Gerüchte über Euch und Guy de Mallêt. Womit habt Ihr ihn verärgert?«
    Entrüstet erwiderte Luisa: »Verärgert? Dieser Schuft ist mir zu nahe getreten. Wäre Armido nicht dort gewesen …« Die Nacht in der Galerie war ihr noch allzu gut in Erinnerung.
    »Verstehe, aber der Mann ist gefährlich, wie alle, die zu Dianes Partei zu rechnen sind. Ich müsste mich sehr täuschen, wenn es ihr nicht gelingen sollte, ihren Busenfreund, General Montmorency, zum Connétable erheben zu lassen. Madame d’Étampes möchte dieses höchste Amt zwar ihrem Günstling, Philippe de Chabot, Seigneur de Brion, verschaffen, aber das wird ihr leider nicht beschieden sein …« Giustiniani musterte die Poitiers, die sich elegant bewegte und sich ihrer körperlichen Wirkung auf Henri vollauf bewusst war. Arme Katharina, dachte Luisa und nippte an ihrem Weinkelch.
    Es musste weit nach Mitternacht sein, als sie Meister Rosso an einem geöffneten Fenster stehen sah. Er trug keine Maske und atmete mit geschlossenen Augen die klare Nachtluft ein. Sein Hemd war geöffnet, und sie nahm seine schlanken Künstlerhände wahr, die auf dem Sims lagen.
    »Meister Rosso, verzeiht …«

    Verwundert wandte er den Kopf, er schien sie nicht einordnen zu können. »Den Lohn für die Schauspieler könnt Ihr beim Zahlmeister holen.«
    Sie nahm die Maske vom Gesicht. »Ich bin es, Meister. Ich wollte Euch nur sagen, wie großartig ich die Aufführung fand.«
    Aus dem nahen Festsaal wehte Musik zu ihnen herüber. Der Korridor lag im Dunkeln und wurde nur von einem Wandleuchter schwach erhellt.
    »Luca? Seid Ihr das? Mein Gott, Ihr scheint wie eine meiner Traumvisionen …« Er streckte die Hand nach ihr aus und berührte ihre Wange.
    Luisa lehnte sich an ihn. Sie konnte seinen schnellen Herzschlag hören und fühlte, wie seine Männlichkeit sich regte. Ihre Hände schienen plötzlich ein Eigenleben zu führen, denn sie umschlangen Rosso Fiorentinos Körper, und sein Duft berauschte sie.
    »Nicht hier«, sagte er rau und nahm ihre Hand.
    Während sie ihm durch die verzweigten Gänge des Louvre folgte, überschlugen sich ihre Gedanken und Gefühle. Worauf ließ sie sich ein? Wollte sie das wirklich? Was würde er von ihr denken, wenn er herausfand, dass sie eine Frau war, eine Frau, die sich ihm willig anbot. Angst und Scham wechselten mit der Leidenschaft, die sie eben noch empfunden hatte.
    Wohin er sie führte, hätte sie nicht zu sagen vermocht, doch schließlich fand sie sich in einem weichen Bett hinter schweren Vorhängen in Rossos Armen wieder. Er hatte sein Wams abgelegt und sich neben sie gelegt. »Was ist das mit Euch, Luca? Ihr seid mir ein Rätsel. Dieses Kostüm …« Er schnürte den Rock auf und fuhr mit der Hand ihre schlanken Beine entlang, die noch in den schmalen Hosen steckten. »Luca, Satyr, Nymphe oder Cupido …«

    Atemlos ließ sie es geschehen, dass er ihr das Hemd über den Kopf streifte und innehielt, als er die Stoffstreifen entdeckte. »Das ist Euer Geheimnis?« Er löste den Stoff, der ihre festen kleinen Brüste verdeckte, und sah ihr in die Augen, während er sie liebkoste.
    »Eine Nymphe seid Ihr. Kein Wunder, dass ich nicht wusste, wie ich mit Euch umgehen sollte. Ihr schient mir so zart.«
    Er war nicht abgestoßen. Ihre Befürchtungen waren umsonst gewesen. Ihre Angst wich Neugier. Sie dachte an erotische Szenen der Mythologie, die sie oft genug gesehen hatte. Derbe Sprüche und Anzüglichkeiten waren unter den Arbeitern der Werkstatt keine Seltenheit, und auch wenn sie

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