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Die Malerin von Fontainebleau

Die Malerin von Fontainebleau

Titel: Die Malerin von Fontainebleau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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zu verstecken. Robert und Gérard warfen sich die noch nassen Umhänge über, gefolgt von Armido, Aleyd und Jules. Draußen warteten sie kurz im Schutz der Mauer, während Jules um die Ecke spähte.
    Es nieselte noch immer, doch Armido spürte nur Aleyds Nähe. Sie stand dicht neben ihm, und er glaubte zu spüren, dass sie sich absichtlich an ihn lehnte.
    »Es sind Männer von Kardinal Tournon und ein Priester, der aussieht wie ein Habicht. Wir sollten uns einzeln von hier entfernen.« Jules war bleich, und es war ihm anzusehen, dass er die Situation als gefährlich einstufte. »Wir treffen uns bei Gérard. Dort wird uns niemand vermuten. Na los, verschwinden wir.«
    Ohne ein weiteres Wort zogen die Männer ihre Kapuzen
über die Köpfe und liefen in verschiedene Richtungen davon. Sie schienen ihren Weg genau zu kennen und nicht das erste Mal von hier zu fliehen.
    Aleyd griff nach Armidos Hand. »Komm.«
    Jules war hinter den Stallungen des Gasthauses verschwunden und hatte sich nicht nach seiner Schwester umgesehen, die Armido durch den Hof des Nachbargrundstücks lenkte. Stumm folgte er Aleyd durch enge Gassen, schmutzige Höfe, an stinkenden Gruben vorbei, Händler und Bettler außer Acht lassend. Manchmal hörte Armido laute Rufe und Pferdehufe hinter sich, doch erst als sich ihnen ein Soldat breitbeinig in den Weg stellte, wurde ihre atemlose Flucht unterbrochen.
    »Stehenbleiben! Im Namen des Königs, wer so rennt wie ihr, der hat etwas auf dem Kerbholz!« Ein Soldat des Königs hielt ihnen seinen krummen Säbel entgegen.
    Armido überblickte die Straße, die an einem großen Gebäude entlang auf die Seine zuführte, und sah in dreißig Schritten Entfernung einen Offizier aus dem Tor treten. »Lenk ihn ab, Aleyd«, zischte Armido, zog seinen Dolch und wartete, bis Aleyd ihre Kapuze zurückgeschlagen und den Umhang über ihrem Dekolleté geöffnet hatte. Er verabscheute Gewalt, doch für Aleyd würde er alles tun. Und war es in diesen Zeiten nicht legitim, im Namen Gottes zu töten? Als der Soldat gebannt auf die außergewöhnlich schöne Frau starrte, sprang Armido vor und rammte dem Überrumpelten seinen Dolch in die Seite. Der Soldat stöhnte und sackte zusammen. Bevor der Offizier, dessen Rang sein Helm ausdrückte, die Situation erfasst hatte, waren Armido und Aleyd um die Ecke gerannt.
    »Wohin?«, rief Armido und suchte die Baracken und Schuppen am Ufer nach einem Versteck ab.
    Der dichte Nieselregen, die dunkle Wolkendecke und vom
Wasser aufsteigender Nebel erschwerten die Sicht, doch vor ihnen schien eine Anlegestelle zu sein, auf die Aleyd zusteuerte. Von der breiteren Straße bogen sie auf einen ausgetreten Pfad, der steil zum Ufer hinunterführte und so schlüpfrig war, dass Aleyd das Gleichgewicht verlor und stürzte und auch Armido ins Straucheln geriet. Fluchend rappelten sich beide auf, hörten jemanden hinter sich Befehle brüllen und stürzten auf einen der heruntergekommenen Kähne, von dem Aleyd zu wissen schien, dass es der richtige war.
    »Schnell, Jacques! O Gott, lass ihn nicht betrunken sein!« Hastig und angsterfüllte Blicke auf die Verfolger werfend, die sich dem Ufer näherten, suchte Aleyd das Schiff nach seinem Kapitän ab.
    Armido riss eine Luke auf, die in den Frachtraum führte, und erblickte unten einen Mann, der laut schnarchend in einer Hängematte lag. Auf dem Boden neben ihm rollte eine bauchige Flasche im Takt der Wellen hin und her. »Wenn das hier Jacques ist, wird er uns kaum eine Hilfe sein.«
    Aleyd kam hinzu und rang verzweifelt die Hände. »Wir müssen diesen Kahn steuern.«
    »Das schaffen wir nicht in so kurzer Zeit. Sie sind gleich hier. Kannst du schwimmen?«
    »Ein wenig.« Ungläubig sah sie erst ihn und dann das schmutzige Wasser der Seine an. »Da können wir nicht hinein!«
    Armido sah schemenhafte Gestalten und hörte sie rufen. »Doch, genau das werden wir tun. Sie suchen jeden Kahn und jeden Schuppen hier ab, wir haben keine Wahl. Wo hätten wir uns treffen sollen?«
    Sie zeigte vage den Fluss hinunter. »Hinter der letzten Brücke ist sein Lagerhaus.«
    Dichte Nebelschwaden verbargen sie für einige Augenblicke vor ihren Verfolgern. Der Kahn war lang und flach
gebaut, so dass sie sich von der dem Ufer abgewandten Seite ins Wasser gleiten lassen konnten.
    Einige Soldaten kamen bereits über die Uferböschung.
    »Jetzt. Komm, Aleyd.« Armido packte ihren Arm und nahm sie mit an die kaum befestigte Reling. »Gib mir deinen Umhang!«
    Rasch wickelte er

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