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Die Markgräfin

Die Markgräfin

Titel: Die Markgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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auf Plassenberg sind. Wieg die hundsföttischen Verschwörer in Sicherheit, sie dürfen keineswegs Verdacht schöpfen. Der Kaplan darf die Burg nicht verlassen, er soll aber auch die Messe nicht mehr lesen. Du selber, Freund, mögest in den neuen Markgrafengemächern deine Wohnung aufschlagen, wir haben unsre Gründe die wirst du noch billigst erfahren. Item wir haben auch Nachricht, dass Kulmbach und die Burg vom Feind umlagert sind. Befehlshaber soll der von Braunschweig
sein, ein harter Gesell und alter Haudegen, der das Kriegshandwerk weidlich versteht. Derhalben ist mit dem schlimmsten zu rechnen. So ist mein ernstlich Befehl, Plassenberg unbedingt und ohn Rücksicht zu halten und die Stadt notfalls aufzugeben. Mit Gottes Hilf werden wir bald zum Entsatz anrücken.
     
    Gegeben zu Hohenlandsberg am Tag vor Katharine
anno 1553
Albrecht etc.

Plassenburg, 26 .November 1553 , Konraditag
    Seit Tagen donnerten die schweren Geschütze, die Herzog Heinrich von Braunschweig auf der Kalten Marter hatte in Stellung bringen lassen. Ihr tiefes, dumpfes Grollen hing wie ein Omen über der Stadt. Gott sei Dank traf nicht jeder Schuss, und die Stadtmauer hatte sich bisher noch als stabil erwiesen. In der Nacht stopften die Kulmbacher fieberhaft die Löcher, die am Tag hineingeschossen worden waren. Dennoch war es nur eine Frage der Zeit, wann der Bering nachgeben würde.
    Die Truppe Landsknechte, zweihundert an der Zahl, die man zur Verteidigung der Stadt von der Burg hinuntergeschickt hatte, versuchte am dritten
Tag der Belagerung einen Ausfall, der ihnen nichts einbrachte außer sechzehn Toten und der nur dazu führte, dass die feindlichen Kanonen nun noch häufiger schossen. Das Stadtvolk war verzweifelt. Viele verließen die Kirche nicht mehr, wo der alte Pfarrer Eck das Menschenmögliche versuchte, um ihnen Mut zu machen und Trost zu spenden. Er hatte Tiefenthaler, der in einem Schreiben angekündigt hatte, wieder in die Stadt zurückzukehren, eine wütende Nachricht geschickt, in der er diesen in dürren Worten als Schafskopf beschimpfte. Er solle gefälligst bleiben, wo er sei, und nicht ohne Not sein Leben riskieren. In Kürze würden die Kulmbacher Bürger ohnehin auf die Burg flüchten, und dann hätten sie dort droben Beistand bitter nötig. So war Tiefenthaler schließlich geblieben.
     
    Am Abend vor Konradi breitete sich das Gerücht aus, die Söldner wollten die Stadt kampflos übergeben. Die Kulmbacher begannen, ihre Schätze und Habseligkeiten zu vergraben und in den Kellern zu verstecken. Die Mutlosigkeit wuchs, aber noch hatten die Menschen keine Todesangst. Da war schließlich die Burg – dorthin konnte man fliehen, bevor der Feind in die Stadt kam. Und die Plassenburg war noch nie erobert worden. Sie war die stärkste Festung, die es in ganz Deutschland gab. Dort war man in Sicherheit. So packten die Menschen ihre bewegliche Habe auf
Karren und in Rucksäcke, schnürten das Wichtigste in Bündel und schnallten es auf Tragekiepen. Hühner wurden in Holzkäfige gesteckt, Schweine und Kühe, Ziegen und was man sonst noch hatte marschfertig gehalten. Die Nacht über tat kaum jemand ein Auge zu.
    Der Tag Konradi war ein Sonntag. Aber selbst am Tag des Herrn hörten die Bundesständischen nicht auf, die Stadt zu beschießen. Schon bei Sonnenaufgang feuerten sie aus allen Rohren, und wenn eine kurze Atempause eintrat, fingen die Söldnerweiber mit ihren Kindern an zu trommeln. Jeder Schlag klang den Kulmbachern düster und Unglück verheißend in den Ohren. Und endlich begann an einer schwachen Stelle die Mauer zu bröckeln, und ein Loch tat sich auf. Noch am Vormittag hatte ein Kugelregen die Lücke so weit vergrößert, dass ein Mann durchpasste. Kulmbach war sturmreif geschossen. Es war nur noch eine Frage von Stunden, bis der Feind in der Stadt stand.
    Für diesen Fall hatte der Kommandant der Kulmbacher Söldnertruppe seine Instruktionen direkt vom Markgrafen. Er befahl seinen Männern den sofortigen Rückzug auf die Plassenburg und ließ die Stadt an drei Stellen gleichzeitig anzünden. Nichts sollte dem Feind in die Hände fallen.
    Das Feuer machte alle Fluchtvorbereitungen der Stadtbewohner zunichte. Es breitete sich mit unglaublicher Geschwindigkeit aus, fraß sich durch Dachstühle
und Scheunen, Fachwerk und Holzdecken. Die Bürger glaubten, der Feind sei bereits innerhalb der Mauern. Sie ließen in wilder Panik alles stehen und liegen und rannten kopflos hinter den abziehenden Landsknechtstruppen den

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