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Die Markgräfin

Die Markgräfin

Titel: Die Markgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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Informationen über die Familie bis 1910 zu erhalten war. Wollen mal sehen … « Er blätterte und suchte. »Hier. Georg von Leuchtenberg. Geboren 1520 . Erzogen seit 1527 am Hof der Markgrafen von Brandenburg zu Ansbach. Kriegsdienst im Gefolge des Albrecht Alkibiades. Seit 1547 Hauptmann
auf dem Gebirg zu Kulmbach/Plassenburg. Letzter urkundliche Nachweis 1554 .« Leuchtenberg vertiefte sich in die Lektüre. »Aha. Mein Urgroßonkel nimmt an, dass Georg bei der Übergabe und Plünderung der Plassenburg 1554 ums Leben kam, da ab diesem Zeitpunkt nichts mehr über ihn zu finden war. Er war nie verheiratet und hat auch keine Nachkommen. Die Familie setzte sich über seine älteren Brüder Konrad und Friedrich fort, deren erster die Stammburg erbte; der zweite heiratete eine reiche Erbin aus dem Thüringischen.«
    Haubold schaute betrübt drein und kippte den Rest des hervorragenden Cognacs. »Kein Hinweis auf den Verlust eines Beins? Kriegsverletzung oder so was Ähnliches?«
    Der Graf von Leuchtenberg schüttelte mitfühlend den Kopf. »Leider.«
    »Tja, dann werd ich mich wohl verabschieden.« Der Kastellan erhob sich. »Schade.«
    »Jetzt warten Sie doch mal.« Leuchtenberg schenkte noch zwei Cognac ein. »Nur nichts überstürzen. Die ganze Geschichte interessiert mich sehr. Immerhin geht es um die Familie, und ich bin – wenn sich nicht noch entscheidende Veränderungen ergeben – der Letzte meines Standes. Wissen Sie, meine geschiedene Frau und ich, wir haben keine Kinder. Mit mir stirbt der Name Leuchtenberg aus, ich bin demnach vermutlich der Letzte, der sich wirklich für die Vergangenheit
der Familie interessiert. Also, lassen Sie uns überlegen. Sie glauben also wirklich, der Tote in dem Gang war mein Urahn Georg?«
    Haubold nickte heftig, während sich Leuchtenberg den dritten Cognac hinter die Binde kippte. Der Spross oberpfälzischen Uradels dachte angestrengt nach und zupfte dabei heftig am rechten Ohrläppchen. Plötzlich gab er sich einen Ruck.
    »Steht das Skelett zur Verfügung?«
    »Äh, wofür?« Haubold wusste nicht recht.
    »Na, für eine Genanalyse natürlich.« Der vierte Cognac gluckerte Leuchtenbergs Kehle hinab. »Erinnern Sie sich an den Fall Anastasia? Nein? Die Tochter des letzten russischen Zaren, die 1917 zusammen mit ihm und der ganzen Zarenfamilie von den Bolschewiken umgebracht wurde? Jahre später tauchte in Berlin eine Frau auf, die behauptete, diese Zarentochter zu sein und das Gemetzel überlebt zu haben. Beweisen konnte sie es nie. Die Alte ist vor etlichen Jahren in den USA gestorben, und um Gewissheit zu bekommen, hat man einen Genvergleich durchgeführt. Die nächsten noch lebenden Verwandten der Zarenfamilie waren die Mitglieder des britischen Königshauses, und Prinz Philip hat sich bereit erklärt, eine Blutprobe abzugeben, mit der dann ein DNA -Vergleich durchgeführt werden konnte.«
    Haubold war fasziniert. »Und? War sie’s?«
    Der Hausherr grinste triumphierend. »Natürlich
nicht. Eine ganz primitive, unverschämte Hochstaplerin. Was ich damit sagen will, ist Folgendes: Sie könnten vielleicht mit meinem persönlichen Erbmaterial in Form einer Blut-, Speichel- oder Haarprobe einen Vergleich durchführen lassen mit Genmaterial, das dem fraglichen Skelett entnommen wurde. Das Ergebnis würde dann eindeutig besagen, ob der Tote mit mir verwandt ist oder nicht.«
    »Hm.« Der Kastellan kratzte sich am Hinterkopf. »Das ist sicher eine Möglichkeit. Ich sehe da allerdings ein Problem: So eine Analyse ist bestimmt sehr teuer, und ich weiß nicht, ob die Landesstelle für Nichtstaatliche Museen, die die Angelegenheit betreut, aufgrund einer bloßen Hypothese von mir so viel Geld ausgeben würde.«
    Gottfried von Leuchtenberg schlug Haubold jovial auf die Schulter. »Da machen Sie sich mal keine Gedanken. Ich nehme das in die Hand.« Er stand auf, ging zum Schreibtisch und griff sich das Telefon.
    »Ja, grüß dich, Leo, wie geht’s? … Oh, danke, ich kann nicht klagen. Was macht die Jagd? … Du, pass auf, ich rufe aus folgendem Grund an … «
    Während Haubold aufmerksam zuhörte, arrangierte Leuchtenberg alles Notwendige. Dann setzte er sich mit einem verschmitzten Lächeln wieder zu Haubold.
    »Wissen Sie, mein Exschwager ist ein ziemlich hohes Tier beim Bayerischen Landeskriminalamt. Wir
fahren jedes Jahr einmal in den Senegal zur Jagdsafari. Super Schütze, der Leo. Na, jedenfalls schuldet er mir noch einen Gefallen. Er hat gesagt, er kümmert sich um die

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