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Die Markgräfin

Die Markgräfin

Titel: Die Markgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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übergeben, das der höchsten Geheimhaltung bedarf. Ich habe mich verpflichtet, den Brief nur persönlich in Eure Hände abzugeben und Eure Antwort zu überbringen.«
    Eyb zog einen versiegelten Umschlag aus seinem gebauschten Ärmel, und Barbara brach das Siegel mit zitternden Fingern.
    Wladislaus Jagiello, König von Böhmen, an die
Herzogin von Groß-Glogau und Crossen
     
    Gottes Gruß zuvor und meine Ehrerbietung, gnedige Frau Barbara. Wie wir erfahren haben, steht auch Euch der Sinn nach einer Auflösung des Bundes, den wir, obschon nur in procurationem, mit Euch geschlossen haben. Ihr erseht selber, dass dieser Bund für das Königreich Böhmen inzwischen nicht mehr von Bedeutung ist, wo Eure Güter nicht mehr Euch gehören. Wir wissen auch, dass Eure Familie nicht willens ist, die Ehe antasten zu lassen. Item so müssen wir unsere Sache vor den Heiligen Stuhl bringen, wollen wir beide wieder Freiheit erlangen. Alldieweil die Ehe nie vollzogen und unsere Verbindung zu Rom gut zu nennen ist, tragen wir gute Hoffnung auf ein Dispens. Ihr habt nur eines zu tun: Verfasst ein Schreiben an den Papst, in dem Ihr aus genanntem Grund um Nichtigerklärung der Ehe bittet. Wir werden ein gleiches auf den Weg bringen. Danach halten wir uns mit Gott und verhoffen auf ein gutes päpstliches Urteil. Als Zeichen unserer brüderlichen Verbundenheit zu Euch senden wir mit diesem Schreiben zehn Silbergulden, die Ihr wohl brauchen mögt, um alles zu regeln. Item lasst uns Nachricht zukommen. Seid versichert, dass der Überbringer dieses Schreibens verlässlich ist und in meinen Diensten steht.
     
    Gegeben zu Prag am Tag des Apostels Andreas
anno 1541
Wladislaus, König von Böhmen
    Barbaras Atem ging schneller. Sie überflog das Schreiben ein zweites Mal.
    »Eyb, was bringt Euch dazu, Sendbote in böhmischen Diensten zu sein? Und wer garantiert mir, dass ich Euch vertrauen kann?«
    Der Rat setzte sich neben Barbara auf die Kirchenbank. »Oh, das bleibt natürlich Euch überlassen. Aber ich will offen zu Euch sein. Im Vertrauen, ich stehe schon seit den Zeiten Eures seligen Vaters zuweilen in, sagen wir, fremden Diensten. Der Böhmenkönig ist derzeit, wie Ihr Euch denken könnt, äußerst freigebig – das Deputat eines Ansbachischen Würdenträgers ist nicht allzu großzügig bemessen, Ihr versteht. Außerdem befürchte ich, dass nun, nach der Regierungsübernahme Eurer Brüder, meines Verweilens bei Hof wohl nicht mehr länger sein wird – die Finanzlage des Markgraftums ist nicht zum Besten, und sie werden mich verantwortlich machen, wiewohl das alles bei Gott nicht meine Schuld ist. Da muss ich mich versehen, wo ich bleibe. Aber natürlich müsst Ihr selber entscheiden, ob Ihr mir trauen könnt. Ich jedenfalls will Euch nichts Schlechtes – warum auch? Hier sind im Übrigen die Silbergulden.«
    Er überreichte einen kleinen Lederbeutel, in dem
es metallen klimperte. Barbara wog das Säckchen unschlüssig in der Hand. Endlich bot sich da ein Ausweg aus der unglücklichen böhmischen Ehe, aber war er auch gangbar? Sie überlegte fieberhaft.
    »Eyb, es geht nicht. Meine ungarische Ablösesumme hat der Albrecht für sich genommen. Wenn ich mich von dem Böhmen lossage, ist meines Bleibens hier nicht mehr. Meine Brüder würden mich sofort verstoßen. Und wo sollte ich hingehen ohne Geld? Albrecht würde sich an jedem, der mich aufnimmt, zu rächen wissen.«
    Eyb schlug einen beruhigenden Tonfall an.
    »Ich weiß Bescheid über Eure Lage. Deshalb habe ich mich vorsorglich nach einer Möglichkeit umgetan, bei der Ihr versorgt wärt. Ich kann Euch glücklicherweise den Willen des Reichsritters Konrad von Heideck erklären, Euch nach einer Ehescheidung zur Frau zu nehmen. Der von Heideck ist ein anständiger Mann; auf seinen Gütern hättet Ihr ein Auskommen. Der König von Böhmen hat ihm für den Fall einer Heirat eine hohe Summe geboten.«
    »Ein Reichsritter, noch dazu aus der Hofdienerschaft meines Vaters? Das ist weit unter meinem Stand. Meine Brüder würden niemals zustimmen.«
    »Das glaube ich nicht. Mit Verlaub, wenn Ihr erst geschieden seid, bringt Ihr dem Haus Zollern keinen Nutzen mehr, und Euer Bruder hat Euch bereits alles genommen, was Ihr hattet. Er wird sich fügen, um
den Skandal möglichst schnell zu beenden und Euch aus dem Haus zu haben. Eine böhmische Handsalbe von, sagen wir, fünfundzwanzigtausend Gulden wird dazu noch das Ihre tun – Ihr kennt seine Geldgier.«
    »So viel ist es dem Böhmen wert, mich

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