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Die Markgräfin

Die Markgräfin

Titel: Die Markgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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und stattdessen als Reiterführer für
Karl V. in den französischen Krieg zu ziehen. Das kostet den Kaiser ein Sümmchen, und außerdem lässt sich wohl gut Beute machen. Wenn wir Glück haben, ist Euer Bruder also gar nicht im Land, während wir unseren, sagen wir, kleinen Vertrag schließen.«
    Die Nachricht, dass ihr Bruder weit weg sein würde, erleichterte Barbara über alle Maßen. Jetzt konnte sie in Ruhe nach Möglichkeiten suchen, ihr Dispensgesuch auf den Weg zu bringen, ohne befürchten zu müssen, dass Albrecht in all seiner Gewalttätigkeit plötzlich vor der Tür stand. Fast packte sie der Übermut. Sie lachte und blinzelte dem von Heideck verschwörerisch zu.
    »Sollen wir uns jetzt das Heiratsversprechen geben, mein Ritter von Heideck? Ein Gelöbnis wär wohl angemessen.«
    Konrad schmunzelte. Die Dinge liefen in jeder Hinsicht ausgezeichnet. »Wenn Ihr es wünscht, Herrin.«
    Barbara wurde wieder ernst. »Ich will sicher sein, dass ich Euch trauen kann. Das Einzige, worum ich Euch bitten möcht, ist Euer Versprechen als Ritter des Heiligen Römischen Reiches. Ich biete Euch dafür meines.«
    »Das ist nicht mehr als recht und billig«, erwiderte Konrad von Heideck.
    Er beugte das Knie und nahm Barbaras Hände.
    »Ich, Konrad von Heideck, gelobe vor Gott, Euch,
Barbara von Brandenburg-Ansbach, zu meinem rechtmäßigen Weib zu nehmen und in Ehr und Achtung zu halten. Und ich rufe alle Heiligen zu Zeugen, dass meine Absichten gegen Euch ohne Tadel sind.«
    »Und ich, Barbara, Markgräfin von Brandenburg, Herzogin von Groß-Glogau und Crossen und bald einstmalige Königin von Böhmen, biete Euch, Ritter Konrad von Heideck, meine Hand als Ehegemahl. Dies gelob ich Euch vor Gott und allen Heiligen, bei meiner Seel. Möge unser Bund gegen alle Welt fest stehen und bald besiegelt sein.«
    Barbara erwiderte Konrads Händedruck und spürte die Wärme, die von ihm ausging. Jetzt, da der erste Schritt getan war, erschien ihr alles ganz einfach …
    Barbara, Markgräfin von Brandenburg, Herzogin von
Groß-Glogau und Crossen und Königin von Böhmen,
an den Heiligen Vater und obersten Hüter der
Christenheit zu Rom, 3 .April 1542
     
    Die Liebe und der Rat des allmächtigen Gottes und aller Heiligen seien allzeit mit Euch. Heiliger Vater, als Frau und Königin wende ich mich in meiner Not an Euch, der Ihr Einsicht in die Pläne Gottes habt und den Sinn der Vorsehung erkennen mögt. Seit nunmehr elf Jahren bin ich dem König von Böhmen beigegeben, notabene ohne ihm zugeführt zu sein. Gleich wie die
heilige Muttergottes bin ich immer noch Jungfrau und unberührt wie ein Kindlein. So wollt Ihr gnädiglich ersehen, dass die von Gott dem Allmächtigen vorgegebene Bestimmung einer Ehe zwischen Mann und Frau nicht erfüllt worden ist. Diese Zuwiderniss gegen die göttliche Vorsehung betrübt mich gar sehr, ebenso wie meinen Gatten, den König von Böhmen, der eine andere, gottgefälligere und fruchtbare Bindung eingehen möchte, die, da sie die ungarische Witwe betrifft, dem Frieden des Heiligen Römischen Reiches zum Besten gereichen würde. Mit diesem Schreiben bezeuge ich, Barbara, Königin von Böhmen, dass die Ehe mit meinem in prospectionem angetrauten Gemahl nie vollzogen wurde, ja ich ihn nie gesehen hab. Und ich bitte Euch, Heiliger Vater, aus diesem Grunde um Auflösung und Nichtigerklärung dieses Bunds, möge Euer Wille mir eine Botschaft des Himmelreichs sein.
     
    Barbara, Markgräfin von Brandenburg, Herzogin von
Groß-Glogau und Crossen und Königin von Böhmen
Gegeben zu Neuenstatt an der Aisch am Montag nach
Palmarum anno 1542

Plassenburg, April 2002
    Gregor Haubold befand sich auf seinem täglichen Rundgang durch die Schauräume der Plassenburg. Es war kurz nach sechs Uhr abends, und sein Magen meldete sich hartnäckig mit einem Gefühl, als wolle sich seine Speiseröhre innigst mit seinem Zwölffingerdarm verknoten. Wie immer, wenn er Hunger hatte, wurde Haubold nervös. Er klimperte mit dem umfangreichen Schlüsselbund, den er in der ausgebeulten Hosentasche trug, während er ungeduldig den Zählerkasten des Zinnfigurenmuseums hinter der Kasse überprüfte. Dann rüttelte er routinemäßig an der Tür zum Kellerabgang und sah sich kurz im Garderobenbereich um. Er stellte fest, dass der alte graue Schal, den ein Besucher vergessen hatte, immer noch an der gleichen Stelle hing wie am Tag vorher. Am Zentralschalter knipste er alle Lichter aus und freute sich darauf, in einer Viertelstunde mit seiner

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