Die Markgräfin
würde, doch die Zeit verging, und niemand kam. Schließlich begab sie sich zusammen mit der Martsch zu Bett, enttäuscht und deprimiert. Vielleicht wollte Konrad von Heideck sie inzwischen gar nicht mehr.
Mitten in der Nacht klopfte es. Barbara, die endlich in einen unruhigen Schlaf gefallen war, fuhr hoch und ließ die Martsch die Türe aufriegeln. Draußen
stand ein Bote des Heideckers mit einer verhängten Röhrenleuchte, der die Herzogin zum Mitkommen aufforderte. Barbara sprang aus den Kissen, warf sich einen weiten Mantel um, schlug die Kapuze hoch und folgte dem Mann schweigend durch das dunkle Schloss bis zu einer kleinen Pforte im Südflügel.
Zögernd und leise trat sie ein, während der Bote vor der Tür wartete. Der Raum war zur Aufbewahrung des Bettgewands bestimmt – an den Wänden standen große und kleine Truhen, in denen sich Laken und Kissenbezüge stapelten. Auf einer der hinteren Truhen saß, ein flackerndes Talglicht neben sich, ein Mann. Er erhob sich und machte eine hastige, etwas unbeholfene Reverenz.
Die Herzogin stand stumm und sah ihn lange an. Das sollte also ihr dritter Gemahl sein: Er war nicht größer als sie und vielleicht ein paar Jahre älter. Sein Gesicht war eher nichts sagend, aber nicht unfreundlich; er hatte dichtes braunes Haar und einen welligen halblangen Bart, der in einer Spitze unter dem Kinn auslief, wie es die Mode vorschrieb. Die Augen waren in der Dunkelheit kaum zu erkennen, nur eine erstaunlich große Warze über der linken Braue. Ein leichtes Zucken der Oberlippe verriet seine Nervosität.
Endlich brach Barbara das Schweigen.
»Ihr seid also Konrad von Heideck«, stellte sie fest und trat näher an ihn heran. »Ich hatte mir Euch älter vorgestellt und irgendwie – anders.«
»Ich hoffe, ich habe Eure Erwartungen nicht allzu sehr enttäuscht, Herzogin, nun, da Ihr mich seht«, antwortete der von Heideck vorsichtig und mit einem leichten Lispeln. »Ihr jedoch erscheint mir genauso, wie Ihr mir geschildert worden seid – groß, dunkel und von angenehmem Angesicht. Mein Freund Eyb hat nicht zu viel versprochen, und das freut mich recht.«
Barbara überhörte das Kompliment. »Wie viel Geld hat man Euch geboten, dass Ihr mich nehmt?«
»Oh, genug, genug. So viel, dass ich die Herrschaft Heideck, die von Schulden gedrückt wird, entlasten kann und noch mehr.«
Er zögerte. Schließlich trat er einen Schritt auf sie zu. »Wir wollen ehrlich miteinander sein, Herrin. Ich kann mir denken, dass es Euch beleidigt, wenn Euch einer für Geld nimmt – noch dazu einer von niedrigerem Stand. Aber manchmal spielt einem das Leben halt schlecht mit, und man muss sich versehen, wo man bleibt. Ich bin Euer Weg in die Freiheit, und Ihr seid die Lösung für meine Geldprobleme. So passen wir wohl zueinander. Ich sag Euch zu, Euch in Ehren zu halten und als Herrin von Heideck zu behandeln. Und ich will Euch zu nichts zwingen, was Euch nicht recht und billig ist. Wollt Ihr als mein Weib mit mir leben, freut’s mich umso mehr, wenn nicht, soll’s mir auch recht sein. Auf meinem Ansitz in Heideck ist Platz genug für zwei Haushalte. Es ist Eure Entscheidung.«
Barbara sah ihn forschend an. Ehrlichkeit hatte ihr schon immer imponiert. Sie begann, den Mann zu mögen. »Habt Ihr keine Bedenken, dass meine Brüder Euch Übles wollen, wenn Ihr sie durch diese Heirat hintergeht?«
»Wie ich höre, soll es für den Markgrafen Albrecht ein hübsches Handgeld geben, und Georg … « Er winkte geringschätzig ab. »Ich gehöre der freien Reichsritterschaft an; ich unterstehe nur dem Kaiser und bin sonst niemandem verpflichtet«, versetzte er nicht ohne Stolz. »Greift man einen Reichsritter an, beleidigt man die Krone des Heiligen Römischen Reichs, und das werden die Markgrafen von Ansbach-Kulmbach nicht wagen, gerade jetzt, wo Albrecht als Söldnerführer in kaiserliche Dienste treten will.«
»Er will was?«
»Mit Hilfe kaiserlicher Dukaten das Fürstentum sanieren, Ihr habt schon richtig gehört. Bei der Übernahme des Fürstentums Kulmbach musste Euer Bruder feststellen, dass seine neue Herrschaft von so hohen Schulden geplagt ist, dass er sich nicht einmal eine eigene Hofhaltung auf der Plassenburg wird leisten können. Er hat dem von Eyb wegen seiner Schuldenmacherei Tod und Teufel angedroht, aber der ist inzwischen rechtzeitig zu den Nürnbergern geflohen. Albrecht hat den Landständen zugesagt, die Herrschaft nicht mit den Kosten eines Fürstenhofes zu strapazieren
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