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Die Markgräfin

Die Markgräfin

Titel: Die Markgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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sein. Und das mit dem Geld mach mit dem Albrecht aus.«
    »Das dacht ich mir, dass du nicht für mich streitest«, fuhr Barbara ihn an. Der Zorn gewann die Oberhand in ihr. Sie ging auf Albrecht zu und packte ihn an der Schulter; er schüttelte sie ab.
    »Gib mir zurück, was mir zusteht«, funkelte sie ihn an.
    »Es ist alles gesagt«, erwiderte Albrecht und wandte sich zur Türe.
    Barbara hielt ihn mit dem Mut der Verzweiflung auf.
    »Ich schreib an den König von Ungarn und fordere mein Recht«, schrie sie ihn an. »Und ich schreib an den Papst um Dispens!«
    Albrecht sah seiner Schwester ruhig ins Gesicht, holte dann mit einer Hand aus und schlug zu. Barbara taumelte gegen die Wand.
    »Du wirst des Teufels Scheißdreck tun«, sagte der Markgraf ruhig, »oder du sollst mich noch kennen lernen.«
    Barbara rappelte sich hoch. Von Schluchzen geschüttelt, lief sie aus dem Raum, durchquerte die Hofstube, in der die Gäste verblüfft aufsahen, und flüchtete sich ins Frauenzimmer.
    Die Brüder nahmen ihre Plätze wieder ein.
    »Die Königin von Böhmen lässt sich entschuldigen«, sagte Albrecht laut und nestelte dabei behäbig sein Wams auf, »ihr ist nicht wohl.«
    Dann bedeutete er dem Hofmeister, mit dem Stab aufzuklopfen. Die Süßspeisen wurden aufgetragen.

Neustadt an der Aisch, Januar 1542
    Seit der Unterredung mit ihren Brüdern verging kein Tag, an dem Barbara nicht nach einer Lösung für ihre verfahrene Lage suchte. Was konnte sie tun? Konnte es helfen, sich an den Kaiser zu wenden? Aber auch er würde nicht für eine Frau die guten Beziehungen zu einem seiner Reichsfürsten aufs Spiel setzen. Und ohne das ungarische Geld hatte auch ein Dispensgesuch an den Papst keinen Sinn – sie stünde nach einer Scheidung mittellos da. Zornig und verzweifelt schritt Barbara in ihrem Zimmer auf und ab. Wie sie alles drehte und wendete, sie sah keinen Ausweg.
    Doch dann gerieten unerwartet die Dinge in Bewegung. Eines nebligen und frostigen Morgens brachte der junge Aufwarter die Frühsuppe in Barbaras Bettkammer. Er setzte nicht wie sonst das Tablett auf der Truhe ab, sondern drückte sich unschlüssig in der Kammer herum und sagte mit halblauter Stimme:
»Der gnädige Herr Ludwig von Eyb ersucht Euch, um die Mittagszeit in die Kapelle zu kommen.«
    Kaum hatte er den Satz losgebracht, war er schon wieder verschwunden.
    Barbara kannte den von Eyb. Er war einer der Ansbacher Räte ihres Vaters gewesen. Er stand in dem Ruf, ein wahres Genie in Finanzdingen zu sein, und hatte sich dem Markgrafen in den letzten Jahren unentbehrlich gemacht. Fast täglich hatte man ihn bei Hof ein- und ausgehen sehen.
    Barbara fragte sich, was den von Eyb dazu bewogen haben könnte, sie zu einem Treffen zu bitten, noch dazu in solch heimlicher Manier. Die Zeit bis Mittag wurde ihr lang. Mit einem wollenen Tuch um die Schultern machte sie sich schließlich zu früh auf den Weg zur Schlosskapelle.
     
    Das Kirchlein war leer. Barbara ging zum Fürstengestühl und kniete sich auf die rot gepolsterte Fußbank. Sie sprach ein kurzes Gebet und begann zu warten. Die Kälte kroch ihr in die Glieder, und sie zog ihre Wollstola fester. Die Strahlen der Morgensonne fielen durch zwei Spitzbogenfenster auf den Altar, der mit einem kostbaren Tuch aus Brüsseler Spitze abgedeckt war. Barbara betrachtete die Bilder des geschlossenen Triptychons: auf der linken Seite den Tod des heiligen Sebastian, von Pfeilen durchbohrt, auf der rechten die Folterung der heiligen Katharina auf
dem Rad. Zwei Mäuse liefen die Wand entlang und verschwanden hinter einem Vorhang.
    Als Barbara schon glaubte, der von Eyb käme nicht mehr, wurde die Tür geöffnet, und der Rat trat ins Halbdunkel. Er war ein Mann mittleren Alters, beleibt, mit früh ergrautem Haar und einem gestutzten Kinnbart. Mit seinen dicken, wulstigen Lippen, einer schiefen, mehrfach gebrochenen Nase und den unter buschigen Brauen hervortretenden Augen sah er recht Furcht einflößend aus. Mit wenigen Schritten hatte er Barbara erreicht und machte eine Reverenz.
    »Meinen Dank, dass Ihr gekommen seid, gnädige Herrin. Ein Diener steht draußen und sorgt dafür, dass uns niemand stören kann, denn was ich zu sagen habe, ist nur für Eure Ohren bestimmt.«
    Barbara nickte.
    »Sprecht, Eyb. Was wollt Ihr von mir, und wer schickt Euch?«
    Der von Eyb neigte sein Menschenfressergesicht zu der knienden Markgräfin und redete leise.
    »Mich schickt der König von Böhmen, Herrin, um Euch ein Schreiben zu

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