Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Markgräfin

Die Markgräfin

Titel: Die Markgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
Vom Netzwerk:
los zu sein?«
    Der von Eyb lächelte verschmitzt.
    »Nun, Liebden, Ihr wisst vielleicht noch nicht, dass König Matthias von Ungarn kürzlich auf den Tod verunglückt ist. Wladislaus Jagiello denkt an eine Ehe mit seiner Witwe. Dann hätte er Böhmen und Ungarn auf einen Schlag. Das dürfte ihm noch viel mehr wert sein als ein paar tausend Gulden.«
    Barbara erhob sich.
    »Lasst mich darüber nachdenken, Eyb. Geht jetzt. Ich geb Euch Nachricht. Und ich dank Euch für Eure Hilfe.«
     
    Da war er nun, der Hoffnungsschimmer, auf den sie so lange gewartet hatte. Aber so sehr sie die Auflösung ihrer sinnlosen Ehe herbeisehnte, ihre Angst vor Albrecht ließ sie zögern. Würde er sie wieder misshandeln oder gar hinauswerfen? Was konnte er darüber hinaus noch tun? Barbara blieb in der Kapelle knien und überlegte fieberhaft. Wenn sie aus Angst diese Chance nicht ergriff, winkte ihr ein Leben in Eintönigkeit und Langeweile. Nichts würde sich je
mehr ändern. Sie würde langsam in den Mauern des Neustädter Frauenzimmers alt werden, ohne Mann, ohne Kinder, ohne eigene Mittel, ohne die geringste Möglichkeit, ihre Zukunft zu bestimmen. Sie würde die Abhängigkeit von ihren Brüdern und die Gehässigkeit ihrer Schwestern ein Leben lang ertragen müssen.
    »Ich will leben«, flüsterte sie sich selber zu. »Und wenn Albrecht mich halb tot prügelt, ich find mich nicht ab.«
    Es störte sie, dass ihre Flucht unabdingbar mit einer neuen Ehe verbunden war, mit einem Mann, den sie – wie ihre beiden vorigen – nie vorher gesehen hatte. Ihr war auch nicht wohl bei dem Gedanken, dass Heideck, wo sie dann leben sollte, nicht allzu weit von Ansbach lag. Allerdings regierte in Ansbach ihr Bruder Georg, der vermutlich nicht eingreifen würde. Aber Albrecht? Würde er sich wirklich mit Geld zufrieden geben und sie in Ruhe lassen?
    In den nächsten Tagen fand sie keine Ruhe. Nachts lag sie wach und überlegte, tagsüber brütete sie über ihren Handarbeiten. Schließlich zog sie die Martsch ins Vertrauen, weil sie die Einzige auf der Welt war, die sie niemals verraten würde.
    Die Alte verdrehte die Augen zum Himmel und schüttelte den Kopf.
    »Kindchen, denk gar nicht erst an solche Dinge. Wer weiß, was passieren kann – dein Bruder ist ein
böser Mensch. Du hast hier dein Auskommen, musst weder Hunger noch Durst leiden und lebst recht im Überfluss. Was erwartet dich da draußen? Hier geht es dir nicht schlecht, sei doch zufrieden mit dem, was du hast. Mann und Kinder sind auch nicht immer ein Segen. Der liebe Gott weiß schon, wie er alles einrichtet.«
    »Der liebe Gott kümmert sich wohl eher um das Wohlergehen meines Bruders als um meines, Martsch«, erwiderte Barbara. »Ist es falsch, wenn ich das ungerecht finde? Kannst du mich nicht verstehen? Ich fühl mich lebendig begraben!«
    »Ich versteh dich schon, Bärbel, aber ich hab auch Angst um dich. Wir Frauen haben noch nie über uns selber bestimmt, so ist die Welt eingerichtet. Du musst dich an diese Ordnung halten, sonst bringst du Unglück über dich, das glaub ich. Aber ich weiß auch, dass du so recht traurig bist, und das tut mir wehe. Du bist mir doch wie mein eigenes Kind. Wenn du also willst, dann helf ich dir, auch wenn ich glaub, dass es nicht recht ist. Ich seh doch, dass du dich schon entschieden hast.«
    Barbara umarmte ihre alte Amme.
    »Wenigstens eine, die auf meiner Seite ist. Ja, ich hab mich entschieden. Der liebe Gott mag es mir nachsehen. Schick mir den kleinen Aufwarter, ich muss ihm Nachricht geben. Ich schreibe dem Eyb, dass ich den von Heideck sprechen will, bevor ich
mich an den Heiligen Stuhl wende. Nie mehr werd ich einen heiraten, den ich nie gesehen hab.«
     
    Das Treffen mit Konrad von Heideck fand erst im Frühling statt, anlässlich einer Jagd im späten März, zu der auch der Heidecker geladen war. Vorher war es nicht möglich gewesen, ihn in Barbaras Nähe zu bringen.
    Die Jagdgesellschaft, geführt von Markgraf Georg, kam bei Einbruch der Dunkelheit im Neustädter Schloss an. Unter viel Gelächter und Geschrei ritt der Adel in den Hof ein. Barbara versuchte vom Fenster aus zu erraten, welcher der Reiter wohl ihr – so alles gut ging – zukünftiger Ehemann sein mochte, aber es waren zu viele darunter, die sie nicht kannte.
    Da das Jagdessen ohne weibliche Beteiligung stattfand, hatte Barbara keine Gelegenheit, ihren zukünftigen Ehemann zu treffen. Sie hoffte insgeheim, dass er ihr wenigstens eine Nachricht ins Frauenzimmer schicken

Weitere Kostenlose Bücher