Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Markgräfin

Die Markgräfin

Titel: Die Markgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
Vom Netzwerk:
des
Schöllkrauts ließen den eklen Auswuchs vergehen, und auch Abschnüren, ja Wegschneiden konnten ein Nachwachsen nicht verhindern.
    Neben Grumbach saß der junge Landgraf von Leuchtenberg, dessen blonde Schönheit auf eigenartige Weise mit Grumbachs abstoßender Physiognomie kontrastierte. Leuchtenberg war in den letzten Monaten still geworden. Er hatte vor Landrecies den Krieg kennen gelernt, und der Anblick von Blut, Leid und Sterben hatte ihn tief mitgenommen. Das war nicht sein Metier. Zutiefst graute ihm vor jedem Angriff, die Mentalität des Soldaten war ihm fremd. Im Gegensatz zu Albrecht Alkibiades, der das Kriegshandwerk in vollen Zügen genoss, schauderte der Landgraf beim Anblick von Verwundeten und verabscheute die grimmig-fröhliche Brutalität der Landsknechte. Das hieß jedoch nicht, dass er feige im Kampf war. Man fand ihn zu Pferd mitten im erbittertsten Gefecht, brüllend und dreinschlagend – nach dem Kampf aber war er tagelang kaum ansprechbar, hing blass und schweigend den schwärzesten Gedanken nach, aß nicht, trank aber dafür umso mehr. Der Alkohol wurde zu seinem ständigen Begleiter. Seine offensichtliche Unfähigkeit, mit dem Krieg zurechtzukommen, hatte ihn dem jungen Markgrafen in letzter Zeit sichtlich entfremdet. Albrecht Alkibiades, der sich als Feldherr ganz in seinem Element fühlte, brachte keinerlei Verständnis für derartige Zimperlichkeit
auf. Hatte er anfangs noch versucht, den Landgrafen mit groben Scherzen aufzumuntern, so zog er sich mit der Zeit zurück. Die beiden teilten zwar hin und wieder noch das Lager im markgräflichen Zelt, wussten sich aber ansonsten nicht mehr allzu viel zu sagen. Und darunter litt Georg von Leuchtenberg am allermeisten.
    Grumbach machte nun bereitwillig den Platz neben Albrecht Alkibiades für den Herzog von Sachsen frei, der sich mit einem zufriedenen Seufzer niederließ.
    »Ich hoffe, ich störe Eure Runde nicht«, wandte er sich an den Markgrafen, der sich beeilte abzuwinken.
    »Ganz im Gegenteil, lieber Vetter von Sachsen, Ihr seid in höchstem Grad willkommen.« Albrecht strahlte seinen Besucher an. »Gerade haben wir davon gesprochen, wie wertvoll das Eintreffen Eurer Truppe für uns sein kann. Die Franzosen werden sich nicht mehr lang halten können, wenn wir vereint angreifen, oder ich will einen Besen fressen. Nehmt einen Schluck Wein, damit wir darauf anstoßen können!«
    Mit einem Wink bedeutete er dem Diener in der Ecke des Zeltes, einen weiteren Becher zu bringen. Grumbach goss dem neu Dazugekommenen ein und hob sein Glas.
    »Fürwahr ein schöner Anblick, die beiden größten Kämpfer und Feldherren der kaiserlichen Sache so traut vereint zu sehen. Ich trinke auf den glorreichen Sieg Eurer vereinten Truppen, Euer herzogliche und
markgräfliche Gnaden, und dass er bald kommen möge!«
    Die vier Männer leerten ihre Becher.
    Dann holte der Markgraf aus einer Truhe, die neben seinem Spannbett im hinteren Bereich des Zelts stand, eine zusammengerollte Karte der Festung Landrecies und ihres Umlandes. Er breitete das große Stück Pergament auf dem Tisch aus und beschwerte die Enden mit Weinbechern.
    »Lasst uns nun zum militärischen Teil des Abends kommen, gute Herren. Hier, so mögt Ihr unschwer erkennen, ist gezeichnet die Festung mit ihrer Umgebung. Da unser Hügel, wo wir mit dem Feldlager stehen. Ich habe mit schwarzer Tinte bezeichnet, welche Gebäude innerhalb der Festung schon durch Beschuss beschädigt sind, ebenso die Breschen, die in die Mauer geschlagen wurden. Aber leider sind die Schäden bis jetzt gering. So müssen wir uns wohl oder übel darauf versehen, sie entweder vor die Tore zu locken und dort mit Gefechten zu schwächen oder sie mit einer langen Belagerung zu zermürben und auszuhungern. Letztere Möglichkeit gefällt uns schlecht, weil wir je länger je mehr Geld an unsere Landsknechte bezahlen müssen und unser Säckel schon leerer ist, als uns gut tut. Allerdings dürften auch die Franzosen ein langes Eingeschlossensein scheuen – sie wissen, dass die Festung sich wegen Wassermangels nicht ewig halten lassen wird. Deshalb
haben sie bis jetzt auch bereitwillig jedes Gefecht auf der Ebene vor der Festung angenommen – ein Sieg auf dem Schlachtfeld ist ihre einzige Möglichkeit davonzukommen.«
    Moritz von Sachsen betrachtete nachdenklich die Karte, blies dabei die Backen auf und rieb sich den Bart.
    »Wie führen sich die Franzosen im Gefecht?«
    »Besser als uns lieb ist, Vetter. Besonders im Kampf Mann

Weitere Kostenlose Bücher