Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Markgräfin

Die Markgräfin

Titel: Die Markgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
Vom Netzwerk:
Begeisterung ob der neuen Siegesaussichten, ließ sich mit einem Seufzer auf sein Feldbett sinken.
    »Was für ein Mann! Welch große Kämpfernatur, und klug dazu! Mit dem muss jede Schlacht gewonnen sein! Und hast du gesehen? Diese Kraft, die breite Brust, der entschlossene Blick! Ein Mannsbild durch und durch!«
    Leuchtenberg setzte sich neben Albrecht und strich ihm liebevoll über die Schulter. »Und dank den Pistolenreitern werden wir bald in die Festung Landrecies einziehen.«
    Albrecht schüttelte Leuchtenbergs Hand ab. »Hast du bemerkt, wie er mich angesehen hat? Wie Achill und Patroklos werden wir sein! Und vertragen kann er auch was – säuft wie ein Loch und geht am Schluss noch grade! Ist das ein Kerl und Feldherr dazu! Erfindet heut Abend so nebenbei die Eingreiftruppe zu Pferd!«
    »Die mit Pistolen ausgerüstet unschlagbar sein wird«, ergänzte Leuchtenberg.
    »Mag sein.« Albrecht winkte ungeduldig ab. »Wirklich wichtig ist die Schnelligkeit! Teufelskerl, dieser Sachse. Wie Ritter Lanzelot an König Artus’ Hof!«
    Georg von Leuchtenberg zeigte nicht, wie weh ihm Albrechts Bemerkung tat. Er wusste, dass Albrecht ihn für einen Schwächling hielt und dass dies der Grund für die Entfremdung zwischen ihnen war. Aber er war bereit zu kämpfen, um den Freund nicht zu verlieren.
    »Gib mir das Kommando über die Pistolenreiter!« Erwartungsvoll sah er den Markgrafen an.
    Albrecht zog die Augenbrauen hoch. Mit einem verächtlichen Grunzen ließ er sich rückwärts aufs Feldbett fallen.
    »Das ist nicht dein Ernst, mein Lieber. Du zitterst ja schon, wenn du nur an die Schlacht denkst. Nein, nein, das ist nichts für dich. Das Kommando bekommt ein zuverlässiger Mann mit Kampferfahrung, einer wie der alte Neithart von Künzelsau. Der ist ein Soldat von echtem Schrot und Korn, ein wahrer Draufgänger und Dreinschläger, und reitet wie der Teufel.«
    »Ach Albrecht, lass mich doch zeigen, was ich kann. Du weißt genau, dass ich im Kampf nicht schlechter bin als andere.«
    »Aber vorher und hinterher spielst du das Klageweib, säufst und haderst mit der Welt. Das ganze Lager zerreißt sich schon über dich das Maul! Herrgott, ich kann dich doch nicht an die Spitze eines Haufens von Landsknechten stellen, die sich hinter deinem Rücken über dich den Arsch ablachen. Und wer garantiert mir, dass dich nicht im nächsten Scharmützel die Angst ankommt und du völlig den Kopf verlierst? Wirklich, Georg, ich weiß gar nicht, wie du auf so einen Gedanken kommen kannst.«
    Leuchtenberg war schwer getroffen. Um Albrecht nicht ansehen zu müssen, stand er auf und goss sich
einen Becher Wein ein, den er auf einen Zug hinunterkippte. Er hatte einen widerlichen Geschmack im Mund. Albrecht trat zu ihm und schlug ihm gutmütig auf die Schulter.
    »Meinetwegen kannst du bei den Pistolenreitern mitkämpfen. Dein Pferd ist gut, eine Pistole hast du sowieso. Aber das Kommando schlag dir aus dem Kopf!«
    Georg von Leuchtenberg lachte bitter.
    »Danke für die Großzügigkeit, Feldherr! Es hat Zeiten gegeben, da hättest du mir viel mehr anvertraut als nur den Befehl über eine Reitereinheit.«
    Albrecht zuckte mit den Schultern. »Ja, Georg, wenn ich mir’s recht bedenk, dann sind diese Zeiten wohl vorbei.«
    Stille trat ein, während sich in Leuchtenberg die Verzweiflung wie eine Hitzewelle ausbreitete. Er schluckte und versuchte, die aufsteigende Panik in sich zu kontrollieren. Bittend breitete er die Arme aus und trat einen Schritt auf den Freund zu.
    »Albrecht, wenn der Krieg aus ist … «
    Der Markgraf drehte sich abrupt um und begann, betont gleichgültig in der Truhe mit den Landkarten zu stöbern. »Wenn du gehst, sag der Wache draußen, ich möchte nicht mehr gestört werden.«
    Georg von Leuchtenberg ließ die ausgebreiteten Arme fallen, griff sich seinen Umhang und verließ das Zelt wortlos. Die Tränen brannten in seinen Augen.

Abenberg in Mittelfranken, Juni 2002
    Hätte man Thomas Fleischmann, seines Zeichens frisch gebackener Magister in den Fächern Mittlere Geschichte, Neuere Geschichte und Deutsch, noch vor sechs Monaten gesagt, dass er nach seinem Examen die Betreuung eines heimatkundlichen Klöppelmuseums übernehmen würde – er hätte das Ganze für einen schlechten Witz gehalten. Ausgerechnet er, passionierter Biertrinker und gestandener Historiker mit einem Faible für Militaria und das Kriegshistorische Museum in Ingolstadt, ausgerechnet er sollte sich nun um solchen Weiberkram kümmern. Warum

Weitere Kostenlose Bücher