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Die Markgräfin

Die Markgräfin

Titel: Die Markgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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Lockenpracht in ziemlicher Unordnung. Ulrich Götz, ganz aufmerksamer Gastgeber, schenkte ihm derweil das perlende Moseltröpfchen nach, bevor er noch abwehren konnte. Da setzte sich Vater Götz plötzlich mit einem lauten Räuspern auf dem Sofa in Positur und hub triumphierend zu reden an.
    »Also für mich ist die Sache ganz klar!«
    Aus der Runde kamen Ausrufe des Erstaunens; Kellermann ließ ein sonores »Hört, hört!« ertönen. Vater Götz blickte Aufmerksamkeit heischend um sich, dann legte er los. Die grauen Haare, die aus seinen Ohren wuchsen, vibrierten leicht, während er sprach.
    »Der Mörder ist Markgraf Albrecht Alkibiades!
Er hatte eine Weibsperson als Geliebte, die mit ihm in den Frauengemächern der Burg lebte, wenn er im Lande war. Und diese Frau war entweder nicht standesgemäß oder aber verheiratet. Und als sie dann ein Kind von ihm bekam, musste dieses beseitigt werden, weil es ein Bastard war, und wegen der Erbfolge. Na, was sagt ihr nun?«
    Die »Forschenden Vier« sahen sich wortlos an. Schließlich erbarmte sich Kellermann.
    »Donnerwetter, Herr Götz, Sie kombinieren ja wie seinerzeit Hercule Poirot!«
    Götz strahlte.
    »Ja, eine ganz erstaunliche Theorie«, beeilte sich Haubold zuzustimmen.
    Nur Sohn Ulrich wirkte genervt.
    »Na ja, Papa, ganz interessant. So was Ähnliches haben wir uns auch schon gedacht, weißt du.« Ulrich Götz tätschelte seinem Vater die Schulter. »Bloß, was wir brauchen, sind Belege, verstehst du, wir wollen das beweisen können!«
    Vater Götz guckte seinen Sohn beleidigt an. Die Stimmung war plötzlich getrübt. Da haute Kleinert mit der Faust auf den Tisch.
    »Sagt mal, kriegt ihr jetzt eigentlich überhaupt nichts mehr mit?«
    Die anderen machten verblüffte Gesichter. »Wieso?«, fragte Kellermann.
    »Wieso! Weil ihr das Wichtigste direkt vor eurer
Nase habt! Schaut euch doch mal das Inventar genauer an!«
    Kleinert hielt das Papier vor sich und schlug schwungvoll mit dem Handrücken seiner rechten Hand dagegen. Die Knopfäuglein des Archivars funkelten.
    Alle griffen sich das Blatt und studierten es. Schließlich ging Haubold ein Licht auf.
    »Ach, du meinst … «
    Kleinert rollte die Augen.
    »Genau! Die Truhe! Da steht’s doch: ›ein kleine Truhen mit schönem Beschlag und gar zierlich Schlösslein‹! Wenn das nicht unsere Truhe ist, in der das Kind eingemauert wurde, dann fress ich einen Besen! Da habt ihr euren Beleg!«
    »Wenn das stimmt, wäre das natürlich ein Ding«, meinte Götz junior und stupste aufmunternd seinen Vater an, der immer noch schmollend neben ihm saß. »Das hieße ja praktisch – nachdem die Truhe in den Markgrafenzimmern stand –, dass Albrecht Alkibiades tatsächlich in den Tod des Kindes verwickelt war.«
    Vater Götzens Selbstbewusstsein war sofort wiederhergestellt.
    »Hab ich doch Recht gehabt! Der Albrecht war der Mörder!« Mit neu gewonnenem Elan ließ er sich eine Hand voll Erdnüsschen in den Mund rieseln und kaute begeistert mit vollen Backen.
    Götz junior hub zu einer Erwiderung an, die er sich
dann aber doch lieber verkniff. Derweil war der Kastellan zu einer weiteren Schlussfolgerung gelangt.
    »Wenn die Truhe zu Ostern 1553 noch in Albrechts Zimmern stand, dann war das Kind um diese Zeit noch am Leben, äh, beziehungsweise vielleicht noch gar nicht geboren. Der Mord muss demnach zwischen diesem Zeitpunkt und dem Niederbrennen der Plassenburg im Oktober 1554 passiert sein. Das grenzt unseren Forschungsschwerpunkt zeitlich auf anderthalb Jahre ein. Ja, es wird doch langsam!«
    Kellermann wiegelte ab.
    »Nun mal ganz vorsichtig, meine Lieben. Das alles trifft nur zu unter der Voraussetzung, dass die kleine Truhe im Inventar tatsächlich die war, in der das Kind lag. Und – bei allem Scharfsinn, den ich uns zutraue – das ist bisher nichts weiter als eine Hypothese. Wer weiß schon, wie viele solche Truhen auf der Plassenburg herumgestanden haben?«
    »Schon richtig«, meinte Kleinert, »aber die Wahrscheinlichkeit ist jedenfalls gegeben. Und in Anbetracht der Tatsache, dass wir sonst nicht viel haben, würde ich sagen, wir verfolgen diese Spur erst einmal weiter, ohne dabei andere Möglichkeiten außer Acht zu lassen. Oder?«
    Haubold schloss sich der Meinung des Archivars an.
    »Gut, sehen wir uns also bis zum nächsten Treffen verstärkt die Jahre 1553 / 54 an.«
    Götz stand auf. »Und jetzt, nachdem wir mit neuem Schwung an die Sache herangehen können, wie wär’s mit ein paar Toast Hawaii?«
    Wieder

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