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Die Markgräfin

Die Markgräfin

Titel: Die Markgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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ungetan machen und ihm entsagen. Herzliebe Brüder, geht in Euer eigen Hertz und bedenkt: Wollt ihr mich mein Lebtag in dem Gefängnis sein lassen? Tut, wie Ihr gegen Gott verantworten wollt und lasset Euch das schnöde Gut und die weltliche Ehr nicht allzu lieb sein. Jesus Maria amen.
     
    Barbara Markgräfin zu Brandenburg, vormals
Herzogin von Groß-Glogau und Crossen und auch
gewesene Königin zu Böhmen
Datum zu Plassenberg mit unser eigen Handt am Tag
vor Sonntag cantate anno 1544

Feldlager vor der Festung Landrecies,
Frankreich, Ende Juni 1544
    Die Kaiserlichen hatten ihr Hauptlager auf einem grasbewachsenen Hügel gegenüber der Festung von Landrecies aufgeschlagen. Die Entfernung betrug etwas mehr als einen Kanonenschuss – so war das Lager selbst vor Beschuss sicher, während hingegen die Festung von einem Vorposten aus gut zu treffen war. In einer unregelmäßigen Reihe waren hinter einem palisadenbewehrten Erdwall Kanonen und Feldschlangen, Kartaunen und Falkonettlein aufgestellt, daneben säuberlich angehäufte Pyramiden mit dicken Bleikugeln und rund zubehauenen Steinen verschiedener Größe. Zwei Wächter patrouillierten mit Lanze und Schwert vor den Geschützen auf und ab. Es war Essenszeit. Die Soldaten befanden sich alle im Hauptlager, wo die Feuer schon lustig brannten und ein reges Treiben herrschte. Es roch nach gebrutzeltem Speck und Zwiebeln. Vor den Zelten kochten die Weiber der Landsknechte für ihre Familien, Kinder rannten umher, und die Männer saßen beisammen und tranken humpenweise das Bier, das heute als Sonderration ausgegeben worden war. Vor den Wagen der Marketenderinnen, die bis zum Rand mit Vorräten gefüllt waren, hatten sich lange Schlangen von Soldatenfrauen gebildet, die für das Abendessen noch die eine oder andere Zutat brauchten. Gelächter
und der Klang von Trommeln und Flöten wehten vom Lager zur Festung hinüber.
     
    Das größte Zelt des Hauptlagers stand etwas abseits von den Unterkünften der einfachen Landsknechte. Es war in den Farben weiß und schwarz gehalten, und vor der aufgeschlagenen Eingangsplane war die Fahne des Markgrafen von Brandenburg-Kulmbach aufgepflanzt. Daneben stand ein gelangweilter Wachposten, der ebenfalls in den kulmbachischen Farben gekleidet war.
    Als Moritz von Sachsen schwungvoll auf den Eingang des markgräflichen Zelts zusteuerte, fuhr der Wachposten auf und salutierte erschrocken. Der junge Herzog lächelte ihm freundlich zu und trat ins Innere. Obwohl er wie Albrecht Alkibiades von protestantischer Konfession war, kämpfte er auf Seiten Karls V. und hatte sich erst gestern mit dreihundert Reisigen zu den Belagerern gesellt. Dies hatte die Moral der alkibiadischen Truppen stark verbessert, die während der letzten Monate erheblich gelitten hatte – nicht zuletzt wegen der schlechten Zahlungsmoral des Markgrafen, der oft den Sold später auszahlte als den Landsknechten vertraglich zugesichert war.
     
    Moritz von Sachsen hatte das, was man Charisma nennt. Er war das Bild eines Soldatenfürsten – schlank, groß gewachsen und muskulös. Der Ruf eines glänzenden
und durchtrainierten Kämpfers eilte ihm voraus. Für jeden seiner Soldaten fand er ein gutes Wort, und seine Truppe liebte ihn abgöttisch. Obwohl sich sein Haar an den Schläfen schon etwas lichtete und ihm in einer lässigen Locke von der Mitte aus in die Stirn fiel, war er gut aussehend zu nennen, dunkel, mit lebhaften und intelligenten eisblauen Augen und einem sauber gestutzten schwarzen Bart.
    Sein Eintreten wurde im Zelt lautstark begrüßt. In der vorderen Hälfte des Raumes stand ein grob aus Holz zugehauener Tisch auf zwei Böcken, um den sich schon einige Männer versammelt hatten und Wein aus zinnernen Bechern tranken. In der Mitte der Längsseite saß Albrecht Alkibiades, Befehlshaber der Belagererarmee, und winkte dem Herzog jovial zu. Der Markgraf war trotz bohrender Kopfschmerzen, die ihm seit Wochen schwer zu schaffen machten, guter Laune. Jetzt, nachdem die erbetene Verstärkung eingetroffen war, hoffte er auf einen baldigen Fall der Festung. Ihm gegenüber saß sein wichtigster Berater, Ritter Wilhelm von Grumbach, ein vierschrötiger, untersetzter Mittfünfziger mit einem Froschgesicht unter einem kaum zu bändigenden grauen Haarschopf. Sein Erkennungszeichen war eine große Wucherung am Hals, die aussah wie schwärzlicher Blumenkohl und mit der er seit Jahrzehnten einen vergeblichen Kampf ausfocht: Weder Besprechen noch der ständig aufgetragene Saft

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