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Die Markgräfin

Die Markgräfin

Titel: Die Markgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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sich ergehen zu lassen.
    »Wie lange wird das dauern?«
    »Vielleicht zehn bis fünfzehn Tage, je nachdem, von welcher Art die üblen Säfte sind und wie ihre Giftigkeit beschaffen ist.«
    »Fangt an!«
     
    Die Markgräfin hörte, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte, und sprang aus ihrem Lehnstuhl auf. Endlich!
    Albrecht stand in der Tür, ein dünnes Lächeln auf den Lippen. Er hatte einen dicken Leinenverband um den Hals, über den sein langer gegabelter Bart bis auf die Brust fiel. Barbara erschrak, wie weiß er im Gesicht war. Sie hatte sich so viele Begrüßungsworte zurechtgelegt, doch jetzt fiel ihr nichts mehr ein, und sie spürte einen Kloß im Hals. Sie starrte ihren Bruder an und brachte keinen Ton heraus.
    »Na, Schwester, so sprachlos vor Freude, dass du mich wiedersiehst?«
    Der Markgraf trat ins Zimmer und ließ sich auf dem nächstbesten Stuhl nieder.
    Barbara versuchte, so freundlich zu sein, wie sie konnte, aber es klang mühsam.
    »Grüß dich Gott, Albrecht. Lang ist’s her, dass wir uns das letzte Mal gesprochen haben.«
    Sie wagte nicht zu fragen, was er wollte.
    Albrecht sah sie prüfend an.
    »Hast dich gut gehalten, meine Liebe. Respekt! Wie lange bist du jetzt schon hier?« Er wartete nicht auf Antwort. »Fünfzehn Monate? Mehr? Ja, die Sturheit liegt in der Familie! Und du hast dir’s noch nicht überlegt?«
    Die Markgräfin spürte, wie ihr innerlich kalt wurde. Plötzlich war ihr klar, dass Albrecht nicht gekommen war, um sie freizulassen. Wie hatte sie nur glauben können, er würde nachgeben! Ihre Knie wurden weich, und sie setzte sich ihrem Bruder gegenüber, um diese Schwäche nicht zeigen zu müssen. Sie hielt es nicht mehr länger aus.
    »Albrecht, ich bitt dich, sag mir, warum du gekommen bist!«
    Er schmunzelte und strich sich den Bart über der Brust glatt.
    »Oh, ich bringe dir Grüße von unserer Schwester Kunigunde, die ich auf dem Weg hierher besucht habe. Wie du vielleicht noch nicht weißt, haben wir sie endlich unter die Haube gebracht: Sie hat den Pfalzgrafen bei Rhein geheiratet. Hat uns ein schönes Stück Mitgift gekostet – du siehst, Georg und ich sind
nicht kleinlich! Gunda hat sich gefreut wie ein kleines Kind und ist vor lauter Zufriedenheit schier noch dicker geworden. Man weiß inzwischen nicht mehr, wo die Brust aufhört und der Kopf anfängt, so fett ist ihr Hals unterm Doppelkinn! Na, dem Pfalzgrafen gefällt’s!«
    Barbara bemühte sich, ruhig zu bleiben, aber ihre Stimme zitterte.
    »Und was ist mit mir, Albrecht? Wie lang wollt ihr mich noch hier einsperren?«
    »Bis du vernünftig wirst, Schwester. Oder was hast du geglaubt? Meinst du, Georg und ich geben nach, bloß weil dein Eigensinn jedes Maß übersteigt?«
    Albrechts Augen wurden schmal, und plötzlich sah er aus wie eine lauernde Raubkatze. »Du hast jetzt lang genug Gelegenheit gehabt, über deinen Trotz nachzudenken. Gib’s auf und sag deine Verlobung ab – du wirst sehen, dass wir auch für dich eine gute Heirat arrangieren können wie für die Gunda. Wir sind ja keine Unmenschen!«
    Barbara fuhr hoch. »Nein? Was seid ihr dann? Liebende Brüder, die ihre Schwester von einem heiligen Versprechen abbringen wollen, auf dass sie ihre ewige Seligkeit einbüße? Ich hab’s vor Gott geschworen, dass ich ihn nehm, Albrecht! Und ein Schwur ist das Heiligste, was es gibt, das weißt du so gut wie ich! Wer ihn bricht, auf den warten Hölle, Fegfeuer und Verdammnis. Ich kann dir alles geben, Bruder, nur nicht
mein Seelenheil. Und Gottes Zorn fürcht ich mehr als deinen!«
    Albrecht stand auf. »Nun gut, das wäre geklärt, Schwester. Ich hab’s nicht anders erwartet. Übrigens hast du einen hartnäckigen Fürsprecher, meine Liebe!«
    Sie sah überrascht auf. »Wen?« Ihre grauen Augen blitzten.
    »Den alten Sebald von Heilsbronn, den alten Holzkopf! Der Abt hört nicht auf, mir und Georg mit Briefen die Geduld zu rauben. Jetzt spuckt er schon seit Monaten Blut, aber der alte Narr will und will nicht sterben. Vorher, hat er jedenfalls gedroht, will er sich in deiner Sache an das kaiserliche Appellationsgericht wenden.«
    Der Markgräfin wurde vor Aufregung ganz heiß. »Gott sei’s gedankt, ich hab noch Freunde. Vielleicht kann sich doch noch alles zum Guten wenden. Albrecht, ich bitt dich, lass dich erweichen. Schau, ich hab doch schon genug gelitten, fast wär ich zugrunde gegangen, der Guttenberg hat’s dir bestimmt geschrieben.«
    Albrecht spuckte auf den Boden. Mit einer schnellen

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