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Die Markgräfin

Die Markgräfin

Titel: Die Markgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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Bewegung packte er Barbaras Arm und zog sie zu sich. Ganz nah kam er mit seinem Gesicht an ihres.
    »Und du wirst hier zugrunde gehen, Barbara, das versprech ich dir. Du kommst hier nie mehr heraus, wenn du nicht tust, was ich will. Vergiss den Abt,
und vergiss deine Verlobung. Dein Seelenheil scheißt mich einen Dreck, verstehst du? Von mir aus kannst du auf der Plassenburg vermodern, dann hätt ich eine Sorge weniger.« Er ließ sie abrupt wieder los. »Also überleg’s dir, und zwar schnell.«
    Die Markgräfin konnte nicht verhindern, dass ihr die Tränen in die Augen stiegen; sie blinzelte. Albrecht hatte Recht. Wenn sie jemals aus diesem Gefängnis heraus wollte, musste sie nachgeben. Und sie wollte heraus. Sie würde es so nicht mehr lange aushalten können. Sie musste sich zwischen ihrem Gewissen und ihrem neu erwachten Wunsch, endlich wieder zu leben, entscheiden. Entschlossen wischte sie sich mit dem Handrücken über die Augen. Sie fühlte sich unendlich müde.
    »Wenn ich dir deinen Willen tun soll und dem von Heideck absagen, dann möcht ich von dir zuvor mein schlesisches Wittum zurück, die fünfzigtausend Gulden, damit ich mir einen eigenen Haushalt einrichten kann. Dann fall ich keinem von Euch mehr zur Last. Das ist nicht zu viel verlangt dafür, dass ich mein Seelenheil aufs Spiel setze.«
    »Meiner Treu, Schwester, du kannst verhandeln! Dein Angebot wär schon recht, nur – ich hab nichts mehr, was ich dir zurückgeben könnte. Du kannst dich selber überzeugen, wenn du willst: Drunten im Plassenburger Gewölb steht meine Kriegskasse, da sind keine fünf Säcke Silber mehr drinnen. Ich bin auf den
Hund gekommen, und das ist die Wahrheit! Das, was ich hab, reicht gerade noch, um tausend Söldner anzuwerben für das nächste kaiserliche Scharmützel.«
    »Dann muss halt der Georg … «
    Albrecht kicherte. »Dem Georg geht’s nicht besser, der hat auch keinen Pfifferling übrig. Er hat schon die Kirchenkleinodien einziehen lassen, um seine üppige Hofhaltung zu finanzieren. Und jetzt will er sogar heiraten – die kleine Emilia von Sachsen, so heißt es, bekommt eine achtbare Mitgift! Ja, Schwester, wir haben ein Fürstentum geerbt, das unser Vater schon ruiniert und mit Schulden überzogen hat, und jetzt müssen wir die Zeche zahlen. Da bleibt für dich nichts übrig, du wirst sehen müssen, wo du bleibst. Und damit mir nicht früher oder später doch noch von irgendwoher Schwierigkeiten entstehen, möcht ich, dass du derweil das hier unterschreibst.«
    Er zog eine Rolle aus dem Wams und breitete sie auf dem Tisch aus, auf dem, immer bereit, das Schreibzeug stand. Barbara las.
    »Ich, Barbara, Markgräfin zu Brandenburg-Ansbach, verwittwete Herzogin von Groß-Glogau und Crossen, ehemals Königin von Boehmen, versicher und gelob, dass ich mein verschrieben Glogauisches Wittum von fünfzigtausend Gulden oder entsprechende Nutzniessungen aus schlesischen Gütern aus freien Stücken und ohngefährdet meinem geliebten Bruder Albrecht,
genannt Alcibiades, Markgraf von Brandenburg-Culmbach, überantwortet hab, damit zu thun, was ihm beliebt. Item darnach hab ich mein Haushaltung zu Plassenberg eingericht, wie es sich für eine MarkgräfinWittwe geziemet, mit Dienerschaft, Gefolge und allem, was zur Bequemlichkeit meines Leibes nötig. Fürwahr, ich bekenn’s und schwör’s, dass dies mein freier Wille war, so Gott und die Heiligen bezeugen mögen.
    Plassenberg, am Tag nach Misericordia Domini anno 1545 … «
    Der Platz für die Unterschrift war noch frei.
    Barbara bekam für einen Augenblick keine Luft mehr. Dann holte sie tief Atem. Mit einer kurzen Bewegung fegte die Markgräfin das Pergament vom Tisch. Das Tintenglas fiel um, und eine hässliche schwarze Lache sickerte langsam über die hölzerne Tischplatte.
    »Du verhöhnst mich! Du spottest sogar Gottes und der Heiligen! Vor nichts hast du Achtung! Was bist du nur für ein Mensch? Böse bist du und gemein, wie der Teufel selbst! Du verlangst zu viel, Albrecht, du treibst es zu weit.«
    Sie begann, in weiser Voraussicht vor ihrem Bruder zurückzuweichen, als fürchtete sie, er würde gleich zuschlagen, so wie schon einmal. Albrecht war mit zwei, drei schnellen Schritten bei ihr. Barbara hob die Arme schützend vors Gesicht. Doch er packte sie nur
schmerzhaft am Arm, zerrte sie zum Tisch zurück und drückte sie auf den Stuhl nieder.
    »Du unterschreibst jetzt«, zischte er. Kleine Speicheltröpfchen sprühten von seinem Mund auf Barbaras

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