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Die Markgräfin

Die Markgräfin

Titel: Die Markgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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die Hofmeisterin dargestellt hatte, nicht ganz richtig im Kopf war. Ihr war überhaupt nicht mehr wohl bei der Sache, und sie suchte vergeblich, einen Blick von Susanna Zehrer zu erhaschen, die neben ihr stand. Auch Susanna war unbehaglich zumute. Warum hatte man ihnen nicht früher von der offenbar misslichen Lage der Markgräfin erzählt? Hätte sie eher gewusst, auf was sie sich da einließ, sie wäre bestimmt nicht mit aufs Schloss gegangen. Zofe für eine eingesperrte Markgräfin! Was sollte das bloß werden!?
    Schließlich schob der Wächter die beiden in die Vogtei hinein, und bevor sich die Mädchen umwenden konnten, war die Tür hinter ihnen zugefallen und der Schlüssel drehte sich wieder im Schloss.
    Die Mädchen sahen sich im Zimmer um, entdeckten die Gitter vor den Fenstern und die eiserne Tür vor dem Abtrittserker. Alles war kostbar eingerichtet; an den Wänden hingen Teppiche und Vorhänge, der Boden war mit Stroh frisch geschüttet. Nichts regte sich.
    Es war Susanna, die die Markgräfin als Erste entdeckte, als sie in einen der beiden Nebenräume hineinschaute. Barbara saß zusammengesunken, Schulter und Kopf gegen die Mauer gelehnt, auf einem Hocker neben dem Bett. Das Klöppelkissen hielt sie an die Brust gepresst, während ihre Finger gedankenlos mit den Fäden spielten. Sie starrte auf einen Fleck vor sich auf den Boden und schien gar nicht zu bemerken, was um sie herum vorging. Auch Katharina war jetzt in den Mauerbogen zum Schlafzimmer getreten. Susanna stieß sie vorsichtig mit dem Arm an und bedeutete ihr, still zu sein. Beide betrachteten die kauernde Gestalt im grünen Kleid ratlos.
    »Was sollen wir denn jetzt machen?«, flüsterte Katharina.
    Barbara hob den Kopf. Sie hatte die Hofmeisterin erwartet, stattdessen sah sie zwei halbwüchsige Mädchen, die sie ängstlich anstarrten. Ungläubig runzelte sie die Stirn.
    »Wer seid ihr, und wie kommt ihr hier herein?«
    Schließlich fasste sich die kleine Katharina ein Herz und ging einen Schritt auf die grün gekleidete Gestalt in der Ecke zu.
    »Herrin, erlaubt, seid Ihr die Markgräfin Barbara, die uns als Dienerinnen angenommen hat?«
    Barbara begann aus ihrer Erstarrung zu erwachen und schüttelte erstaunt den Kopf.
    »Ist das ein Scherz? Wer schickt euch?«
    Auch Susanna kam nun näher und knickste unbeholfen.
    »Ich bin Susanna Zehrer, zu Gefallen, und die da ist Kätha Fursfeh. Die Hauptmännin hat uns aus der Stadt geholt, um Euch als Zofen aufzuwarten, Herrin.«
    »Ihr sollt mir aufwarten? Nach all der Zeit allein? Man hat mir nichts gesagt!«
    »Mit Verlaub, Herrin, die Hofmeisterin hat uns hergebracht und der Türwächter hat uns eingelassen.« Susanna stockte. »Und, ich wollte sagen, es ist uns eine große Ehre, Euch zu dienen.«
    Barbara stand auf. Sie sah die beiden Mädchen, die recht unbehaglich in ihren neuen Hofgewändern dastanden, forschend an.
    »Ihr wisst, warum ich hier bin?«
    »Ihr habt den König von Böhmen davongejagt und wollt statt seiner einen anderen heiraten, mit Verlaub!«, platzte Katharina heraus.
    Susanna bedeutete der Freundin hastig, still zu sein. Barbara wehrte ab.
    »Das ist schon richtig. Ich will’s euch erzählen: Mein Bruder, der Markgraf Albrecht, Gott straf ihn, hat mich auf die Plassenburg bringen lassen, weil ich gegen meine Familie gehandelt habe. Ich habe heimlich die Scheidung meiner Ehe betrieben, die niemals wirklich eine Ehe war. Und ich habe mich unter meinem Stand einem anderen Mann versprochen, dem
mich meine Brüder aus Missgunst und falsch verstandener Familienehre nicht geben wollen. Jetzt sperren sie mich ein, bis ich nachgebe und das Verlöbnis löse. Aber das kann ich nicht!«
    Die beiden Mädchen sahen sich an. Die impulsive Katharina begriff mit einem Mal die ganze Tragweite der Situation. Man hatte sie als Zofen eingestellt, um gleichsam wie Gefangene einer Gefangenen zu dienen. Sie begann zu schluchzen.
    »Ich will wieder heim. Hier bleib ich nicht. Ich will nicht eingesperrt sein.«
    Barbara stand hilflos vor dem heulenden Kind. Sie konnte nicht verhindern, dass auch ihr die Tränen die Augen traten.
    Susanna schaute von einer zur anderen und traf eine Entscheidung. Sie packte Katharina an den Schultern und schüttelte sie kräftig.
    »Was greinst du, dumme Gans? Merkst du nicht, dass es ihr noch viel schlechter geht als uns? Schau doch, wie allein sie ist!«
    Katharina schniefte und sah ihre neue Herrin von der Seite an.
    »Und was willst du überhaupt sagen, wenn du

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