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Die Markgräfin

Die Markgräfin

Titel: Die Markgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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wieder heimkommst, wo es sich inzwischen in ganz Kulmbach herumgesprochen hat, dass wir in den Hofdienst gehen. Was glaubst du, wie sich alle die Mäuler zerreißen, wenn du kleinlaut wieder geschlichen kommst?«
    Kätha überlegte. Sie putzte sich die Nase ausgiebig mit dem Saum ihres neuen Dienstkleides und beschloss, sich zusammenzureißen.
    Müde winkte Barbara ab.
    »Ihr müsst nicht hier bleiben. Ich werde die Hofmeisterin rufen lassen und ihr sagen, dass ich eure Dienste nicht will.«
    Das Angebot fiel ihr schwerer, als sie gedacht hatte. Die kurze Aussicht darauf, nicht mehr allein zu sein, hatte ein trügerisches Glücksgefühl in Barbara geweckt.
    »Nein, Herrin.« Susanna stieß Katharina auffordernd in die Seite. »Wir bleiben hier. Es wäre nicht recht von uns, Euch wieder allein zu lassen. Wir sind zwar nur einfache Bürgerstöchter, aber dass Ihr jemanden braucht, das können wir schon sehen. Sag du auch was, Kätha!« Noch ein Stoß in die Seite.
    »Ich bleib auch da.« Die kleine Fursfeh wirkte plötzlich entschlossen. »Jetzt sind wir drei, das ist nicht mehr so schlimm. Und Eure Brüder sind gemein. Jeder weiß, dass ein Verlöbnis nicht aufgelöst werden darf, es ist ein Eheversprechen vor Gott und den Heiligen. Es ist falsch, Euch zu zwingen, ein gegebenes Wort zurückzunehmen.«
    Susanna nickte beipflichtend.
    »Eure Brüder können Euch schließlich nicht ewig einsperren. Und wenn wir zusammenhalten, dann kommt es uns vielleicht nicht mehr so schlimm vor,
dass man uns hier nicht herauslässt. Außerdem glaub ich sowieso nicht, dass man uns erlauben würde, wieder nach Kulmbach zurückzugehen.«
    Barbara wusste nicht, was sie sagen sollte. Die Bereitschaft dieser beiden Mädchen, die sie nicht einmal kannten, ihr Schicksal zu teilen, erschien ihr wie ein Geschenk des Himmels. Ab jetzt würde sie nicht mehr verlassen sein. Vielleicht hatte sie nun doch noch Kraft genug, alles durchzustehen.
    »Das vergess ich euch nicht. Und ich hoffe, dass ich’s euch einmal vergelten kann.«
    Sie räusperte sich und lächelte die Mädchen an.
     
    Susanna Zehrer übte sich sofort in ihrer neu erworbenen Aufgabe als herrschaftliche Zofe. Sie ging zur Tür und klopfte energisch gegen das Fensterchen, bis es von außen geöffnet wurde.
    »Wein für meine Herrin, Wächter, und zwar schnell, sie ist durstig! Und Brot und Käs!«
    Der Kommandoton gelang ihr schon recht gut, und tatsächlich machte sich der draußen wartende Landsknecht auf den Weg, um das Gewünschte zu holen.
    Bald darauf wurde die Türe aufgesperrt, und einige Hofknechte trugen zwei Spannbetten in die Vogtei, die sie umständlich im Schlafzimmer neben dem herrschaftlichen Bett der Markgräfin aufbauten. Ihnen folgte die Wäschefrau mit zwei Mägden, die die Betten mit Kissen, Deckbetten, Pfulmen und Leintüchern
ausstatteten. Der Silberknecht brachte eine Röhrenlampe und einen Nachttopf, und schließlich erschien ein Kellerdiener mit einem Ratzen Wein, zwei Herrenbroten und einer Schüssel Quark. Barbara begann, hungrig zu essen.
    Leben zog in die Vogtei ein.

Kulmbach, August 2002
    Von der Landstraße aus Bayreuth bog ein ausrangierter Bundeswehr-Jeep Richtung Kulmbacher Altstadt ein. Am Steuer der scheppernden tarnfarbenen Rostbeule saß ein fröhlich pfeifender Thomas Fleischmann, neben sich auf dem Beifahrersitz eine ob der Sommerhitze etwas schlapp aussehende Topfpflanze. Das Radio dröhnte »Knockin’ on heaven’s door«, und Fleischmann sang lauthals und ziemlich falsch mit. Er navigierte geschickt durch die Innenstadt, die an diesem Sonntagnachmittag glücklicherweise ziemlich ausgestorben war, und fand sogar einen Parkplatz im Schatten.
    Fleischmann griff sich die kümmerliche rosa Begonie mitsamt der gekräuselten Papiermanschette und stieg aus. Er lief zwanzig Meter den Gehweg entlang bis zu einem verblichen grün gestrichenen Fachwerkhaus mit der Hausnummer 15 . Das Messingschild
an der Haustür war auf Hochglanz poliert und hatte nur zwei Klingelknöpfe. Neben dem oberen war der Name »H. Zehrer« in schnörkeliger Kursivschrift eingraviert. Fleischmann schellte.
    Im ersten Stock empfing ihn eine schlanke ältere Dame mit weißgrauem Bubikopf, grauer Hose und heller Sommerbluse.
    »Sie sind der Herr Fleischmann, gell? Nur herein, junger Mann!«
    »Grüß Gott, Frau Zehrer. Freut mich, dass Sie heute Zeit für mich haben.«
    Fleischmann übergab sein Blumengeschenk, streifte sich demonstrativ wohlerzogen die Füße ab und trat in

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