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Die Mars-Chroniken

Die Mars-Chroniken

Titel: Die Mars-Chroniken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ray Bradbury
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Gleichberechtigung. Was wollen sie denn noch! Sie verdienen fast so gut wie die Weißen – und trotzdem ziehen sie ab.«
    Am Ende der leeren Straße kam ein Fahrrad in Sicht.
    »Da soll mich doch der Teufel… Teece, da kommt dein Silly.«







Das Fahrrad kam vor der Veranda zum Stehen. Ein siebzehnjähriger Negerjunge saß im Sattel, ein Junge, der fast nur aus Armen und langen Beinen und einem runden Melonenkopf zu bestehen schien. Er sah zu Samuel Teece auf und lächelte.
    »Dich hat also dein schlechtes Gewissen zurückgetrieben.«
    »Nein Sir, ich wollte Ihnen nur das Fahrrad zurückbringen.«
    »Was ist los, hat man dich nicht in die Rakete gelassen?«
    »Nein, Sir, das ist es nicht.«
    »Lassen wir das Thema! Steig ab – ich laß mir nicht mein Eigentum klauen!« Er versetzte dem Jungen einen Stoß. Das Fahrrad stürzte um. »Geh rein und putz das Messing.«
    »Bitte?« Der Junge riß die Augen auf.
    »Du hast richtig gehört. Da ist auch eine Waffensendung gekommen, die ausgepackt werden muß, und eine Kiste Nägel von Natchez…«
    »Mr. Teece.«
    »Und eine Kiste mit Hämmern ist kaputt…«
    »Mr. Teece, Sir!«
    »Bist du immer noch da?« Teece starrte den Jungen wütend an.
    »Mr. Teece, hätten Sie was dagegen, wenn ich mir den Tag frei nehme?« fragte er entschuldigend.
    »Und morgen und übermorgen und überübermorgen auch«, sagte Teece.
    »Ich fürchte ja, Sir.«
    »Du hast auch wirklich Grund zum Fürchten, Junge. Komm her!« Er führte den Jungen auf die Veranda und nahm ein Stück Papier aus seinem Schreibtisch. »Kennst du das?«
    »Sir?«
    »Das ist dein Arbeitspapier! Unterschrieben hast du es, hier ist dein Kreuz, nicht wahr? Los, antworte!«
    »Das hab ich nicht unterschrieben, Mr. Teece.« Der Junge zitterte. »So ein Kreuz kann jeder machen.«
    »Hör mir gut zu, Silly. – Vertrag: ›Ich werde vom 15. Juli 2001 an zwei Jahre für Mr. Teece arbeiten, und wenn ich aufhören will, kündige ich einen Monat vorher und arbeite so lange weiter, bis ein Nachfolger gefunden ist.‹ Da.« Teece schlug mit der Hand auf das Papier; seine Augen blitzten. »Wenn du Schwierigkeiten machst, gehen wir vor Gericht.«
    »Das kann ich nicht«, jammerte der Junge, und Tränen liefen ihm übers Gesicht. »Wenn ich heute nicht mitfliege, komme ich überhaupt nicht weg.«
    »Ich weiß, wie dir zumute ist, Silly; ja, ich fühle mit dir. Aber wir werden dich gut behandeln und dir ordentlich zu essen geben, Junge. Und jetzt geh rein und fang mit der Arbeit an und vergiß den ganzen Unsinn! So ist’s recht.« Teece grinste und klopfte dem Jungen auf die Schulter.
    Der Junge wandte sich um und sah die alten Männer auf der Veranda an. Er konnte kaum noch etwas erkennen vor Tränen. »Vielleicht… vielleicht könnte einer der Herren…« Die Männer sahen den Jungen an, dann Mr. Teece, und schließlich starrten sie hoch in die heißen staubigen Schatten über der Veranda.
    »Du meinst, ein weißer Mann soll deine Stelle übernehmen, Junge?« fragte Teece eisig.
    Großvater Quartermain nahm seine roten Hände von den Knien. Nachdenklich schaute er zum Horizont und fragte: »Wie wär’s mit mir, Teece?«
    »Was?«
    »Ich übernehme Sillys Arbeit.«
    Auf der Veranda herrschte Schweigen.
    Teece hielt sich ganz still. »Großvater«, sagte er warnend.
    »Laß den Jungen gehen. Ich mache dein Messing sauber.«
    »Würden Sie das tun, würden Sie das wirklich tun?« Silly rannte zu Großvater, tränenüberströmt, und er lachte ungläubig.
    »‘türlich.«
    »Großvater«, sagte Teece, »halt dich da raus, verdammt noch mal.«
    »Gib dem Kleinen eine Chance, Teece.«
    Teece trat vor und packte den Jungen am Arm. »Er gehört mir. Ich schließe ihn bis heute abend hinten im Haus ein.«
    »Nicht, Mr. Teece!«
    Der Junge begann zu schluchzen. Sein Weinen erfüllte die Veranda. Er hatte die Augen zugekniffen. Am Ende der Straße erschien ein alter keuchender Ford und kam näher. Er brachte eine letzte Ladung Farbiger. »Da kommt meine Familie, Mr. Teece, o bitte, bitte, o Gott, ich bitte Sie!«
    »Teece«, sagte einer der anderen Männer auf der Veranda und stand auf. »Laß ihn gehen.«
    Ein zweiter stand auf. »Das meine ich auch.«
    »Und ich auch«, sagte ein dritter.
    »Was soll’s denn?« Sie sprachen jetzt alle. »Laß ihn in Ruhe, Teece.«
    »Laß ihn gehen.«
    Teece tastete nach der Pistole in seiner Tasche. Als er die Gesichter der Männer sah, zog er die Hand wieder aus der Tasche und ließ die Pistole, wo

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