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Die Marseille-Connection

Die Marseille-Connection

Titel: Die Marseille-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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auf die Straße. Und unten sammelte eine klapperdürre Transe alles ein und steckte es in ihre Tasche. Ganz unglaublich.«
    »Schaut mal.« Tarpin deutete auf ein Taxi, das anhielt und einen Mann aussteigen ließ.
    »Latino, rund dreißig, gerade gelandet, leichtes Gepäck …«, zählte Delpech sarkastisch auf. »Kommt der euch nicht ein bisschen verdächtig vor?«
    »Dieser Dildo hat Beine und spricht Spanisch«, ergänzte Tarpin.
    »Vielleicht hat er ja ein Visum als Student?«, überlegte Brainard.
    Auch die Frau in dem Peugeot hatte die Szene beobachtet. Sie nahm ein Walkie-Talkie vom Beifahrersitz. »Jetzt!«, kommandierte sie, und die Männer sprangen aus dem Minivan.
    Der Portier des Unterschlupfs hatte keine Fragen gestellt, sondern ihm wortlos den Schlüssel von Zimmer 74 ausgehändigt. Garrincha war geradewegs auf die Toilette gerannt, wo ein Klistier griffbereit auf dem Bord unterm Spiegel wartete.
    Er riss sich die Hosen hinunter und schob sich den Schlauch in den Anus. Genau in diesem Augenblick wurde die Tür von drei Bewaffneten eingetreten, die jetzt vor ihm standen, zwei Pistolen und eine Pumpgun auf ihn gerichtet.
    Er stand da, die Hosen auf den Füßen, die Hände in der Luft. Einer von den dreien wedelte mit Handschellen.
    Garrincha seufzte. »Jeder Zehnte, der hier ankommt, wird an die Bullen verkauft, damit die ihre Fressen in der Zeitung bewundern können … Es trifft immer den Döfsten … Soy el pendejo de esta fiesta …«
    Dann ließ er sich auf die Klobrille fallen. Er konnte nicht mehr. Die drei Polizisten ließen ihn sich in Ruhe entleeren, aber er musste das Koks auffangen und die Kautschukpäckchen sorgfältig waschen. Dann zerrten sie ihn in Handschellen und mit einer Kapuze überm Kopf zum Minivan, wo er sich auf den Boden legen musste, als Fußabtreter für ihre Kampfstiefel. Garrincha dachte, die Polizisten seien doch überall auf der Welt gleich.
    Als sie ihm bald darauf die Kapuze abnahmen, saß er nackt, mit gefesselten Händen und Füßen auf einem Stuhl, der am Boden festgeschraubt war, an einem Ort, der durchaus keine Polizeiwache war, eher eine verlassene Fabrik. In der Luft hing starker Fischgeruch.
    Ihm gegenüber saß eine mittelalte Dame und blätterte rauchend in seinem Pass. Hinter ihr die drei Typen, die ihn getatzt hatten. Sie drückte die Kippe mit dem Absatz aus.
    »Verstehst du Französisch?«, fragte sie auf Spanisch.
    »Nein.«
    »Dann kannst du von Glück sagen, dass meine Kollegen hier deine Sprache sprechen«, erklärte sie. »Wir sind ausschließlich für spanischsprachige Idioten zuständig.«
    »Warum habt ihr mich hergebracht?«
    »Weil hier früher die Sardinen filetiert wurden.«
    »Ich bin aber keine Sardine.«
    »Nein?«
    »Nein!«
    Die Frau drehte sich um und nickte Brainard zu, der zu Garrincha trat und ihm einen Taser an die Hoden hielt. Esteban schrie auf. Der Stromstoß durchzuckte ihn vom Kopf bis zu den Füßen.
    »Bist du eine Sardine?«, fragte die Dame.
    »Ja!«, antwortete Esteban eilig.
    »Was weißt du über Marseille?«
    Mit einem Seitenblick auf den Mann mit der Elektropistole schüttelte Garrincha den Kopf. »Nada.«
    Die Frau zündete sich eine neue Zigarette an und ging nervös auf und ab. »Ich kann einfach nicht begreifen, dass ihr hier ankommt, ohne das kleinste bisschen von dieser Stadt zu wissen, denn wenn ihr auch nur einen Funken Ahnung hättet, kämet ihr im Leben nicht auf die Idee, hier mit einem Darm voll Koks aufzukreuzen.«
    Wieder ein Zeichen, wieder ein Stromstoß, ein erneuter gellender Schmerzensschrei.
    »Der Vieux-Port, die Canebière, Notre-Dame de la Garde, Place de Lenche, die Calanques, Château Borély … Ihr seid so beschränkt, euch kommt nicht mal in den Sinn, in irgendeiner Suchmaschine nach Marseille zu schauen … Brainard!«
    »Bitte nicht, es reicht!«, flehte Garrincha.
    »Nein, du musst bestraft werden. Wir sind in Marseille zu Hause, du hast uns beleidigt.«
    Der Bulle verpasste ihm noch eine Dosis Ampere, und die Frau nahm zufrieden Platz. »Wir können mit dir machen, was wir wollen, und dich dann ins Meer werfen, einen Stein am Hals, ohne dass ein Hahn danach kräht. Ist dir das klar?«
    »Ja.«
    »Und weißt du auch, dass deine Eier irgendwann platzen,wenn wir sie lange genug mit dem Taser braten? Pissen ist dann das Lustigste, was du noch machen kannst. Glaub mir’s, es steht in der Gebrauchsanweisung.«
    »Ich glaub’s ja!«, schrie Esteban, der jetzt überzeugt war, in den Klauen einer

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