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Die Marseille-Connection

Die Marseille-Connection

Titel: Die Marseille-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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ein Auto?«
    Der Concierge schüttelte den Kopf. »Taxi«, verriet er noch, dann machte er die Tür zu.
    Sie fuhren ins Hotel zurück, um die beiden anderen einzusammeln, dann gingen sie in eine Bar frühstücken, umgeben von Arbeitern und Maurern.
    »Er heißt Sunil Banerjee.« Delpech schob der Kommissarin eine Kopie des Reisepasses hin, die sie betrachtete, ein Croissant kauend. »Ich habe in der Zentrale eine Anfrage gemacht, keine Vorstrafen, aber Millionen. Seiner Familie gehört eine Restaurantkette in Europa, ihm selbst eine Werft in Indien. Kurz, blütenreine Weste.«
    B.B. knallte die Kaffeetasse auf den Tisch. »Einer, der ganz sauber ist, geht nicht mit der Bremond-Clique zu den Huren. Ich stelle mich wieder vor das Haus des Russen, ihr geht ins Präsidium und seht zu, was ihr über ihn herauskriegt. Danach geht ihr ins Dreizehnte und lasst euch von unseren Informanten erzählen, was der gute Juan Santucho so treibt.«
    Sie zahlte und ging. Es war gute Sitte unter den Chefs alter Schule, dass sie für ihre Leute zahlten, auch wenn sie schlecht gelaunt waren.
    Es war ein kalter, aber nicht feuchter Morgen. Zigarette und Johnny Hallyday, den Blick auf den Hauseingang gerichtet.Kommissarin Bourdet war in Gedanken versunken. Sie hätte hier gar nicht stehen dürfen. Die Bedingung, unter der sie ihren Dienst wieder hatte antreten können, war unmissverständlich gewesen: Nie wieder Ermittlungen gegen den ehrenwerten Herrn Abgeordneten Bremond und seine Freunde. Nie wieder. Sie hatte das dankbar akzeptiert, denn ihr Dienstabzeichen war alles, was sie im Leben hatte. Sie war allein und würde allein bleiben bis zu dem Tag, an dem sie aus ihrer Wohnung aus- und ins Altenheim der Polizei einziehen würde. Es sei denn, sie jagte sich doch noch eine Kugel in den Kopf. Manchmal zog sie das in Erwägung. Das Alleinsein war grausam. Sie war versucht, nach dem Zündschlüssel zu greifen und den Motor zu starten, aber sie unterdrückte den Impuls. Sie würde es sich nie verzeihen, wenn sie eine Möglichkeit ungenutzt ließe, die Clique dranzukriegen. Das war sie ihrer Stadt schuldig, die es nicht verdiente, im Stich gelassen zu werden. Ihr Mobiltelefon klingelte. Brainard. »Der Russe ist ebenfalls sauber. Die Firma verlegt unterseeische Kabel. Bei den Papieren ist ein Empfehlungsschreiben seiner Botschaft, das ihn als Unternehmer ausweist.«
    B.B. grübelte über diese Information nach. Vielleicht hatten die Schurken beschlossen, die Griffel von öffentlichen Geldern zu lassen und lieber zwei ausländische Gimpel in eine Falle zu locken. Möglich war das schon, es wäre ganz ihr Stil. So würde man ihnen politisch wie persönlich weniger nachweisen können. Ein Taxi hielt vor dem Haus des Russen, der kurz darauf herauskam. Sie folgte ihm bis zu einem weiteren herrschaftlichen Mietshaus im Stadtzentrum.
    Die dortige Concierge war eine große Klatschtante und berichtete bereitwillig, dass neben dem Eigentümer vier Russen für die Dromos arbeiteten, zwei Männer und zwei Frauen.
    »Kein einziger Franzose, finden Sie das vielleicht richtig?«, fragte sie empört.
    »Da müsste die Regierung wirklich etwas unternehmen«, entgegnete die Bourdet ungerührt. »Bei der nächsten Wahl kriegen sie die Quittung … Ist Ihnen irgendwas Ungewöhnliches am Verhalten der Russen aufgefallen?«
    »Nein. Sie kommen und gehen öfter und essen immer im Bistrot an der Ecke. Eine von den Kellnerinnen sagt, sie haben einen Tisch fest reserviert. Die Firma zahlt.«
    Die Kommissarin saß bereits an ihrem Tisch, als Ulita und Kalissa das Bistro betraten. Sie hatte dem Wirt nur diskret ihre Marke zeigen müssen, schon hatte sie freie Platzwahl. Sie war von Ulitas aggressiver Schönheit sehr beeindruckt.
    Du bist mal ein Leckerbissen, dachte sie. »Schade, dass du ein anständiges Leben führst, sonst würde ich mein Gehalt mit dir durchbringen.«
    Kurz darauf kam Peskow, setzte sich aber nicht zu seinen Angestellten, sondern aß am Tresen, in eine Wirtschaftszeitung vertieft. Es schien B.B., als hätte die Frau neben dem Leckerbissen ihn mit einem eher unfreundlichen Blick bedacht und er hätte daraufhin weggeschaut. Sie verstand zwar kein Wort, aber es war nur zu deutlich, dass Leckerbissen das Sagen hatte, und ihre weibliche Intuition sagte ihr mehr noch als der Bulleninstinkt, dass die beiden Frauen trotz ihrer Kleidung nicht das waren, was sie zu sein vorgaben.
    Sie hatte ihr Leben lang Menschen daraufhin beobachtet, was bei ihnen nicht

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