Die Marseille-Connection
»Die potentiellen Kunden haben akzeptiert«, berichtete er zufrieden. »In einem Monat erwarten sie die erste Lieferung. Wir werden zwei Spender brauchen.«
»Ich melde das gleich heute bei Surendra in Alang«, sagte Banerjee.
Giuseppe bat um Infos zum Stand der Dinge. Als der Russe ihm detailliert die Leute schilderte, mit denen sie sich zusammengetan hatten, konnte er seine Verblüffung nicht verbergen. »Aber wenn doch Aleksandr den FSB hintergehen und abtauchen will, wo bleiben dann die in die Immobilien investierten Mittel?«
»Wir dürften sie hinterher abziehen können, es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass zumindest ein Teil verloren geht«, gab der Inder zu. »Hängt alles davon ab, wie viel Unruhe es gibt.«
»Tatsächlich müssen wir möglichst viel in den anderen Sektoren unterbringen«, warf Aleksandr ein, »und bei Matheron eine gewisse Zurückhaltung walten lassen.«
Sunil tat sich Rohrzucker in den Tee. »Wir können uns über unsere Kontaktmänner hier vor Ort nicht beklagen. Sie haben uns mit einer ganzen Reihe Kunden zusammengebracht. Noch ein paar Tage, und das Geld fängt an zu fließen.«
Cruciani wollte noch Einzelheiten des Organhandels besprechen und dann sofort nach Italien zurückkehren.
»Wo denkst du hin!«, rief Sunil lautstark aus. »Du kannst doch nicht aus Marseille wegfahren, ohne Xixi deine Aufwartung gemacht zu haben! Der besten Bordellwirtin Frankreichs!«
»Mann, Sunil, was erschreckst du mich!«, platzte Giuseppe heraus. »Das ganze Geschrei nur, um zu den Huren zu gehen.«
Der Inder drückte ihm den Zeigefinger auf die Brust. »Entschuldige die Offenheit, aber es ist unabdingbar, dass du einen erstklassigen Service kennenlernst, damit du deine Freunde nicht mehr zu solchen unfähigen Weibern schleppst wie neulich in Mailand. Du hattest noch Glück mit deinem Kopfweh«, sagte er zu Peskow. »Ich hab ein paar Stunden mit einer zubringen müssen, die immer wieder erzählt hat, dass sie es nur wegen des Geldes tut. Am Ende musste ich mir sogar noch etwas über ihren arbeitslosen Gatten anhören. So was von trist!«
»Gut.« Cruciani ergab sich. »Dann werde ich heute Abend versuchen, etwas zu lernen.«
»Auf mich müsst ihr nicht zählen, das sage ich gleich«, warnte Aleksandr sie.
»Wie, schon wieder Kopfweh?«, neckte ihn der Italiener.
»Unser Aleksandr hat eine krankhafte Beziehung zum Laufband in einem gewissen Sportstudio«, scherzte Sunil. »Das kann ihn nach der Erfahrung mit der Matratzenlöwin als einziges noch befriedigen.«
Der Russe verabschiedete sich und ging. Ihm war klar, dass sie die nächsten Stunden über ihn weiterwitzeln würden.
Am nächsten Morgen blickte Kommissarin Bourdet nachdenklich auf ein für die Abnahme von Fingerabdrücken bepudertes Glas in einer Plastiktüte. Besorgt fragten sich ihre Männer, was ihr wohl durch den Kopf ging. Xixi hatte ihr das Glas geliefert, zusammen mit Fotos von Sunil und Giuseppe.
B.B. wusste immer weniger, was sie denken sollte. Jetzt kam auch noch ein Ex-Mafioso ins Spiel, der mit der Polizei zusammengearbeitet hatte. Ein indischer Millionär, ein von der Botschaft geförderter Russe und ein Italiener mit so einerVergangenheit als Partner der Bremond-Clique. Was war davon zu halten?
Leider aber gingen die Ereignisse im Dreizehnten vor. Sie hatte Rosario und Pilar in einem Frauenhaus in Tolosa untergebracht.
»Was soll ich tun? Soll ich es behalten?«, hatte Rosario sie gefragt und ängstlich das Kreuz befingert, das sie um den Hals trug.
»Was du tun sollst, kann ich dir nicht sagen, aber was ich tun würde, das schon. Ein Kind von Bermudez würde ich nicht haben wollen, nicht für alles Gold der Welt. Pilar muss vergessen, die kann neue Probleme nicht gebrauchen.«
Esteban Garrincha, genannt Juan Santucho, war ein Mistkerl, dass er sie seinen drei Handlangern wie eine Puppe überlassen hatte. Und jetzt zettelte er auch noch einen Krieg gegen Bermudez an, indem er ihm sein Terrain streitig machte. Das entsprach nicht dem Plan der Kommissarin, nach dem sie unter den Mexikanern aufräumen wollte, und es wurde höchste Zeit, mal ein Wörtchen mit ihrem Schützling zu reden.
»Schafft mir den Idioten her«, gebot sie.
Hand in Hand ging Garrincha mit Bruna spazieren, als der Lieferwagen der Inspektoren neben ihnen hielt und Tarpin die Schiebetür öffnete. »Santucho, komm mit!«
»Lasst ihn in Ruhe, er hat nichts getan«, kreischte Bruna, die schon ziemlich zugedröhnt war.
»Schnauze, Schlampe«,
Weitere Kostenlose Bücher